Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
töten, bevor er zustechen konnte.
Denk nach!, befahl er sich. Aber das war unmöglich – dazu schmerzte ihn der Kopf zu sehr.
Rede dich aus dieser Lage heraus! Aber er konnte kaum sprechen.
Sollte er so sterben?
Er verbrachte sein Leben in ständiger Gefahr. In Ness stand auf Diebstahl der Strang, ob man nun Edelsteine oder eine Brotkruste stahl. Er riskierte jeden Tag Kopf und Kragen. Und doch hatte er noch nie so große Angst wie in diesem Augenblick verspürt, war sich noch nie so sicher gewesen, dass sein Ende nahte.
Anscheinend konnte er nichts tun, keinen Ausweg finden, um sich zu retten. Aber dann geschah ein Wunder und verschaffte ihm eine Ablenkung.
Hinter Prestwicke quiekten die Schweine. Der Meuchelmörder hob den Kopf, nur für einen Augenblick. Diese Atempause gab Malden die Gelegenheit, einen Blick auf die Messer zu werfen, die so sorgfältig in ihrem Bündel ausgerichtet lagen. Sie befanden sich ganz in der Nähe seines rechten Fußes, ein kaum erkennbares silbriges Funkeln in der Dunkelheit.
Sein Bein zuckte und stieß sie weg, schickte sie klirrend in die Gasse.
Prestwicke knurrte wütend und trat Malden in den Leib. Um ein Haar hätte sich der Dieb übergeben – der Mörder war viel stärker, als er aussah.
»Du Trottel! Jetzt muss ich sie alle wieder einsammeln. Und sie sind bestimmt schmutzig geworden.«
»Tut … mir leid«, stieß Malden mit Mühe hervor, als er nicht mehr nach Luft rang.
»Und diese Viecher, warum sind sie nicht still? Begreifen sie nicht, dass hier ein Mann seine Arbeit erledigt?«, verlangte Prestwicke zu wissen. »Jeden Augenblick ist die Stadtwache da, und sie wird alles verderben. Ich hätte nicht übel Lust, dich auf der Stelle zu erdrosseln.« Der Meuchelmörder spähte in die Gasse hinein, und Malden sah, dass ihm plötzlich Schweißtropfen vom Kinn rannen. »Aber nein. Wir werden das auf die richtige Weise erledigen. Das nächste Mal vollstrecke ich es richtig .«
Er ergriff Malden unter den Achseln, lud sich den Dieb auf die Schultern und schleppte ihn in die Gasse hinein.
»Wo…?«, fragte Malden zutiefst verwirrt. Wohin bringst du mich? , wollte er fragen.
»Ich kann nicht zulassen, dass dich die Wache findet, nicht jetzt«, sagte Prestwicke. »Man würde dich einlochen und vermutlich aufhängen. Und ich teile nicht gern.«
Malden war zu schwach, um sich zu wehren, als ihn der Meuchelmörder quer durch den halben Qualmbezirk schleppte und dabei den aufmerksamen Stadtwächtern aus dem Weg ging. Prestwicke schien eine echte Begabung zu haben, seinen Verfolgern auszuweichen – hauptsächlich benutzte er dunkle Gassen, aber gelegentlich musste er breite Straßen überqueren, wo sich selbst zu dieser Stunde Passanten herumtrieben. Trotzdem hätte Malden schwören können, dass sich nicht ein Blick auf ihn und seinen Häscher richtete, während sie durch die Nacht eilten. Wer immer dieser Prestwicke sein mochte, in seiner verstohlenen Art war er noch begabter als Malden.
Schließlich gelangten sie zu einer Gasse am Rand des Stinkviertels, einem finsteren Weg zwischen zwei hohen Mietskasernen. Prestwicke warf Malden auf einen Müllhaufen mit zerbrochenen Möbeln und Holzscheiten, die dazu dienten, in den umliegenden Häusern die Herdfeuer zu unterhalten.
»Ich kehre morgen Nacht zu dir zurück, wenn die richtige Stunde wieder gekommen ist«, erklärte Prestwicke und blickte auf Malden herab. In seinem benommenen Zustand schien der Meuchelmörder aus großer Höhe über ihm zu lauern.
»Wo … sollen wir uns treffen? Ich würde nur ungern ein so … oh …« Maldens Kopf fühlte sich an, als wäre er mit gegeneinanderreibenden Steinen gefüllt. »… so wichtiges Treffen verpassen.«
Prestwicke starrte ihn höhnisch an. »Lauf, wohin du willst. Ich spüre dich in jedem Versteck auf. In Ness kannst du dich nirgends vor mir verbergen.«
»Das kommt mir … schrecklich … gut gelegen«, erwiderte Malden. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten. »Da ich …«
Aber Prestwicke war bereits verschwunden. Malden sah seinen Mörder nicht gehen. Gerade noch stand Prestwicke vor ihm, und im nächsten Augenblick kauerte der Dieb allein in der Gasse. Abgesehen von den Ratten, die in dem Holzstapel nisteten.
Kapitel 15
Nieselregen perlte am nächsten Morgen von Croys bestem Lodenumhang, als er die letzten Gegenstände auf den Wagen lud. Er befestigte eine Lederplane über den Vorräten: Fässern mit geräuchertem Fisch, zusammengerollten
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