Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
ganz kurz weiÃe Flocken gefallen, die wieder geschmolzen waren, bevor Malden
sie noch richtig wahrgenommen hatte. Der Winter stand unmittelbar bevor.
Malden konnte sich eine gute Seite ganz allgemein kaum
vorstellen, sie geschweige denn sehen. Er bemühte sich um Zuversicht und konnte
sich bloà zu kargster Nüchternheit durchringen. »Die frommen Auswanderer werden
auf der StraÃe sterben, lange bevor sie die Vorräte aufgebraucht haben«,
murmelte er vor sich hin. »Bei diesem Wetter â da erfrieren sie, bevor sie
verhungern.«
»Aber das habe ich doch gar nicht gemeint. Komm, ich
zeige dir etwas, das wird dich freuen«, sagte Slag. Er stieg die Stufen zum
Fluss hinunter, wo sich seine neueste Schöpfung um eine gewaltige Stahlachse
drehte. Sie sah aus wie das Wagenrad des Blutgottes, wies einen Durchmesser von
zwanzig Fuà auf und war aus schweren Holzbalken gefertigt. Paddel stachen
hervor wie die Ruder einer Kriegsgaleere. Sie tauchten ins Wasser, bis die
Strömung sie wieder nach oben drückte. Eine stete Sturzflut fiel von den
Paddeln wieder zurück in den Fluss. »Siehst du, die Kraft des Flusses wird als
Drehimpuls auf die Achse übertragen und von dort auf eine Reduktionsâ¦Â«
»Ich spreche kein Zwergisch, und das weiÃt du genau«,
unterbrach Malden Slags Redefluss. Er folgte dem Zwerg ein klappriges Gerüst
hinauf, um von dort auf einen ehemaligen Lagerhof von Teerfässern hinabzusehen.
Mittlerweile hatte man ihn in eine Getreidemühle verwandelt. Die Stahlachse des
Wasserrades war durch ein ausgeklügeltes Räderwerk mit einem Holzschaft von der
GröÃe eines Baumstammes verbunden. Der drehte sich ständig und damit auch einen
Mühlstein, der unentwegt gemahlenen Weizen ausstieÃ. Die Müller dort unten schienen Angst zu haben, den
Mechanismus zu berühren, aber sie arbeiteten fleiÃig und füllten das
Getreide in Säcke.
»Die Stange dreht die Stange, die wiederum den
verdammten Stein dreht«, erklärte Slag etwas gereizt. »Es läuft, allein darum
geht es.«
Ja. Ja, das stimmte. So
wenig Getreide Ness auch besaÃ, wenn man es nicht zu Mehl verarbeitete, war es
wertlos. Jetzt war
zumindest dieser Teil des Problems gelöst. Zum ersten Mal seit Tagen verspürte
Malden einen Funken Hoffnung in sich aufsteigen. »Slag«, sagte er, »du hast es
wieder einmal geschafft. Kennt dein Erfindungsreichtum denn keine Grenzen?«
»Nun, diese Vorrichtung kann ich nun wirklich nicht
für mich beanspruchen«, gab der Zwerg zu. »In Rotwehr gibt es ähnliche Räder,
die vom Strow angetrieben werden. Oder zumindest gab es sie. Wer weià schon,
was aus dieser Stadt geworden ist?«
Malden nickte ernst. Neuigkeiten aus der östlichen
Hälfte von Skrae drangen nur selten bis nach Ness durch, aber es waren immer schlechte Nachrichten. Die wenigen
Reisenden, die es bis hierher schafften, berichteten von einem Land, das von
den Barbaren verwüstet wurde, in dem es von Banditen nur so wimmelte. Die
hungernden Bauern trauten sich nicht, ihre Häuser auf der Suche nach
Nahrungsmitteln zu verlassen.
»Im Augenblick haben wir wenigstens Mehl«, sagte
Malden, denn genau das wollte Slag hören. »Du hast groÃartige Arbeit geleistet.
Die Stadt wird dir einen Orden verleihen oder dich sonst wie auszeichnen. Dafür
sorge ich.«
»Darauf geschissen, mein Junge. Du weiÃt, dass ich mir
aus Ehrungen nichts mache. Ich versuche nur, dir zu helfen. Und vielleicht kann
ich dir heute noch etwas anderes bieten, wenn du kurz in meine Werkstatt
kommst.« Aufregung funkelte in den Augen des Zwerges, als er Malden in einen
Schuppen in eine Ecke des Mühlenhofes führte. Drinnen war es kalt und
eng â die Decke war für Maldens Geschmack viel zu niedrig â, aber
sobald er sah, was der Zwerg meinte, konnte er nicht wegsehen.
Auf einem Tisch lag ein Stück Pergament, das an den
Ecken beschwert war. Eine Botschaft in Zwergenrunen stand dort geschrieben, und
unter jeder Rune fand sich ein Buchstabe aus dem Alphabet von Skrae. Dieser
zweite Satz Buchstaben war zu einzelnen Worten gruppiert.
»Du hast es entschlüsselt?«, fragte Malden atemlos. Cutbills
Botschaft war für ihn ein Prüfstein geworden, eine Hoffnung, an die er sich
klammerte, ganz gleich, wie schlimm die Lage auch sein mochte. Ohne das
Geheimnis des verschlüsselten Textes zu kennen, war er
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