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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zu zerstören. Ich habe oft schlecht über meine Mutter gesprochen.
    Doch als Stormy sich mir darbot, dachte ich an das Mädchen namens Bronwen, das im Alter von sieben Jahren seine Eltern verloren hat. Allein und voller Angst, hatte sie durch eine Adoption
eine scheinbar sichere Zuflucht gefunden, nur um erfahren zu müssen, dass ihr neuer Vater keine Tochter wollte, sondern ein Sexspielzeug. Ihre Verwirrung, ihre Furcht, ihre Erniedrigung und Scham konnte ich mir nur zu gut vorstellen.
    Ich dachte auch an Penny Kallisto und die Muschel, die sie mir gegeben hatte. Aus der rosa glänzenden Kehle dieser Muschel war die Stimme eines Ungeheuers gekommen, mit Worten voll wahnwitziger Lust.
    Obwohl ich meine liebevolle Leidenschaft nicht mit Harlo Landersons krankhaftem Trieb und seiner barbarischen Selbstsucht verwechselte, gelang es mir nicht, sein raues Atmen und sein bestialisches Grunzen zu verdrängen. »Bis Samstag ist es nicht mehr lang«, sagte ich. »Irgendwie hast du mir endlich beigebracht, wie schön Vorfreude sein kann.«
    »Was ist, wenn es keinen Samstag für uns gibt?«
    »Wir werden diesen Samstag haben und noch viele tausend mehr«, beruhigte ich sie.
    »Ich brauche dich«, sagte sie.
    »Ist das was Neues?«
    »Du lieber Himmel, nein!«
    »Für mich ist es auch nicht neu.«
    Ich nahm sie in die Arme. Sie lauschte meinem Herzen. Ihr Haar breitete sich wie ein Rabenflügel über ihr Gesicht, und ein Hochgefühl stieg in mir auf.
    Bald sprach sie murmelnd mit jemandem, den sie im Schlaf getroffen hatte, worüber sie sich offenbar freute. Der Fährmann hatte sein Werk getan, und Stormy trieb auf ihren Träumen dahin.
    Vorsichtig, um sie nicht aufzuwecken, rutschte ich vom Bett, zog ihr das Laken und die dünne Decke bis über die Schultern und stellte die Nachttischlampe auf die niedrigste Stufe. Stormy mag es nicht, im Dunkeln aufzuwachen.

    Nachdem ich in die Schuhe geschlüpft war, gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ sie. Auf dem Nachttisch lag die Pistole.
    Überall sonst in der Wohnung schaltete ich das Licht aus, trat in den Hausflur und schloss hinter mir die Tür mit dem Schlüssel ab, den Stormy mir überlassen hat.
    In die Eingangstür des Hauses war ein großes Oval aus buntem, bleigefasstem Glas eingesetzt. Durch die unregelmäßigen Mosaikstücke ergab sich ein zersplitterter und verzerrter Blick auf die Veranda.
    Ich legte ein Auge an eines der flachen Glasstücke, um die Dinge klarer sehen zu können. Auf der anderen Straßenseite stand ein Zivilfahrzeug der Polizei.
    Die Polizeiarbeit in Pico Mundo erfordert nur selten verdeckte Einsätze. Deshalb besitzt die Behörde auch nur zwei nicht gekennzeichnete Wagen.
    Ein Durchschnittsbürger würde keines der beiden Fahrzeuge als eines der Polizei erkennen. Weil ich den Polizeichef bei zahlreichen Fällen unterstützt habe, bin ich dagegen schon in beiden mitgefahren und mit ihnen vertraut.
    Unter den auffälligen Merkmalen des beigefarbenen Vans war es die kurze, hinten aus dem Dach ragende Funkantenne, die mir seine Herkunft verriet.
    Ich hatte den Chief nicht um Personenschutz für Stormy gebeten; sie hätte sich über die unausgesprochene Folgerung, sie könne nicht auf sich selbst aufpassen, sehr geärgert. Schließlich hatte sie ihre Pistole, eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme an einem Selbstverteidigungskurs und ihren Stolz.
    Falls sie überhaupt in Gefahr war, dann höchstwahrscheinlich nur dann, wenn sie sich in meiner Nähe befand. Ein Hühnchen zu rupfen hatte Bob Robertson schließlich nur mit mir.

    Diese logischen Schlussfolgerungen brachten mich darauf, dass Chief Porter womöglich nicht Stormy schützen wollte, sondern mich.
    Genauer gesagt, handelte es sich wohl nicht um Schutz, sondern um Observierung. Robertson hatte mich in Ozzies Haus aufgespürt und später in der St. Bartholomew wiedergefunden. Vielleicht hielt der Chief ein Auge auf mich, weil er hoffte, dass der Pilzmann erneut meine Spur aufnahm. Dann konnte man ihn vorläufig festnehmen, um ihn wegen der Verwüstung der Kirche zu verhören.
    Diese Überlegungen fand ich zwar verständlich, ärgerte mich jedoch darüber, als Köder benutzt zu werden, ohne dass man mich vorher höflich gefragt hatte, ob ich etwas dagegen hätte, einen Haken in den Hintern zu bekommen.
    Außerdem greife ich, um meiner Aufgabe gerecht zu werden, gelegentlich zu Taktiken, die von der Polizei missbilligt werden. Darüber weiß der Chief Bescheid. Wenn ich nun von

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