Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
eines
verlassenen Herrenhauses Unterschlupf. Es war kein groÃartiges Gebäude, nur
vier Wände und eine Tür, die sich verschlieÃen lieÃ, aber es bot mehr
Sicherheit als die strohgedeckten Dorfkaten, an denen sie unterwegs
vorbeigekommen waren. Ungefähr ein Dutzend Frauen der umliegenden Dörfer hatte
sich hier verbarrikadiert. Sie weigerten sich, für Malden oder seine Männer die
Tür zu öffnen, aber sie versprachen, Gerta bei sich aufzunehmen, sobald die Männer
verschwunden seien. Cythera blieb bei dem Mädchen und sorgte dafür, dass die
Frauen ihr Versprechen auch hielten, dann eilte sie Malden und seinen Männern
auf ihrem Weg nach Süden abseits der StraÃe hinterher.
Seit sie die StraÃe verlassen hatten, kamen sie längst
nicht mehr so rasch voran wie zuvor. Dafür begegnete ihnen den ganzen Tag über
keine Seele. Sie überquerten Stoppelfelder, die sich in Schlammwüsten
verwandelt hatten, und hielten sich auÃer Sichtweite eines jeden Dorfes und
Herrenhauses.
Einmal blieb Cythera stehen, um eine Weizenähre
aufzuheben, die in einen Bewässerungsgraben getrampelt worden war. »Wenigstens
verhungern wir in diesem Winter nicht«, meinte sie.
Malden schürzte die Lippen. »Wieso?«
Cythera seufzte und überlieà den Stängel dem Wind.
»Der Weizen ist geerntet, vermutlich sogar gemahlen. Es ist Erntezeit. Hätte
dieser Krieg mitten im Sommer begonnen und hätte man alle Bauern von der Arbeit
weggeholt, wäre der Weizen am Boden verfault.« Traurig schüttelte sie den Kopf.
»Ich habe von Kriegen im Norden gelesen, wo mehr Männer an Hunger und
Krankheiten starben, als von Stahl durchbohrt oder erschlagen zu werden. Ich
fürchte mich vor dem Frühling â sollte sich dieser Krieg in die Länge
ziehen, dann ist niemand mehr da, der pflanzt und pflügt.«
Malden hatte nie darüber nachgedacht, woher er seine
Mahlzeiten bekam. Zweimal im Jahr wurde vor den Toren von Ness Getreide
angeliefert und irgendwie in Brot verwandelt. Vieh trieb man durch die StraÃen
zu den groÃen Schlachthäusern, und heraus kamen Bratenstücke und Keulen, die
die Metzger an den Markttagen verkauften. Das schien sich alles von selbst zu
ergeben, ohne dass er etwas dazu tun musste, also hatte er angenommen, dass
sich das nie ändern werde.
Natürlich hatte er oft Hunger gelitten, aber nur aus
Geldmangel â und nicht etwa weil es nichts zu essen gegeben hätte. Die
Vorstellung, es könne genau umgekehrt sein (er hätte genügend Geld, während es
kein Getreide für Brot gäbe), bereitete ihm tiefes Unbehagen. Er konnte keine
Nahrung herstellen â diese Fertigkeit hatte er nicht erlernt. Allerdings
hatte er auch nie das Verlangen verspürt, sich selbst versorgen zu können. Wie
viele Bürger der Freien Stadt kannten wohl das Geheimnis? Wie viele von ihnen
würden verhungern, bevor sie begriffen, wie Nahrung entstand?
»Darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen«,
erwiderte er. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie das Leben in Ness wohl
aussähe, wenn es keine Lebensmittel mehr gäbe. »Im Augenblick müssen wir es zu
unserem Treffen schaffen. Wir sind bereits einen Tag zu spät.«
In dieser Nacht schlugen
sie ihr Lager in einer verlassenen Scheune auf. Feuer
wagten sie nicht zu machen, aber die Wände hielten den Wind ein wenig ab.
Malden vergewisserte sich, dass Cythera munter genug war, um Wache zu
halten â nie hätte er sie allein in Gesellschaft von Velmont und seinen
Dieben schlafen lassen. Gegen Mitternacht schlüpfte er hinaus in die Kälte.
Eine Meile entfernt stand an einer StraÃenkreuzung ein
uralter Galgen. Man hatte ihn am Standort eines entweihten Schreines des
Blutgottes errichtet. Nachdem die Kirche der Göttin das Land erobert hatte, war
er in eine Hinrichtungsstätte umgewandelt worden.
Gewöhnlich hätte sich kein Dieb, der annähernd seine
fünf abergläubischen Sinne beisammenhatte, diesem Platz auf eine halbe Meile
genähert. Selbst Malden fand es schier unerträglich, dem Ãchzen des Querbalkens
über seinem Kopf zu lauschen. Die Strafe für Diebstahl war der Strang, und er
hatte sein Leben lang damit gerechnet, von einem solchen Balken herabzubaumeln.
Auf dem flachen Land war der Galgen jedoch die denkbar beste Landmarke. Er
entzündete eine Kerze, die im Nachtwind
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