Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
nichts
anââ¦Â«
»Keiner von uns kann lesen«, vollendete Lockjaw die
Sätze.
»Ah«, machte Malden. »Nein, natürlich nicht.« Die Kunst
des Lesens war nicht sonderlich verbreitet. Malden hatte Lesen und Schreiben
gelernt, weil er in einem Bordell aufgewachsen war, das einen Buchhalter
brauchte. Die Erwartung, dass Diebe diese Fertigkeiten beherrschten, war
einfach übertrieben â selbst wenn es sich um so gelehrte, kluge und
ehrenvolle Ãlteste wie diese drei Männer handelte. »Entschuldigt.« Malden
ergriff die Seite und setzte an, sie aus dem Buch zu reiÃen. Dann zögerte er,
weil es Cutbills Kontobuch war. In den Annalen der Diebe von Ness kam das einer
heiligen Reliquie schon sehr nahe.
Trotzdem. Der Text auf der Seite richtete sich
unmittelbar an ihn. Er riss sie heraus und stopfte sie sich unter das Wams,
neben Cutbills Anweisung für seine Ermordung.
»Ich will, dass jeder Dieb in der Stadt, der sich noch
nicht dem Burggrafen angeschlossen hat, eine Nachricht erhält«, sagte Malden zu
den Alten. »Sie sollen sich heute Nacht mit mir treffen. Mitternacht.« Das war
seiner Meinung nach ein passender Zeitpunkt für eine geheime Zusammenkunft von Dieben.
»Am Gottstein«, fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu.
Die Alten erklärten sich
einverstanden, die Botschaft für ihn zu verbreiten.
Nachdem er ihnen gebührend gedankt und jedem einen Beutel Münzen für etwaige
Ausgaben überreicht hatte, begab sich Malden zurück in den Gemeinschaftsraum.
Velmont und seine Männer waren bereits nach unten gestiegen und hatten es sich
bequem gemacht, lümmelten mit ihren schmutzigen Stiefeln auf den Möbeln herum.
Nachdem es streng genommen Maldens Möbel waren, störte ihn das erheblich.
»Velmont«, sagte er, »du arbeitest ab sofort für mich.
Hast du damit Schwierigkeiten?«
»Wo ist denn dein berühmter Cutbill?«, fragte der Dieb
aus Helstrow.
»Weg. Er hat mir den Befehl übergeben. Ich frage dich
noch einmal: Hast du damit Schwierigkeiten?«
Wortlos hielt Velmont die Hand hin. Die Handfläche
nach oben.
Malden nickte und nahm ein Dutzend Münzen aus seiner
Börse. Er hatte nur noch wenige übrig, nachdem er die Alten bezahlt hatte, aber
ein Geschäft zu führen, kostete nun einmal Geld. Er legte das Silber auf
Velmonts Handfläche.
»Nicht die geringste Schwierigkeit«, erwiderte der
Helstrower.
»Gut.« Malden sah, dass Slag bereits an seiner
Werkbank stand und die Werkzeuge überprüfte. Er schien sich vergewissern zu
wollen, dass nichts weggekommen war. »Slag, zeig diesen Burschen alles
Notwendige! Besorg etwas zu essen für sie. Nach der weiten Reise sind sie
gewiss hungrig.«
»Klar, mein Junge«, sagte Slag und entfernte sich von
seiner Werkbank. Falls es ihn überrascht hatte, dass Malden gerade die
Diebesgilde übernommen hatte, lieà er es sich nicht anmerken.
Ich wünschte, ich hätte ein ähnliches Selbstvertrauen,
dachte Malden.
Er wandte sich zum Ausgang, aber Slag hielt ihn mit
einem Blick auf. »Wohin willst du?«, fragte der Zwerg. »Für den Fall, dass wir
dich brauchen.«
Malden erwog, dem Zwerg zu raten, sich um seine
eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Andererseits hatte Slag nicht ganz unrecht.
Falls die Stadtwache in seiner Abwesenheit in dem Versteck eine Razzia
durchführte, musste er es erfahren, nicht wahr? »Ich bin bei der Hexe Coruth.«
»Deine Schwiegermutter in spe«, sagte Slag mit einem
Grinsen.
Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Ihm war
lediglich der Gedanke gekommen, dass Coruth vermutlich die einzige Person in
Ness war, die Cutbills Anweisungen entschlüsseln konnte.
Kapitel 36
Croy führte den Schleifstein vorsichtig an
der Eisenschneide seines Schwertes entlang. Der dabei entstehende Laut fuhr ihm
durch Mark und Bein, zumal er sich bereits angespannt genug fühlte. Aber das
war gut so. Die Gereiztheit half ihm, wach zu bleiben. Er hatte seit drei
Nächten nicht mehr geschlafen.
Er hielt den Schleifstein wieder an Ghostcutters
Griff. Führte ihn ganz sanft über das Eisen. Schob ihn zurück zur Spitze.
Ghostcutter benötigte eine behutsame Pflege. Die Eisenklinge war in einem
uralten und in Vergessenheit geratenen Prozess kalt geschmiedet worden, der dem
Metall eine ganz besondere Eigenschaft verliehen hatte. Sollte die Klinge
jemals groÃer Hitze
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