Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Um ein Haar hätte sich Croy bei dem Sprung verschätzt, aber im letzten Augenblick versetzte ihm Mörget einen Stoß, und er landete mit Getöse neben Malden auf dem Balkon. Die Wächter stürmten das Dach der Schenke, von dem die drei Flüchtlinge gerade so waghalsig entkommen waren, und Mörget stieß ein brüllendes Lachen aus und setzte über die Straße hinweg.
Die Marktbesucher starrten überrascht und entsetzt nach oben und glaubten offenbar, eine donnernde Gewitterwolke treibe über ihre Köpfe hinweg.
»Und jetzt hinauf!«, zischte Malden. »Und bitte ganz leise!«
Mörget täuschte Zerknirschung vor und zog sich auf das Schieferdach hinauf. Malden half Croy, ihm zu folgen. Sie ließen die Wächter hinter sich zurück, die von der anderen Straße zu ihnen herüberstarrten und sich nicht zu springen trauten. Malden führte die beiden Krieger über das Dach, bevor die Stadtwächter nach Verstärkung rufen konnten, dann die Regenrinnen einer Reihe von Häusern entlang und über eine schmale Gasse, bis etwa ein Dutzend Dächer zwischen ihnen und möglichen Verfolgern lag.
»Es reicht, Malden, es reicht!«, keuchte Croy, der nicht mehr aufrecht stehen konnte. »Wir haben sie hinter uns gelassen, da bin ich ganz sicher.« Er ließ sich auf die Ziegel sinken und die Beine ins Leere hängen.
»Wir hätten auch bleiben und sie abwehren können«, meinte Mörget. »Ihr habt so getan, als wäre ein ganzes Heer hinter uns her, dabei waren es bloß fünf kleine Männer mit Hellebarden.«
»Du hättest sie sicher zu Brei geschlagen«, erwiderte Malden stirnrunzelnd. »Aber dann wäre ein Heer hinter dir hergewesen. Gibt es in deiner Heimat denn keine Wächter? Kämpfst du gegen einen von ihnen, musst du gegen alle kämpfen.«
»Männer, deren einzige Aufgabe darin besteht, auf ihre Mitmenschen aufzupassen und dafür zu sorgen, dass sie keine Gesetze brechen? Warum sollten wir so etwas brauchen? Tut dir im Osten ein Mann unrecht, suchst du sein Zelt auf und forderst ihn zum Kampf. Du schlägst auf ihn ein, bis er sich entschuldigt oder zahlt, was du von ihm zu bekommen hast. Das sind einfache Regeln, aber sie haben sich bewährt.«
»Und wenn du das Zelt eines Mannes aufsuchst, der dir einen Schaden zugefügt hat, der aber größer ist und gewinnt?«, wollte Malden wissen.
Verwirrt kniff der Barbar die Augen zusammen. »Keine Ahnung.«
Malden schüttelte den Kopf. »Nun, wenn du hier in einer Schenke sechs Männer mit einer Axt angreifst …«
»Halt, halt – ich habe keinen einzigen von ihnen getötet.«
»… kommt die Wache mit genügend Männern und führt dich ab. Dann sperrt man dich ins Loch, wo du auf dein Verfahren wartest.«
»Ich wäre eher gestorben, bevor man mich in einen Käfig sperrt«, sagte Mörget.
»Oder danach, wenn man dich hängt. Vermutlich hätte man Croy verhaftet, weil er dir geholfen hat, und mich aus reinem Misstrauen eingesperrt, weil ich mich in der Nähe aufhielt.«
»Dank Malden ist es nicht so weit gekommen!«, rief Croy und schlug dem Dieb auf den Rücken.
»Dann schulde ich dir wohl etwas«, gestand Mörget ein.
»Vergiss es. Aber verrat mir doch eins. Warum hat dieser Kampf überhaupt angefangen, und warum ist er so aus dem Ruder gelaufen? Gewöhnlich endet eine Kneipenprügelei mit aufgeschürften Knöcheln und vielleicht einem Stuhl, der auf einem Kopf zertrümmert wurde, aber nicht mit Äxten, Keulen und eingeschlagenen Gesichtern.«
Mörget hob die Schultern. »Ein Mann beleidigte mich. Er besudelte meine Ehre.«
Croy nickte verständnisvoll, aber Malden musste den Blick abwenden.
»Eines Tages bringt mich die Ehre von euch Ancient Blades noch ins Grab. Also gut, was hat er gesagt? War es eine schwere Kränkung?«
»Er sah mich trinken und meinte, ich sei der größte Säugling, den er je zu Gesicht bekommen habe. Ich hielt das für einen guten Witz und fand nichts Schlimmes daran.«
»Männer in Kneipen machen oft Witze und ziehen andere auf«, sagte Malden. »Das hat nichts zu bedeuten.«
»Aber unter Clansmännern muss man einen Scherz stets erwidern. Also musste ich ihm natürlich sagen, dass in meinem Land selbst die Säuglinge größer sind als die Männer in dieser Stadt. Das gefiel ihm nicht.« Mörget hob die Schultern. »Er wollte nach meinem Arm greifen – wie bereits gesagt, ist dies Fremden in meinem Land verboten. Also nahm ich ihn und warf ihn gegen eine Säule. Damit war für mich die Sache erledigt, bis ich sah, dass seine Freunde die
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