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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Milch seiner Amme genährt hatten. Er war immer schon der Ansicht
gewesen, dass die Geschichten eine tiefere Wahrheit enthielten, eine
Wirklichkeit jenseits der grauen Alltäglichkeit dieser Welt. Er hatte immer
geglaubt, dass ein Mann mit reinem Herzen, der eine ehrenhafte Sache vertrat,
wirklich obsiegen konnte, gleichgültig, welche Widrigkeiten sich ihm in den Weg
stellten.
    Aber nun war er hier. Doppelt herrenlos, ein fahrender
Ritter, der nicht einmal mehr eine alte Geschichte hatte, die ihm den Weg wies.
    Vielleicht … vielleicht
würde die Göttin ihm erlauben, Cythera wiederzusehen. Vielleicht könnte er seiner Geliebten die Hand küssen,
bevor er durch die Klinge eines Barbaren starb.
    Die Alte führte ihn in ein Wäldchen. In einen Hain, in
dem die Diener des Barons Feuerholz gesammelt hatten. Tief im Innern, im
Schatten nackter Äste, stand eine Holzfällerhütte. In seinem ganzen Leben hatte
er noch keine so schlichte Behausung gesehen. Verrottendes Stroh bildete das
Dach, die Wände bestanden aus Weidenruten, die man mit Pferdehaar und Dung
beschmiert hatte, um Zugluft fernzuhalten. Es gab keine Fenster, als Tür diente
ein schlichtes Brett, das die Frau zur Seite hob. Es hatte nicht einmal zu
Türangeln gereicht.
    Der Raum dahinter roch nach Rauch und verfaultem
Gemüse. Es gab eine Feuerstelle, die Croy nicht als Ofen bezeichnet hätte. Der
größte Teil des Raumes lag in so tiefen Schatten, dass er nichts sehen konnte.
Die Alte trat ein und zog die Tür wieder vor. Jetzt wurde die Dunkelheit nur
vom dumpfen Glühen der Scheite unterbrochen, und das erhellte nichts.
    Â»Habt Ihr sein Gesicht gesehen?«, fragte die Alte
irgendwo in der Dunkelheit. Sie sprach nicht mit ihm. »Ist er derjenige, den
Ihr sehen wolltet?«
    Hatten ihn Meuchelmörder in diese Hütte gelockt?
Räuber, die sein Schwert nehmen und es gegen einen Krug Wein eintauschen
würden? Er fragte sich, ob er genug Kraft hatte, sich ihnen zu stellen.
    Â»Ich sah ihn. Mach Licht, gute Frau!«, bat eine andere
Stimme. Eine Stimme, die er kannte.
    Trotzdem konnte er es nicht glauben, bis die Alte
einen rußenden Span entzündete und er etwas erkennen konnte. In der winzigen
Behausung gab es keine Möbel, aber in einer Ecke bildete ein Strohhaufen ein
Lager. Dort lag Ulfram der Fünfte und schlief.
    Und neben ihm stand seine
Tochter. Bethane, die
nach ihrem Vater Königin würde.
    Croy fiel auf die Knie. Er hatte gerade noch genügend
Kraft, um ein Wort hervorzustoßen. »Wie?«
    Â»Kurz bevor sie kamen, wurden wir gewarnt«, erklärte
Bethane. »Ein Mann rannte schreiend die Straße entlang. Es reichte. Ich
schleppte Vater hierher. Baron Osthof opferte sich, indem er zurückblieb. Er
wusste, dass Mörgain keine Ruhe gab, bis sie einem Adligen begegnete, der sich
ihr zu widersetzen wagte. Er starb mit dem
Schwur auf den Lippen, er sei allein im Haus, und vermutlich glaubte sie
ihm.«
    In Bethanes Stimme schwang keinerlei Leidenschaft mit.
Ihre Worte klangen so schwach und monoton wie die eines Priesters, der ein
langweiliges Kapitel aus den Lehren der Göttin vorlas.
    Â»Ich konnte alles beobachten, aber ich wagte mich
nicht näher heran, um zu helfen. Ich sah, wie sie starben«, fuhr Bethane fort.
Sie weinte nicht. »Ich sah mein Land sterben. Bevor es vorbei war, kehrte ich
hierher zurück, kniete an der Seite meines Vaters nieder und betete, dass die
Göttin ihn an ihren Busen holen möge, bevor er erwacht. Ich will nicht, dass er
je erfährt, was aus seinem Königreich wurde.«
    Croy senkte voller Trauer den Kopf.
    Â»Es hat ihm geschadet, so weit durch den Schlamm
geschleppt zu werden, und die Luft hier drinnen tut den königlichen Lungen
nicht gut. Kommt, Sir Croy, und lauscht! Sagt mir, was dieser Laut bedeutet,
auch wenn ich es bereits nur zu gut weiß.«
    Er rutschte auf den Knien zu seinem König hinüber und
beugte sich über ihn. Ulfram lebte noch, aber in seinem Brustkorb rasselte es
bei jedem Atemzug. Ein Geräusch, das man als Schnarchen hätte deuten können,
hätte Croy es nicht schon zuvor gehört.
    Â»Es ist das Todesröcheln«, stimmte er ihr zu.
    Â»Haltet zusammen mit mir heute Nacht die
Sterbewache!«, bat Bethane, und er war bereit dazu. Gemeinsam knieten sie am
Boden, tief versunken in Gebete und Meditation. Die Zeit verstrich.
    Am Morgen erhob sich die Alte aus den

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