Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
verantwortlich sind.«
»Nicht verantwortlich! Es erfüllt mich mit Abscheu,
was sie bereits angerichtet haben.«
»Das solltest du ihnen besser nicht sagen. Sie
brauchen jemanden, der ihnen ein Beispiel gibt. Sie brauchen jemanden, der
ihnen sagt, was sie tun sollen.«
»Aber das kann unmöglich ich sein!«, protestierte
Malden. »Ich bin bloà ein Dieb. Nein.« Er richtete den Blick in sein Inneres.
»Nein, diese Verantwortung trage ich nicht. Das kann ich nicht.«
»Nimm dich in Acht! Solltest du diese Aufgabe nicht übernehmen,
dann wird es ein anderer tun. Jemand, der dir nicht zusagt. Du wirst tun, was
du tun musst, Malden. Es ist sinnlos, sich dagegen zu wehren, das ist vorbei.
Wenn du meine Hilfe brauchst, komm zu mir, und ich gewähre sie dir groÃzügig.«
Grummelnd erhob sie sich auf die FüÃe. Er wusste, dass sie sich wieder in einen
Vogel verwandeln und wegfliegen würde, und diesmal konnte er ihr nicht folgen.
Solche Macht zu besitzen, schien wahrhaft nützlich zu
sein.
»Warte!«, rief er. Er wollte sie noch etwas fragen.
»Verrat mir wenigstens, wie ichââ¦Â«, begann er, aber da war Coruth bereits
verschwunden.
Er verbrachte die ganze Nacht auf dem Dach des
Kontors, bis das Unheil unter ihm seinen Lauf
genommen hatte. Das Tor fiel. Die Verteidiger wehrten sich tapfer. Sie waren
gut ausgebildet und bewaffnet. Auf jeden Einzelnen von ihnen kamen fünfzig
Männer und Frauen aufseiten des Mobs. Dem war es gleichgültig, wie viele aus
seinen Reihen ums Leben kamen.
Im Morgengrauen leckten Flammen aus den Steinfenstern
des Palastes hervor. Die Dächer der Soldatenunterkünfte waren
zusammengebrochen, die Mauern eingestürzt.
Vom Schlosshügel war nur noch eine Ruine geblieben.
Alles, wofür er gestanden hatte â das alles gab es nicht mehr.
Kapitel 61
Auf einem schlammigen Acker abseits der
StraÃe von Helstrow sollte Baron Osthofs Plan einer Prüfung unterzogen werden.
Binnen weniger Stunden würde man sehen, ob der Abschaum aus Deserteuren und
Räubern eine kleine Streitmacht der Barbaren zu vernichten imstande war.
Croy machte sich keine groÃen Hoffnungen auf einen
Erfolg.
Nebelschwaden bedeckten die Furchen des Feldes und
legten sich über die Stoppeln der Weizenähren, die den Sommer über auf dem
Acker gewachsen waren. Vögel kreisten auf der Suche nach letzten Körnern über
dem Schlamm. Am Rand, wo Bäume den Boden beschatteten, überzog der frühe Frost
den Bewässerungsgraben mit einer Eiskruste.
Die Wunde an Croys Arm war fest verbunden und verbarg
sich unter dem breiten Schild, den er nur mit Mühe heben konnte. Die Verletzung
schmerzte, aber nicht so stark wie nach einem langen Tag des Kampfes.
Vielleicht würde er ja gar nicht lange genug leben,
dass aus der Verwundung eine bleibende Behinderung würde.
Er betrachtete die erwartungsvollen Mienen seiner
Männer und fragte sich, was er ihnen sagen sollte. Er befürchtete, dass viele
von ihnen die erste Angriffswelle nicht überleben würden. Späher hatten
berichtet, dass eine Barbarenstreitmacht zu Fuà die Stadt Helstrow noch vor dem
Morgengrauen verlassen hatte. Weiter hatten sie beobachtet, dass die Truppe mehr
als einhundert Männer zählte und von Mörgain persönlich angeführt wurde.
Er hingegen hatte dreihundertundsechzig Männer um sich
geschart. Jeden kampffähigen Mann, den er hatte finden können. Seine Leute
hatten eine dürftige Grundausbildung genossen, ihre Waffen bestanden aus
billigem Stahl, und sie hatten noch nie zuvor in ihrem Leben gekämpft. Er hatte
erlebt, wie sie angesichts einer Handvoll Späher gekniffen hatten, obwohl sie
ihren Feinden zahlenmäÃig haushoch überlegen gewesen waren. Trotzdem hatten sie
sich in keiner Weise zu behaupten gewusst. Er
rechnete damit, dass die meisten von ihnen die Flucht ergreifen würden, wenn
die Schlacht erst richtig losging. Was im Grunde gar nicht so schlecht gewesen
wäre. Rückzug war eine vernünftige Strategie auf dem Schlachtfeld. Wenn man
unterlegen war oder bei einem Kampf nicht nachsetzen konnte, war es
besser, man hielt inne und lief davon, statt Widerstand zu leisten und
niedergemacht zu werden. Aber bei Barbaren bedeutete Rückzug Selbstmord. Sie
konnten schneller rennen als die meisten Männer von Skrae, und der Gedanke an
Gnade war ihnen fremd.
Croy lieà sein Ross die
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