Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
gelegt hatte. »Wenn ich mich
nicht zur Hexe ausbilden lasse, begehe ich deiner Meinung nach eine
schreckliche Sünde. Es wäre unverzeihlich. Das hast du doch vorausgesehen,
nicht wahr? Du hast einen Blick in meine Zukunft geworfen und gesehen, dass ich
zur Zauberin werde. In der Nachfolge meines Vaters.«
Coruth nickte. »Aber ich sah auch, dass dieses
Schicksal nicht in Stein gemeiÃelt ist. Es besteht die Hoffnung, dass du den
Fehler vermeiden kannst. Allerdings benötigst du Disziplin. Und bevor du mir wirklich glaubst, brauchst du das Zweite Gesicht. Du
musst deine eigene Zukunft schauen. Erst dann kannst du den kommenden
Versuchungen widerstehen.«
»Ich bin deine Tochter«, erklärte Cythera mit
Nachdruck. »Ich muss nicht überzeugt werden. Ich weiÃ, dass du eine echte
Seherin bist.« Sie schob das Buch über den Tisch. »Ich wollte dies alles nicht
wissen. Du hast mich gezwungen, das Buch zu lesen.«
»Du bist meine Tochter, und ich trage Verantwortung
für dich«, erwiderte Coruth und ging nicht auf Cytheras Worte ein. »Du bist
auch Hazoths Tochter. Du hast die Veranlagung, genauso viel Macht zu erringen
wie er. Vielleicht sogar mehr. Du könntest eine groÃe Frau werden.«
»Ich werde eine Hexe«, widersprach Cythera. Ihre
Mutter hatte durchaus recht gehabt. Es gab keinen anderen Weg.
»Auch Hexen verfügen über Macht«, erwiderte Coruth.
»Alles Dämonenmögliche, alle Versprechen in diesem Buch â wie viel davon
vermag ich deiner Ansicht nach zu bewirken, wenn ich es wirklich will? Wenn ich
nur Hexenkraft anwende und auf Zauberei verzichte?«
Cythera kannte die Antwort. Zwar hatte sie es nie
glauben wollen, aber ihre Mutter hatte es ihr oft genug versichert.
»Nichts davon.«
Coruth knurrte. »Hältst du mich für unfähig â
verglichen mit ihm ?«
»Nein. Aber ich verstehe den Unterschied zwischen
euren Veranlagungen. Er wandte Magie an, um seine Wünsche zu befriedigen. Um
das zu bekommen, was er wollte.«
»Und ich?«
»Du bist eine Hexe, Mutter. Du hast keine Wünsche. Du
trägst eine Verantwortung. Deine Magie dient nicht dazu, dir das Leben zu
erleichtern oder Macht zu erringen. Sie erfüllt die Gebote von Mächten, die
gröÃer sind als du. Sie erfüllt das Werk des Schicksals. Das ist die Natur der
Hexerei. Sie ist keine Macht, die verschwendet werden kann, sie ist die
Bereitschaft, sich ihr zu ergeben. Um zu tun, was getan werden muss, ob es dir
gefällt oder nicht.«
»Die Worte hast du gelernt«, sagte Coruth, »aber ich
lese in deinen Augen, dass du sie für Unsinn hältst.«
»Nein, nein, ichââ¦Â«, stammelte Cythera und verstummte.
Wechselte die Taktik. »Ich würde niemals Zauberei anwenden, Mutter. Mit
Sicherheit nicht jetzt.«
»Am Hof von Ulfram dem Fünften bat man dich, etwas
Hexenhaftes zu bewirken«, sagte Coruth. »Du hast Feuer zwischen deinen Fingern
brennen lassen. O ja, ich sah es. Ich war dabei.«
»Der König wollte die Barbarenprinzessin
einschüchtern, also vollführte ich einen kleinen Trick, den mir Vater
beibrachte. Das war alles. Ich tat, was man mir auftrug. War das nicht
richtig?«
»Eine Hexe nimmt von keinem Mann Befehle entgegen.
Nicht einmal von einem König. Und woher kam das Feuer deiner Ansicht nach?
Konntest du hexen? Es war das Feuer des Höllenpfuhles, mit dem du gespielt
hast! Du hast einen kleinen Spalt zwischen dieser Welt und der dort unten
geöffnet.«
»Du meinstââ¦Â«
»Der Höllenpfuhl, richtig.«
Cythera erschauerte vor Entsetzen. Wirklich? Das hatte
sie getan? »Aberâ⦠da hätte ja etwas durchkommen könnenââ¦Â«
Coruth schüttelte den Kopf. »Nein, dein Spalt war zu
klein. Dieses eine Mal. Versprichst du mir, dass du nie wieder etwas Derartiges
versuchst? Kannst du mir das versprechen?«
»Mutter, ich schwöre es! Hätte ich es gewusst, ich
hätte es niemals getan.«
»Das sagst du so. Aber es wird andere Versuchungen
geben. Und nachdem du dieses Buch gelesen hast, weiÃt du, wie diese Macht
ausgeübt wird. Du weiÃt genug, um noch gröÃere Löcher zwischen den Welten zu
schaffen. Löcher, die so groà werden könnten, dass sich etwas den Weg
hindurchkrallt.«
»Ich schwöre es, Mutter! Ich schwöre, dass ich es
nicht tue!«
Coruth wich
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