Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
und
vielleicht nach schlichtem Selbstvertrauen oder auch nur guter Stimmung
gesucht, und sie hatten es gefunden. Cutbills Verschwinden hatte in ihnen allen
vermutlich das Gefühl von Verletzlichkeit
hinterlassen. Jeder, der nun aufstand und ihnen Beständigkeit versprach,
ihnen versicherte, dass man sie nicht einfach im Stich gelassen hatte, erregte
zumindest ihre Aufmerksamkeit.
»Ihr habt mittlerweile gehört, dass sich der Meister
dünngemacht hat. Vielleicht auf der Suche nach besserem Wetter gen Süden zog.
Man hat euch erzählt, dass er vor seinem Aufbruch einen Nachfolger bestimmte.
Nun, in den meisten ehrlichen Handelsgesellschaften wie der Bäckergilde oder
der Küfergilde gibt es einfache Regeln, was den Führungswechsel angeht. Da gibt
es zu befolgende Verfahrensweisen, Formulare, die ausgefüllt werden wollen. Bei
uns geht es da anders zu. Wir kennen so etwas nicht. Wenn in einer Gilde wie
der unseren für gewöhnlich die Leitung wechselt, dann gibt es immer diejenigen,
die das als Gelegenheit betrachten, die Karten neu zu mischen. Vielleicht einen
Anführer aussuchen, der ihnen eher zusagt, und wie bei einem Würfelspiel auf
ihn und andere setzen. Das ist dann der Augenblick, in dem Gilden wie die
unsere sich selbst zerreiÃen â anfangs ist jeder nur für sich selbst
verantwortlich, aber das dauert gewöhnlich nicht lange. Männer mit gemeinsamen
Zielen bilden Mannschaften, um sich vor anderen Mannschaften zu schützen.
Mannschaften kommen zusammen und bilden Banden. Aber Banden verdienen kein
Geld. Banden tun sich aus einem einzigen Grund zusammen, und zwar um andere
Banden zu bekämpfen. Ihr wisst doch, wer in einem solchen Krieg stets der
Sieger ist, oder? Die Stadtwächter. Sie lieben es, wenn sich eine Gemeinschaft
wie die unsere gegenseitig zerfleischt. Weil sie faul sind. Bei einem
Bandenkrieg müssen sie nachts keine Schurken jagen. Sie brauchen einfach nur am
Morgen die Leichen einzusammeln.«
Aufmerksam musterte Malden die Gesichter der Männer.
Er entdeckte Velmont am Rand der Menge, der wegsah. Er entdeckte Levenfingers,
der auf einer Pferdetränke saà und nickte, als habe er genau das schon viele
Male zuvor miterlebt. Vermutlich war es auch so.
»Halten wir aber zusammen«, fuhr Malden fort, »bietet
sich uns demnächst eine ganz andere Gelegenheit. Der Burggraf wird mit dem
Gefolge der halben Stadtbevölkerung aus dem Jägertor hinausreiten.
EinschlieÃlich eines jeden Mitgliedes der Wache. Oh, ich habe nicht den
geringsten Zweifel, dass er ein paar einbeinige Hellebardenträger zurücklässt,
um seine Schatzkammer bewachen zu lassen. Aber wir können uns unsere Ziele
aussuchen â in leere Häuser lässt sichâs leicht einbrechen. Geldbeutel zu
klauen, wird ein Kinderspiel sein, wenn einem kein Stadtwächter im Nacken
sitzt. Wir werden alle ein hübsches Sümmchen verdienen.
Aber nur, wenn wir uns einig sind. Darum hat uns der
alte Meister zusammengebracht, wisst ihr noch? Das versprach er uns.
Zusammenarbeit. Arbeiten wir füreinander, gibt es mehr Sicherheit für uns alle.
Wir werden reicher sein, als wenn wir es allein schaffen müssten. Ehre unter
Dieben. Alle Welt hält das für einen Scherz. Für eine Unmöglichkeit. Der alte
Meister wusste es besser. Aber er wusste auch, dass Ehre unter Dieben seinen
Preis hat. Sie muss verdient werden. Aber wo sie gepflegt wird, gibt es für uns
alle mehr Sicherheit. Gibt es für uns alle mehr Wohlstand. Und wir können alle
freier atmen.«
Malden setzte sich auf den Gottstein und streckte die
Beine. Er entdeckte Slag inmitten der Menge, der gerade Anstalten machte, eine
Faust in die Luft zu recken. Der Zwerg war nicht der Einzige â aber Malden
wusste, dass verhaltener Jubel seiner Sache in diesem Augenblick mehr schadete
als nutzte.
Er hob die Arme, um Schweigen zu gebieten. »Antwortet
mir nicht! Sagt kein Wort! Geht nach Hause! Besucht eine Schenke oder ein
Hurenhaus, wo immer es euch zu dieser Nachtzeit hinzieht. Ich will keinen
Beifall â noch nicht. AuÃer Worten habt ihr von mir noch nichts bekommen,
und wir alle wissen, was ihr euch davon kaufen könnt. Der Tag wird kommen, an
dem ich alles beweisen werde, was ich gerade sagte. Gebt mir diese Gelegenheit!
Und wenn der Augenblick naht, dann jubeln wir alle zusammen über das
Erreichte â gemeinsam.«
Kapitel 43
Trotz seiner
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