Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
mit gebrochenen Knochen, als hätten es die Folterknechte einen Monat
lang in der Mangel gehabt. Eine ganze Familie im Stinkviertel, tot bis auf die
arme Mutter, die vom Schicksal verschont blieb, damit sie ihre Kinder beweinen
kannââ¦Â«
»Malden«, sagte Cutbill wieder völlig ruhig.
»Was, verdammt?«
»Malden, wir haben Krieg. Das müsstest du allmählich
begreifen.«
»Seit Tagen denke ich an nichts anderes.«
Wieder seufzte Cutbill. Malden hasste dieses Geräusch
mittlerweile. »Menschen sterben im Krieg.«
»Vielleicht Soldaten, die sich freiwillig gemeldet
haben. Ausländische Söldner. Feinde. Aberââ¦Â«
»Du erlebst zum ersten Mal
das Grauen des Krieges, und das ist schlimm. Verständlich, dass du entsetzt
bist. Nur ein Bronzestandbild bliebe davon unberührt. Aber du darfst nicht
zulassen, dass dich dieser Schrecken auffrisst. Wenn du dich nicht wappnest,
hast du in einer Woche den Verstand verloren«, wies Cutbill ihn zurecht. »Viele Menschen werden sterben.
Wenn diese Belagerung vorbei ist, hast du vielleicht die Hälfte deiner Mitbürger verloren. Und wenn du diese Schlacht nicht
gewinnst, wird die andere Hälfte versklavt. Oder Schlimmeres.«
Eine Faust schien sich um Maldens Herz zu schlieÃen.
Er schrie auf, ein wildes Aufbegehren aus Zorn, Angst und tiefer Trauer. »Das
wollte ich nicht! Ich wollte nie der Lord Bürgermeister sein. Ich wollte deine
Gilde nicht übernehmen! Ich habe nie um diese Verantwortung gebeten, und ich
will sie auch jetzt nicht! Ich habe das alles nur auf mich genommen, weil kein
anderer es wollte oder konnte. Hätte ich es nicht getan, hätten die Bürger von
Ness keinen Beschützer gehabt. Und nun habe ich sie im Stich gelassen!«
»In gewisser Hinsicht ist es gut, dass du ihnen so
zugetan bist«, sagte Cutbill. »Mit dieser Einstellung wirst du sie anfeuern,
damit sie im Angesicht der Verzweiflung weiterkämpfen. Deine Aufrichtigkeit
wird eine gröÃere Waffe sein als dein magisches Schwert.«
»Ich ertrage es nicht«, stöhnte Malden.
»Du kannst und du musst. Ich vermute, dass alle
Anführer in der Geschichte von solchen Gefühlen übermannt wurden. Aber sie sind
damit zurechtgekommen. Zumindest die Besten unter ihnen. Und auch du wirst dich
damit abfinden. Wie deine Vorgänger wirst du lernen, dass man die Figuren auf
dem Spielbrett nicht als Individuen betrachten darf. Dass man strategisch
denken muss, selbst wenn es einem das Herz bricht.«
Malden lieà sich wieder auf seinen Stuhl fallen und
starrte Cutbill an.
Konnte jemand wirklich so gefühllos sein?
Aber ja. Ja, das war offenbar möglich. Zum Beispiel
wenn der Burggraf den Befehl gab, einen Mann zu hängen, um ein Exempel zu statuieren
und die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Zum Beispiel wenn irgendein
ruchloser Vogt auf dem Land einen Bauern verprügelte, weil der nicht fleiÃig
genug arbeitete, während man die Ernte einfuhr. Viele Male hatte er es erlebt,
dass die Oberen ihr Herz verhärteten und Gnade und Mitleid vermissen lieÃen.
Sein ganzes Leben lang hatte er gegen die Männer
aufbegehrt, die die Welt beherrschten. Hatte gelernt, ihren Regeln und
Vorschriften auszuweichen und für sich selbst eine gewisse Unabhängigkeit zu
bewahren, eine Möglichkeit, frei zu atmen. Und er hatte diese Männer immer für
ihre Gewissenlosigkeit gehasst.
Und nun war er einer von ihnen.
»Wenn du siegen willst«, sagte Cutbill, »musst du die
Barbaren zum Kampf herausfordern. Du kannst dich nicht einfach verkriechen.
Lass uns darüber sprechen, wie wir ihnen ihre Grausamkeit
heimzahlen, ja? Ich glaube, wir fangen mit einem Kapitel von Galenius
an. Bei deinem letzten Besuch diskutierten wir den richtigen Gebrauch von
Faschinen und Rampen. Mach es dir bequem, dann fangen wir an.«
Malden stand auf und ging zur Tür. »Nicht jetzt«,
widersprach er.
»Malden, wenn du auch nur einen Funken Verstand hast,
kommst du zurück undââ¦Â«
»Ich sagte: nicht jetzt«, knirschte Malden und stürmte
hinaus ins Sonnenlicht. Irgendwo in der Ferne hörte er Schreie.
Kapitel 87
Bethane lieà sich auf einen Stein sinken und
rieb sich die FüÃe. Falls sie so viele Blasen wie Croy hatte, musste jeder
Schritt eine Qual für sie sein. Der Ritter hätte sie gern auf den Schultern
getragen, aber auf den letzten Meilen
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