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Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen

Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen

Titel: Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Befiederungen versehen hatte. Als er fertig war, begab er sich in die erste Etage des Hauses, wo er seine Wohnräume unterhielt. Schwere Samtvorhänge verhüllten sämtliche Fenster und sperrten das gleißende Sonnenlicht aus. Sie waren festgenagelt, aber trotzdem fand der eine oder andere verirrte Strahl seinen Weg ins Innere. Genug, um sehen zu können. Snurrin trat zum Schreibtisch und holte einen langen Papierstreifen hervor. Mit einem schweren Bleigriffel schrieb er in Zwergenrunen eine Botschaft nieder. Danach sah das Papier noch immer leer aus. Hielt man es aber wenige Augenblicke lang über eine geeignete Öllampe, erschienen die Runen, nachdem sich die Rauchpartikel am Papier festgesetzt hatten, aber nicht am Blei. Was er geschrieben hatte, war nicht für jedermanns Auge bestimmt.
    Snurrin war kein Anfänger, was Spionage betraf. Man erwartete von jedem in Skrae beheimateten Zwerg – oder zumindest jedem, der treu zum Zwergenkönig stand –, ein Auge auf die Angelegenheiten der Menschen zu haben und nötigenfalls Bericht zu erstatten. Der Vertrag zwischen der Krone von Skrae und dem Königreich der Zwerge war in Eisen geschmiedet und machte beide Völker zu unverbrüchlichen Verbündeten. Das bedeutete nicht, dass sie einander auch nur einen Augenblick lang vertrauten.
    Als die Botschaft fertig war, begab sich Snurrin auf den Dachboden zu einer Holzkiste, die mit einem stabilen Vorhängeschloss versehen war. Darin befand sich ein Dutzend Fledermäuse, jede so groß wie sein Unterarm. Die Tiere schliefen noch und hatten die Flügel wie Umhänge um die Körper geschlagen. Er wählte eine mit drei auf den Rücken gemalten schwarzen Punkten aus und rollte ihr die Botschaft um eins der Beine. Die Fledermaus trat um sich und quietschte im Schlaf, konnte das Papier aber nicht abstreifen. Als nach Snurrins Dafürhalten alles in Ordnung war, verschloss er den Kasten wieder und kehrte zurück nach unten, um sich eine Mahlzeit zuzubereiten. Seine Arbeit war getan.
    Rotwehr lag über hundert Meilen entfernt, weit im Südosten an der Schlangenbucht. Ein menschlicher Reiter hätte drei Tage für die Strecke gebraucht, selbst wenn er die Nacht durchgeritten wäre und ihn an jedem Haltepunkt frische Pferde erwartet hätten. Ein schnelles Schiff konnte es mit günstigen Winden vielleicht in der halben Zeit schaffen. Aber selbst wenn die Freie Stadt Ness von einer Erdspalte ganz und gar verschlungen und in die Seelengrube gezerrt worden wäre – kein Mensch in Rotwehr hätte früher davon erfahren.
    Die Zwerge kannten eine weitaus wirkungsvollere Methode, um Botschaften zwischen den beiden Städten auszutauschen. Wenn am Abend die Dunkelheit einsetzte, würde die Fledermaus aus einem schmalen Schlitz an der Kastenseite trippeln und nach Rotwehr fliegen. Sie wusste aus Erfahrung, dass sie das störende Papierstück vom Bein nur dann loswürde, wenn sie dort einen bestimmten Zwerg erreichte. Sie würde mit voller Geschwindigkeit fliegen und in der Morgendämmerung eintreffen, wo sie ein untergeordneter Schreiber in der Zwergenbotschaft auf dem Weg ins Bett finden würde. Der Schreiber würde die Botschaft ungelesen auf kürzestem Weg zum Botschafter bringen, der genau wissen würde, wie sie lesbar zu machen war. Der Botschafter würde auch genau wissen, wie mit den Nachrichten zu verfahren wäre, die Snurrin geschickt hatte.
     
    BARBAR BRICHT NACH VINC AUF
    DARF NICHT FINDEN, WAS DORT VERBORGEN IST
    KÖNIG BEFIEHLT VORRANGIGSTE BEACHTUNG
     
    MENSCHLICHE OPFER IN KAUF NEHMEN
    SCHICKT BALINT

Kapitel 16
    Die Abenteurer passierten das Königstor ohne Aufenthalt – keinem der Wächter lag daran, eine so gefährlich aussehende Gruppe am Verlassen der Stadt zu hindern –, und bevor sich Malden versah, hatte er die Außenwelt betreten.
    Der Anblick überwältigte ihn völlig.
    In seinem ganzen Leben hatte er noch keinen Fuß über die Mauern der Freien Stadt Ness hinaus gesetzt. Zum ersten Mal sah er sich der Tatsache gegenüber, dass es überhaupt eine Welt außerhalb dieser Mauern gab.
    Die Erkenntnis jagte ihm eine Höllenangst ein.
    Das Land erstreckte sich vor ihm wie das Wellengebirge eines großen Meeres, ein Ozean gelbbrauner Weizenfelder, die unter einem niedrigen grauen Himmel in ständiger Bewegung waren. In der Ferne brach die Wolkendecke auf, und Sonnenlicht strömte in unglaublich langen, geraden Strahlen zur Erde herab, um auf goldenen Feldern zu flackern. Über Sicheln gebeugt, arbeitete dort eine Gruppe von

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