Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
ergründen. Wie oft habe ich davon geträumt, an diese Stelle zu treten und den Weg offen vorzufinden. Was kann ich alles von diesem Ort lernen? Ich kann euch nicht einmal annähernd vermitteln, was dies für mich bedeutet.«
Mörget lachte. Cythera warf dem Barbaren einen bösen Blick zu, aber der Barbar hob bloß die Schultern. »Nun, kleiner Mann, dann sollte die Ehre, vor uns einzutreten, dir überlassen bleiben.«
Herward wandte sich dem Barbaren zu, einen Augenblick lang klärte sich sein Blick, und Malden erkannte, dass er von einem plötzlichen Anfall geistiger Gesundheit heimgesucht wurde. »Eintreten?«, fragte er. »Dort tatsächlich … eintreten?«
Er wandte sich wieder der Öffnung zu. Diesem finsteren, abweisenden Loch im Siegel, hinter dem der ruhelose Atem längst vergangener Zeiten zu spüren war. Alles Mögliche mochte die Besucher erwarten, wirklich alles, aber mit Sicherheit nichts Erfreuliches.
Die Blicke aller richteten sich auf Herward, der einen Fuß vor den anderen setzte. Selbst aus der Ferne sah Malden, wie stark die Hände des Einsiedlers zitterten. Herward griff nach einer der Ketten, berührte sie aber nicht. Stattdessen räusperte er sich und richtete sich auf. »Nein«, sagte er. »Nein … die Vision war eindeutig. Ich soll euch helfen, mich nicht euch anschließen. Jemand muss hierbleiben und auf eure Habseligkeiten aufpassen, richtig?«
Croy trat auf den Einsiedler zu und nickte ernst. »Ich glaube, das wünscht sie sich.«
»In der Tat. Ihr Name sei gesegnet«, murmelte Herward und eilte zurück zu Mörget und Slag, die am weitesten von der Öffnung entfernt standen.
Croy blieb, wo er war. Er bückte sich, linste in das Loch, und Malden sah, dass er nicht im Mindesten zitterte. Vielmehr erweckte er den Eindruck, gleich losstürmen und sich hineinzwängen zu wollen, um den dahinter lauernden Dämon so schnell wie möglich zu fassen.
Croy besaß Mut, das musste der Dieb ihm lassen. Vermutlich machte ihn vor allem das zum Ritter – die Bereitschaft, sich für eine edle Sache in Gefahr zu begeben. Zum ersten Mal seit langer Zeit wurde sich Malden bewusst, dass er den Mann tatsächlich bewunderte.
»Malden«, sagte Croy, »wärst du so nett, einen Blick hineinzuwerfen und uns zu sagen, wie wir weitergehen sollen?«
»Ich?«
Aber dann erinnerte er sich, warum man ihn auf diese Reise mitgenommen hatte. Er war der Mann, der die tödlichen Fallen des Vinculariums aufspüren und unschädlich machen sollte.
Vielleicht hätte er sich doch nach Helstrow aufmachen und dort sein Glück als ehrbarer Mensch versuchen sollen. Aber das war nun nicht mehr möglich. Er stellte sich an Croys Seite und ging in die Hocke, um das Loch zu begutachten. »Sieht groß genug zum Durchkriechen aus«, sagte er und rieb sich das Kinn. Er berührte den Stein an der Stelle, wo er sich verformt hatte und verlaufen war. Inzwischen fühlte er sich ganz kühl an. »Und vermutlich gibt es schlechtere Möglichkeiten, als durch die Vordertür eintreten zu können.«
»Nicht deine übliche Vorgehensweise, wie?«, meinte Slag. Der Zwerg blinzelte in die Finsternis jenseits der Öffnung und zupfte sich am Bart.
»In meinem Geschäft zieht man oft die Hintertür vor, ja. Sehen wir doch einmal nach.« Malden entzündete eine Laterne und leuchtete in die Höhlung hinein. Außer matt schimmerndem Fels war wenig zu sehen. Feiner Nebel schwirrte in der Öffnung umher, Wassertröpfchen, die sich in irgendeinem unterirdischen Luftzug verfangen hatten und nun durch Maldens Lichtschein nach außen drangen. Dort bewegte sich nichts. Vermutlich hatte sich schon seit Jahrhunderten nichts mehr bewegt.
Der Dieb wollte schon loskriechen, da packte ihn Croy an der Schulter und zog ihn zurück. »Herward spricht ein Gebet für uns«, sagte der Ritter.
»Oh, gut. Es wäre wirklich eine Schande, sich ohne göttlichen Beistand dort hineinzubegeben.«
Das Gebet zog sich in die Länge, aber Malden tröstete sich mit dem Wissen, dass sich der heilige Mann um sein Pferd kümmern würde, solange er sich in der Gruft aufhielt. Kostenlos. Als es endlich vorbei war, betrachtete er Mörget, der seine Axt mit einem Schleifstein schärfte. Dann Slag, der um ihn herumstampfte und einen besseren Blick nach drinnen erhaschen wollte. Cythera, die seinen Blick mied. Und schließlich Croy, der entschlossen den Unterkiefer vorschob.
»Sollen wir es wagen?«, fragte er und deutete auf die Öffnung.
»Du zuerst«, schlug Slag vor.
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