Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
ihr immer, eure Absichten seien geschickt
verborgen. Was deine Schwester vorhat, ist doch so klar erkennbar wie das
Gesicht deiner Mutter. Mörgain behauptet, dass du Mörg um den ihm zustehenden
Tod betrogen hast. Du hast ihn umgebracht, als er nicht damit rechnete. Mit
dieser Unterstellung will sie verhindern, dass du zum nächsten GroÃen Häuptling
gewählt wirst.« Die Zwergin schüttelte den Kopf. »Du verstehst Frauen einfach
nicht.« Sie stand auf und schob ein weiteres Scheit in den Ofen. Es war eines
der letzten â Brennmaterial wurde knapp. Falls Mörget die Stadt nicht bald
eroberte, stünde den Clans im Lager der Tod durch Erfrieren bevor.
Mörget musterte seine
zwergische Skaldin eine ganze Weile. »Hatte ich dir nicht
befohlen, einen Tunnel zu graben?«
»Das erledigt eine Mannschaft aus zwanzig deiner
besten Männer für mich. Sie hatten nichts anderes zu tun.«
Mörgets Blut geriet in Wallung. Er sprang auf, griff
nach Dawnbringer und der Streitaxt. »Sei verflucht! Und sie soll auch verflucht
sein. Wenn sie glaubt, dass sie an meiner Stelle gewählt wirdââ¦Â«
»Ihre Aussichten sind gut«, unterbrach ihn Balint.
»Die Hälfte der Clans steht zu ihr, und sie hat sämtliche Häuptlinge auf ihrer
Seite, die Mörg die Treue hielten.«
Mörget kniff die Augen zusammen. »Falls sie nicht
vorher stirbt. Tote können nicht gewählt werden.«
Aber dann hielt er inne â der Ausdruck auf
Balints Gesicht gefiel ihm nicht. Sie wirkte viel zu selbstzufrieden. War er
wirklich so leicht zu durchschauen? Er dachte daran, was Mörg vor seinem Tod gesagt
hatte. Dass er unter dem Einfluss eines Wyrd stehe.
Ein derartiges Schicksal konnte einen Mann wie ein Pferd mit Scheuklappen
antreiben, bis ihn sein Blutdurst über eine Klippe trug.
Das Wyrd konnte ihm auch zu
immerwährendem Ruhm verhelfen. Manchmal geschah beides gleichzeitig. Er stürmte
aus dem Zelt und dann quer durch das Lager zu der Stelle, an der seine
Schwester saà und Totenwache hielt. »Steh auf!«, befahl er.
»Bruder«, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen,
»ich hörte deine FüÃe durch den Schnee schlurfen. Bist du gekommen, um meinen
Platz einzunehmen und die Seele unseres Vaters zu beschützen?«
»Du weiÃt verdammt genau, dass ich nicht deswegen hier
bin«, erwiderte der Barbar. »Meinetwegen kann seine Seele für alle Ewigkeit in
der Welt umherirren. Soll sein Geist mich doch heimsuchen, wenn ich seiner
Ansicht nach falsch handelte. Kein echter Mann würde ihm zustimmen. Ich sagte,
steh auf!«
»Ich sitze hier sehr gut. Der Schnee ist so weich wie
ein Kissen im Schlafgemach eines Westmannes. Und meine Trauer hält mich warm.«
Mörget knurrte. »Du und
ich, wir müssen uns unterhalten. Allein. Falls man zwischen uns wählen muss,
werden die Clans nie wieder vernünftig vereint sein, ganz gleich, wer den Sieg
davonträgt. Wir müssen die Entscheidung selbst treffen.«
»Du meinst, wir müssen uns für dich entscheiden.« Sie
öffnete die Augen und blinzelte zu ihm hoch. Ihre Pupillen wiesen
unterschiedliche GröÃen auf. Er erkannte, dass sie schwarzen Met getrunken
hatte, bis sie nichts mehr fühlte. Andererseits war ihrer Stimme nichts von dem
schrillen Tonfall anzumerken, der sonst mit dem berauschenden Trank einherging.
»Ich habe meine Totenwache noch nicht beendet. AuÃerdem ist dies nicht der
richtige Platz für ein Gespräch. Kennst du die Stelle â eine Meile von hier
entfernt â, wo sich ein Galgen an der StraÃenkreuzung erhebt?«
»Den Galgen haben wir vor einer Woche zu Feuerholz
verarbeitet«, erwiderte Mörget.
Sie betrachtete ihn, ohne zu blinzeln.
»Ja, ich kenne die Stelle.«
»Ich treffe dich dort in drei Stunden.«
Mörget blickte zur Sonne
hinüber. Sie stand bereits tief am Himmel, ein heller
Punkt hinter wogenden Wolken. Der vorgeschlagene Zeitpunkt lag weit nach
Einbruch der Dunkelheit. Das kam ihm sehr gelegen.
Wortlos wandte er sich ab und ging. Dann suchte er das
Zelt eines Schmiedes auf und lieà sein Schwert schärfen.
Als die von Mörgain gewählte Zeit für das Treffen
nahte, stand er bereits an dem vereinbarten Platz. Zu allem bereit. Vielleicht
glaubte sie ja, ihn mit ihren Frauenkriegern überfallen zu können. Vielleicht
wollte sie auch nur reden, wie sie
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