Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
brachte.
Aber irgendwie hatte er das entmutigende Gefühl, dass
sie nicht so weit kämen.
Und er behielt recht.
In dieser Nacht lagerten sie in einer abgeschiedenen
Schlucht, während hoch über ihren Köpfen der Wind brauste. Der Ritter gab ihnen
zu essen und bequemes Bettzeug, aber er sorgte auch dafür, dass sie die ganze
Zeit zumindest von zwei seiner Männer bewacht wurden. Croy hatte sein Schwert
behalten dürfen, aber er wusste auch, dass sie es ihm einfach wegnehmen
konnten, sollte er es ziehen. Davon abgesehen verfügte er nur noch über so
geringe Kraft, dass er vermutlich nicht einmal einen der gut ausgebildeten
Soldaten hätte abwehren können.
Als er mit Bethane allein über die Hügel unterwegs
gewesen war, hatten sie sich beim Schlafen zum Wärmen aneinandergeschmiegt. Mittlerweile
verlangte es der Brauch von Skilfing, dass sie mindestens sechs Fuà voneinander
entfernt schliefen. Zur eigenen Ãberraschung entdeckte Croy, dass er die
menschliche Nähe stärker als erwartet vermisste.
Am Morgen erwachte er mit Fieber. Seine Sicht
verschwamm, und er konnte kaum den dünnen Wein schlucken, den man ihm
einflöÃte. Benommen beobachtete er, wie Bethane mit den Soldaten und dann mit
dem Ritter debattierte, bis man zu einer Einigung gelangte. Bethane verstand
sogar noch weniger von der Sprache ihrer Wächter als Croy, aber irgendwie
konnte sie sich durchsetzen. Vermutlich lag das an ihrer Herkunft als
Abkömmling einer königlichen Dynastie.
Die Männer hoben Croy hoch und banden ihn auf das
Pferd. Anscheinend verbot kein Gesetz, dass zwei Männer zusammen ritten.
Den ganzen Tag über verlor er immer wieder das
Bewusstsein. War er wach, marterten ihn seine Wunden, und im Schlaf suchten ihn
fürchterliche Albträume heim. Er sah die Hügel vorbeihuschen, als würde das
Pferd galoppieren, dann wiederum bewegten sie sich langsamer als eine Wolke am
Sommerhimmel â Bäume, Felsen, Büsche. Er glaubte geradezu beobachten zu
können, wie sie wuchsenââ¦
Und dann ritten sie über einen langen Felsen, eine
natürliche StraÃe, die zu beiden Seiten von hohen Steinmauern flankiert wurde.
Sie kamen auf einer Hügelseite heraus, die in ein Tal mit abgestorbenem gelbem
Gras mündete. Croy hielt den Anblick nicht aus, wie es im Wind hin und her
wogte, also starrte er stattdessen auf die Umrisse, die sich nicht bewegten.
Es waren Zelte. Hunderte und Aberhunderte von Zelten.
Und zwar keineswegs die schlichten Zelte aus Tierhaut, wie die Barbaren sie
verwendeten. Es waren ordentliche Pavillons, die in militärisch exakten Reihen
angeordnet waren, und vor jedem Eingang erhob sich eine Standarte. Jede dieser
Standarten zeigte die schwarzen und gelben Farben von Skilfing, abgesehen von
einer. Ein besonders groÃes Zelt in der Nähe des Taleinganges zeigte Grün und
Gold.
Die Farben von Ulfram dem Fünften â und
inzwischen die Farben von Bethane der Ersten.
Die Königin rannte herbei und berührte die Wangen des Ritters. »Croy!«, rief sie mit plötzlich derart
heftiger Erregung, dass ihre spröden Mundwinkel einrissen. »Croy, seht
Ihr das?«
Er konnte nicht antworten. Der Skilfinger geleitete
ihn den Hügel hinunter. Das Pferd suchte sich seinen Weg mit groÃer Vorsicht.
Sie ritten zu dem groÃen Zelt mit den Farben des Königs und hielten an. Die
Soldaten des Ritters stellten sich in vorschriftsmäÃiger Formation auf. Der
Ritter stieg aus dem Sattel, band Croy los und zog ihn vorsichtig auf den
kalten Boden.
Croy versuchte sich aufzusetzen, vergeblich. Bethane
half ihm und stopfte ihm eine Bettrolle unter den Kopf, damit er sich zumindest
umsehen konnte. Ein Mann trat aus dem Zelt â zumindest trug er stählerne
Beinschienen, die im Stil von Skrae gefertigt waren.
Croy bemühte sich, den Kopf wenigstens so weit zu
drehen, dass er das Gesicht seines Landsmannes sehen konnte.
Dann glaubte er, abermals das Bewusstsein verloren zu
haben und von einem Gespenst aus einem Fiebertraum heimgesucht zu werden.
Es war das lächelnde, besorgte und schmerzlich
vermisste Gesicht von Sir Hew, dem Hauptmann der königlichen Leibwache. Aber
eigentlich war Sir Hew ja in Helstrow zusammen mit dem Rest der Ancient Blades
umgekommen. Sir Orne, Sir Rory und Sir Hew. Alle tot in den ersten Stunden der
Barbareninvasion. Er als Einziger der Bruderschaft lebte
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