Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
umsonst«, seufzte Velmont und
lieà die Schultern hängen. »Halt mit mir mit, wenn du noch kannst â den
Hügel aufwärts. Da gibt es noch mehr zu sehen, und zwar Schlimmeres.«
Die beiden eilten über die Dächer des Qualmbezirkes
und den Goldenen Hang hinauf zum Schlosshügel. Eine Gegend, die Malden
wahrhaftig nicht mehr sehen wollte. Der ausgebrannte
Palast und die eingestürzten Verwaltungsgebäude waren die stumme Anklage
einer Schuld, die er nie würde abtragen können. Als ihn Velmont jedoch zum
hinteren Teil des Schlosshofes führte, erkannte er den Grund seines Hierseins,
und sein Magen verkrampfte sich.
An der rückwärtigen Mauer
des Hügels erhoben sich sechs rechteckige Türme, die allesamt sehr hoch waren,
keine Fenster aufwiesen und jeweils nur eine einzige dicke Tür hatten. Jeder
dieser Türme war früher einmal mit einem steilen Bleidach ausgestattet gewesen,
das Schnee und Regen abhalten sollte, aber die Dächer waren beim Brand
geschmolzen.
»Es hat doch nicht etwa die Getreidespeicher
getroffen!«, stöhnte Malden.
»Doch, Euer Lordschaft. Jeden Einzelnen von ihnen.«
Velmont ging auf dem Wehrgang in die Hocke und sprang zum nächsten Turm
hinüber. Malden folgte ihm, und sie kletterten im Innern des Speichers an den
angesengten Stützbalken nach unten, bis sie das Getreidelager erreichten.
Bevor die Barbaren nach Skrae gekommen waren, hatte
man die gesamte Ernte des Sommers in diese Türme geschafft. Ein Wintervorrat an
Mehl, sobald alles gemahlen und gesiebt gewesen wäre. Der Winter war in Ness
immer eine entbehrungsreiche Zeit, eine Zeit des Hungers, und viele arme Leute
starben, weil sie kein Brot bekamen. Der Burggraf hatte stets dafür gesorgt,
dass die Getreidespeicher gefüllt waren, damit er in den kältesten Monaten
etwas an seine Bürger verteilen konnte. Möglicherweise auch nur aus dem Grund,
um Aufstände zu verhindern, während er in seinem Palast saftiges Wildbret und
exotische SüÃigkeiten speiste.
Dieses Jahr gab es nichts zu verteilen. Malden kniete
vor einem Getreideberg nieder und nahm eine Handvoll, um die Körner im Dämmerlicht
zu untersuchen. Was nicht verbrannt war, hatte der Regen durchnässt.
Er lieà den gerösteten Weizen zwischen den Fingern
hindurchrieseln. Ehrlich gesagt roch er wunderbar. Bei dem Duft lief ihm das
Wasser im Mund zusammen. In gewisser Weise hatte ihnen das Feuer vermutlich
sogar einen Gefallen getan. Seit seinem gesellschaftlichen Aufstieg hatte er
mit genügend Bäckern und Müllern gesprochen und mehr über die richtige Lagerung
und Verarbeitung von Getreide gelernt, als er je hatte erfahren wollen. Zum
Beispiel wusste er, dass geröstetes Getreide zwar schwerer zu Mehl zu
verarbeiten war, aber nicht so rasch verdarb. Ein kleiner Trost angesichts
eines groÃen Problems. Geröstetes Getreide mochte haltbarer sein, aber nur,
wenn man es trocken hielt. Seit das Feuer die Bleidächer geschmolzen hatte,
hatte es mehrmals geregnet, und Malden spürte die Feuchtigkeit, die von den
gelagerten Körnern aufstieg. Vermutlich breitete sich in den Türmen bereits
Schimmel aus, und die Ratten waren nicht weit. Er konnte die Dächer reparieren
lassen, aber der Schaden war bereits angerichtet.
Er hatte in seinem kurzen Leben schon viele
Hungersnöte miterlebt und wusste, dass der Zustand der Getreidespeicher, die
Velmont ihm hier zeigte, leicht zum Ende seiner Karriere als Politiker führen
konnte.
Er suchte nach einer Lösung. »Wir lassen einen Trupp
Männer anrücken und das Getreide in trockene Behältnisse umfüllen«, schlug er
vor. »Wir retten, was zu retten ist.«
»Aber es wird nicht einmal annähernd reichen«, wandte
Velmont ein.
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
Der Helstrower hob die Schultern. »Vielleicht.
Vielleicht kehren du und ich heute Abend nicht nach Hause zurück. Vielleicht
verziehen wir uns auf grünere Hügel. In den Nördlichen Königreichen oder sogar
im Alten Imperium braucht man doch bestimmt tüchtige Diebe. Lord Bürgermeister
zu sein, ist ja eine angesehene Stellung, aberââ¦Â«
»Aber sobald die ersten Menschen Hunger leiden, bin
ich die längste Zeit Bürgermeister gewesen.« Malden nickte niedergeschlagen.
»Dein Vorschlag könnte mir gefallen. Aber die Bürger von Ness verlassen sich
auf mich. Ich muss eine
Weitere Kostenlose Bücher