Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Bauern, um die leuchtenden Schätze zu ernten. Im Nordosten erhob sich eine weiße Kirche, deren Turm wie ein anklagender Finger nach oben wies. Sie wirkte schrecklich allein auf dieser endlosen Fläche, ihre rechten Winkel und die unverkennbare Form kamen Malden wie ein herausgeschnittenes Stück seines Lebens vor, das ein Riesenkind achtlos weggeworfen hatte.
Bis zu diesem Augenblick hatte er jede Stunde seines Lebens in schmalen Gassen, auf Dächern oder in gepflegten Gärten verbracht, die an der Stadtmauer endeten. Nun ließ sich nichts mehr unmittelbar berühren. Würde mich ein Sturmwind in den Himmel reißen und in die Mitte des Meeres schleudern, wo kein Land in Sicht ist, genauso würde sich das anfühlen, dachte er. Er kam sich entblößt, nackt und verletzlich vor und fühlte sich in höchstem Maß unwohl.
Im Lauf der Zeit verebbte dieses Unbehagen, obwohl er es nie ganz verlieren sollte.
Stundenlang rollten die Reisenden im böigen Regen zwischen den Feldern dahin und entdeckten nur gelegentlich einige Feldarbeiter in der Ferne. Die zurückgelegte Strecke ließ sich nur mithilfe von Meilensteinen messen, die am Straßenrand standen, einfache Steinhügel mit dem Zeichen des örtlichen Adels, einem einfach gezeichneten Storch, zwei Sparren oder einer schlichten Krone. Für Malden hatten diese Symbole nur eine Bedeutung: Das Land in seiner ganzen Ausdehnung gehörte einem Fremden. Er befand sich unbefugt auf dem Besitz eines anderen Mannes, und wenn der wollte, konnte er ihn verjagen.
Anscheinend gab es auch außerhalb der Stadt keinen Ort, an dem sich ein Mann in Freiheit wähnen konnte.
Trotz seiner Missstimmung döste Malden bald auf seinem Sitz ein. Er hatte Angst, schlafend vom schaukelnden Wagen zu stürzen, und so war er fast dankbar, als Croy ein Reiselied anstimmte. Es war die recht rührselige Geschichte eines Ritters, der für die Ehre seiner Dame in den Kampf zieht. Malden kannte eine ganz andere Fassung, die bedeutend anstößigere Moritat von den schönen Töchtern eines Bauern und Drachen, die sich als nackte Frauen verkleideten und sich nur durch eine gewisse Schuppigkeit ihrer Haut verrieten. Aber er hätte später noch genügend Zeit, seine Weisen vorzutragen. Schließlich würde diese Reise vermutlich länger als eine Woche in Anspruch nehmen – es war nicht nötig, seinen Vorrat an Liedern schon am ersten Tag zu vergeuden.
Nach einer Stunde ließ sich Cythera zurückfallen und ritt neben dem Wagen her. »Es überrascht mich, dich hier zu sehen«, sagte sie zu ihm. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich froh darüber bin.« Sie berührte Maldens Wange. »Oh, du bist verletzt!«
Der Dieb hob die Schultern, obwohl es schmerzte. »Nur eine Schramme«, murmelte er.
»Was ist dir widerfahren?«
Malden plusterte sich auf. »Eine Horde schurkischer Meuchelmörder stürzte sich in der Dunkelheit auf mich. Für gewöhnlich hätte ich mich ihrer ja erwehrt, aber ich war gerade damit beschäftigt, dem Mond sein Silber zu stehlen. Also konnten sie die ersten Treffer landen, bevor ich wusste, was sie überhaupt von mir wollten. Danach nahm die Begegnung natürlich eine andere Wendung, und sie blieben in viel schlimmerem Zustand zurück, als sie auf mich zugekommen waren.«
Sie lachte, und auch er grinste zum ersten Mal an diesem Tag.
»Prahlerei gehört nicht zu deinen Stärken, Dieb«, sagte sie. »Trotzdem bin ich froh, dass sie dich nicht getötet haben. Oder eingesperrt, was die andere Möglichkeit gewesen wäre. Gab es viel Silber auf dem Mond? Er sieht ja nicht größer aus als eine Münze, die man auf Armlänge von sich weghält.«
»Vergleicht man das mit dem Gold, das ich der Sonne wegnahm, war das schon eine Summe, die sich zu stehlen lohnt.« Er warf einen verstohlenen Blick zu Croy hinüber, aber der tat so, als höre er den beiden nicht zu. Außerdem war er ohnehin mit Singen beschäftigt und gerade an einem Vers über die Tugenden höfischer Liebe, also schien Malden über etwas freien Spielraum zu verfügen. »Nun, wenn du überrascht bist, mich zu sehen, muss ich das doppelt zurückgeben. Ich hätte dich hier weder erwartet noch vermutet, dass du für Croys Dummheiten anfällig bist.«
»Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, mich entweder für meinen Vater oder meine Mutter abzumühen, und hielt mich fast ständig innerhalb der Mauern von Ness auf. Ich wollte einmal die Welt sehen, bevor ich heirate. Sobald ich mit Croys Nachwuchs schwanger bin, gibt es keine
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