Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
fragte sich, wie schnell er wohl aus dem Zimmer käme, falls es brenzlig würde. Er hatte nicht das Gefühl, sich in Gefahr zu befinden. Nach dem nächsten Fluchtweg Ausschau zu halten, war einfach seine natürliche Reaktion, wenn er einem sehr großen, mit Waffen behängten Mann begegnete.
Croy stellte seinen neuen Freund den Damen und dann Malden vor, der die Hand ausstreckte. Der Barbar starrte die Hand einen Augenblick lang an und sah dann weg.
»Ich bitte dich um Verzeihung, sollte ich dich beleidigt haben«, sagte Malden.
»Kleiner Mann, verzeih mir. In meinem Land berühren wir nur die, die wir lieben oder die wir töten wollen.«
»So wie … Croy«, mutmaßte Malden und deutete auf den Arm, der den Ritter umfangen hielt. »Ihr kennt euch aus einer früheren Schlacht?«
»Wir sind uns vor dem heutigen Tag noch nie begegnet«, versicherte Croy dem Dieb.
»Dann …«
»Mörget ist ein Ancient Blade.«
»Oh!«, sagte Cythera, und Malden nickte, weil das alles erklärte.
Croy war der Träger von Ghostcutter, und das Schwert bestimmte sein Leben. Vor ihm hatte sein Vater die Klinge getragen, und vor seinem Vater hatte es eine ganze Reihe von Rittern gegeben, die das Schwert geführt hatten. Jeder von ihnen hatte seinen Nachfolger ausgebildet, damit das Schwert immer einen adligen Träger hatte. Croy hatte seine ganze Jugend damit verbracht, zu lernen und sich des Schwertes als würdig zu erweisen. Hörte man den Ritter von seiner Waffe sprechen, dann war er selbst weniger wichtig und wertvoll als das Stück Eisen, das er am Gürtel trug, und wenn man ihn fragte, wer er war, dann behauptete er, ein Ancient Blade zu sein, eine Alte Klinge – er sprach für das Schwert, das keine eigene Stimme besaß.
Die Träger der Schwerter mussten verschiedene Eide leisten und unter anderem schwören, einander bei edlen Questen zu helfen. Und sollte einer jemals eidbrüchig werden, mussten die anderen sechs ihn jagen und erschlagen, damit die Klinge, die er entehrt hatte, einem ehrenvolleren Träger übergeben werden konnte.
Was bedeutete, dass Croy und Mörget von nun an entweder die besten Freunde wären, oder dass Croy den Barbaren ohne Vorwarnung töten müsste.
»Ich glaube, ich habe euch einmal erzählt, dass sich hier im Westen nur fünf der Schwerter befinden. Die anderen beiden sind uns verloren gegangen. Bei den … Barbaren.«
Mörget schnalzte mit der Zunge. »Den Clans des Ostens«, verbesserte er.
»Ja, natürlich«, sagte Croy, »den Clans des Ostens. Nun, wie sich herausstellt, sind gar nicht alle verloren gegangen. Die Clans besaßen sie jahrhundertelang, und sie haben die Klingen genauso geehrt wie wir und sie für ihren heiligen Zweck aufbewahrt.«
»Jenseits der Berge gibt es Zauberer«, fügte Mörget hinzu, »genau wie bei euch. Jemand muss sie bekämpfen. Ich habe mehr als ein Dutzend mit Dawnbringer erschlagen.« Er zog das Schwert und stach damit nach der Decke. »Möge ich noch lange genug leben, um ein Dutzend weiterer zu erschlagen, oder mit der Klinge in der Hand sterben!«
»Ja, nur zu!«, murmelte Malden. Er trat zum Tisch und ergriff einen Krug mit Ale. »Sollen wir darauf trinken?«
»Ich nehme niemals berauschende Getränke zu mir«, versicherte Mörget ernsthaft und steckte das Schwert weg. »Sie vernebeln die Sinne, zerstören den Körper und machen einen Mann zu einem schlechten Kämpfer. Habt ihr keine Milch?«
»Wie wäre es mit Rahm?«, schlug Cythera vor und wies auf einen Krug.
Der Barbar ergriff ihn wie einen Becher und nahm einen tiefen Schluck. Dann verzog er das Gesicht und schüttelte den Kopf. Sein Mund war völlig mit Rahm beschmiert, der die rote Farbe überdeckte.
Allerdings wirkte er keineswegs lächerlich, wie Malden befand. Mörget hätte eine Strohperücke und einen falschen Schweinerüssel auf der Nase tragen können, er hätte nach Maldens Meinung immer noch nicht wie ein Hofnarr ausgesehen. Dagegen sprach das viele Eisen unter seinem Fellumhang.
Malden war kein Feigling – er hatte nichts gegen ein Wagnis einzuwenden, wenn daraus Gewinn zu ziehen war. Aber er wusste, dass Mut im Angesicht des sicheren Untergangs einfach nur dumm war. Er hätte den Barbaren genauso wenig ausgelacht, wie er seinen Kopf in einen Löwenrachen gesteckt hätte, um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen.
Während er über dieses Thema nachbrütete, krachte unten die Tür auf. Er spähte wieder zum Fenster hinüber. »Ich glaube, die Wache ist gekommen«, sagte
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