Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Schulter –, dann blickten sie gemeinsam auf das Pergament.
»Meine Geliebte«, sagte er, »dir scheint unbehaglich zumute zu sein. Ich glaube, ich kenne den Grund.«
»Du … kennst ihn?«, erwiderte Cythera. Seltsamerweise sah sie dabei in Maldens Richtung. Croy fragte sich nach dem Grund. Vielleicht hoffte sie, dass der Dieb auch ihr beistehen werde.
»Ja, natürlich«, erwiderte er. »Nach der langen Wartezeit muss dieser Tag doch wie ein Traum erscheinen. Nach allem, was du durchgemacht hast, dem ganzen Leid und den Qualen. Aber ich versichere dir, sobald du unterschrieben hast, übernehme ich die vollständige Verantwortung für dich.«
»Verantwortung«, wiederholte Cythera sehr leise, senkte dabei aber den Kopf, und die Glöckchen in ihrem Haar klingelten.
Plötzlich flogen ihm die Worte mühelos zu. Vielleicht zu mühelos – sie rollten ihm von der Zunge, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte.
»In jeder Hinsicht«, versprach er. »Ich werde nicht zulassen, dass du jemals wieder in Gefahr gerätst, nie wieder. Ich werde dich auf mein Schloss bringen, wo man dich Tag und Nacht bedient, wo man alle deine Bedürfnisse unverzüglich erfüllt. Du wirst nie wieder auch nur einen Finger heben müssen. Du wirst nicht einmal mehr das Schloss verlassen müssen. Und wenn unsere Kinder geboren sind, wirst du auch als Frau vollkommen sein. Stell dir eine solche Erfüllung vor – unsere Söhne und Töchter weit weg von dieser lärmenden, vulgären Stadt großzuziehen.«
Begeistert pflichtete Malden Croy bei. »Genau das hast du immer gewollt, nicht wahr, Cythera?«, sagte er. »Davon hast du immer geträumt.«
Stirnrunzelnd musterte Cythera den Dieb. »Richtig. Wie ich es dir gegenüber schon so oft geäußert habe.«
»Dann sollte es dir auch keine Schwierigkeit bereiten, dort zu unterschreiben«, erwiderte Malden. »Danach gibt es kein Zurück mehr. Du wirst den Rest deines Lebens mit Croy verbringen. Du wirst sein Besitz sein.«
»Vielleicht im rechtlichen Sinn«, schränkte Croy ein. Er fürchtete, Maldens Worte könnten Cythera verschrecken. Was dachte sich der Dieb dabei, so etwas zu sagen? »Aber im spirituellen Sinn ist es genau andersherum. Ich werde dein Sklave sein. Für immer«, versprach er.
»Hört sich doch wie ein guter Handel an«, verkündete Malden und lachte, als hätte er einen tollen Witz erzählt. »Unterschreib, und es gilt für alle Zeiten. Oder …«
»Ich habe meine Unterschrift noch nie lieber geleistet«, verkündete Cythera. Ihre Stimme war beinahe ein Kreischen. Die Nerven! So viele Nerven, die in diesem Raum blank liegen, dachte Croy. Wenn sie es nur endlich hinter sich brächte, damit jeder wieder durchatmen konnte!
Ihm fielen keine Worte mehr ein, und er konnte nur zusehen, wie Cythera die Feder ins Tintenfass tauchte …
… und zusammenzuckte, als unten ein Schrei ertönte. Ihre Hand stieß das Tintenfass um und vergoss den Inhalt über den Tisch.
»Was war das denn?«, fragte sie und riss das Pergament von dem sich ausbreitenden Tintenfleck fort. »Habt ihr das auch gehört?«
»Das sind doch bloß die feiernden Gäste«, meinte Coruth. »Unterschreib endlich! Ich habe Hunger.«
»Ich hätte schwören können, dass es …«
Cythera konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, denn in diesem Augenblick wurde die Mauer der Schenke mit solcher Wucht getroffen, dass das ganze Gebäude erbebte. Eine Kerze fiel aus ihrem Halter an der Wand. Glücklicherweise konnte Malden sie gerade noch packen, bevor sie im Stroh am Boden landete und alles in Brand setzte.
Der Laut, den sie als Nächstes hörten, war noch überraschender – ein dröhnendes Lachen, das nur einem Dämon gehören konnte, der sich über einen tödlichen Streich freute. Ihm folgte ein schrecklicher Schmerzensschrei. Da ging es nicht mehr um Gesang, klirrende Becher oder gemurmelte Witze.
Plötzlich blickte jeder im Raum Croy an. Croy, der einen Eid geschworen hatte, das Volk von Skrae zu beschützen. Sie blickten ihn an, weil sie eine Erklärung für den Lärm erwarteten, das war ihm klar. Und das war seiner Ansicht nach auch richtig so. Als Ritter des Königs war es seine beeidete Pflicht, den Frieden des Königs aufrechtzuerhalten – der den Geräuschen nach in dem Raum unter ihnen auf grausame Weise gebrochen wurde.
Wäre Croy ganz ehrlich gewesen, hätte er sich eingestanden, im Leben noch niemals so dankbar für eine Ablenkung gewesen zu sein. »Ich sollte mir das ansehen«,
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