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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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zurück, als Cythera den Kopf auf den Tisch
legte und weinte. Eine Weile sah die Hexe wortlos zu, dann nickte sie.
    Â»Du weißt, wie dein Vater war. Ich bin sicher, du
erinnerst dich daran. Aber so war er nicht immer. Es gab eine Zeit, da war er
ein guter Mann, der anderen bloß helfen wollte. Und er vollbrachte wahrlich
große Taten. Als er im Lauf der Zeit mächtiger wurde, betrachtete er andere
Menschen zunehmend als ihm unterlegen. Schließlich waren sie das ja auch. Und
dann verachtete er sie wegen dieser Schwäche. Er glaubte, er stehe über ihnen,
nicht nur als großer Mann, sondern als völlig anderes Wesen, als besseres
Wesen. Seine Macht wuchs ununterbrochen, während die der anderen immer mehr
schwand. Sie wurden alt und starben, während er jung und stark blieb. So viel
Macht verdirbt einfach den Charakter. Am Ende sperrte er mich jahrelang in
einem Raum ein und beutete meine Macht aus. Er quälte und benutzte dich, Cythera.
Keiner von uns war ihm mehr wert als eine einzige Seite dieses Buches. In
seiner Welt konnte sich kein menschliches Wesen mit ihm messen, und er hätte
alle eher dem Höllenfeuer übergeben, als auch nur auf eine seiner Launen zu
verzichten. Das macht Zauberei mit jenen, die sie missbrauchen.«
    Â»Ich erinnere mich«, schluchzte Cythera.
    Coruth musterte ihre Tochter aufmerksam. »Wir beginnen
heute Nacht mit einer zweiten Lektion. Vor dem Morgengrauen wird sie beendet
sein, und du wirst ein gutes Stück auf dem Weg zur Hexe vorankommen. Aber eins
versichere ich dir, bevor wir anfangen: Sollte ich jemals den Verdacht hegen,
dass du Zauberei praktizierst, und sei es nur für einen einzigen Augenblick,
gleichgültig, wie edel deine Absichten auch sein mögen – dann töte ich
dich auf der Stelle. Da würde ich keinen Augenblick lang zögern.«
    Cythera starrte ihre Mutter mit großen Augen an.
    Â»Ich bin eine Hexe. Und ich werde tun, was einer Hexe
angemessen ist«, bekräftigte Coruth. Dann verließ sie das Zimmer und ließ Cythera
allein am Tisch zurück.
    Mit dem Buch.
    Cythera kannte den Grund. Coruth hätte das Buch schon
vor langer Zeit vernichten können. Sie hätte es nur ins Feuer zu werfen
brauchen. Aber das hätte ihren Standpunkt nicht so gut untermauert. Cythera
musste in Versuchung geführt werden. Sie musste erfahren, über welche Macht sie
verfügen konnte, wenn sie nur wollte.
    Macht. So viel Macht zwischen zwei Buchdeckeln. Und
hatte sie nicht immer nach Macht gestrebt? Sie hatte dagegen aufbegehrt, dass
Frauen gezwungen waren, in ihrer engen Welt zu leben. Sie hatte sich geweigert,
Ehefrau zu werden, weil sie dann ihre Freiheit aufgegeben hätte. Sie verlangte
nach Macht, um ihre eigenen Entscheidungen treffen zu können.
    Das Buch bot ihr die Macht, nach eigenem Gutdünken zu
handeln. Und noch vieles mehr.
    Und genau deshalb musste sie sich entscheiden, es
nicht zu benutzen.
    Coruth hatte ihr oft versichert, dass es bei der
Hexerei nicht darum ging, andere Leute dem eigenen Willen zu unterwerfen. Genau
das sollte niemals geschehen. Eine Hexe konnte versuchen, andere von ihrer
Ansicht zu überzeugen. Sie konnte ihnen die Folgen ihrer Handlungen aufzeigen.
Aber sie konnte niemals einen Menschen dazu zwingen, etwas gegen seinen Willen
zu tun. Ihre Mutter hatte ihr das Buch gegeben, weil sie die Entscheidung am
Ende selbst treffen musste.
    Es war von größter Bedeutung, dass sie dieser Macht
aus eigenen Stücken abschwor. Und nicht nur aufgrund von Warnungen oder
Drohungen. Sie ganz allein musste zu der Erkenntnis
gelangen, dass sie eine Hexe werden würde und keine Zauberin und dass
dies das einzig Richtige war.
    Und das war es. Es war der richtige Weg, sich diesem
Buch zu verweigern. Es zu verbrennen und zu vergessen, dass sie es jemals gesehen
hatte. Das wäre eine wichtige Tat, ein bedeutungsvoller Schritt auf ihrem Weg
zur Initiation als Hexe.
    Sie wollte das Buch nicht einmal mehr berühren.
Trotzdem nahm sie es und trat zum Kamin.
    Ein seltsamer Schauder durchfuhr sie, als sie vor dem
Feuer stand. Coruth hatte vorausgesehen, dass ihre Tochter irgendwann in der
Zukunft Zauberei praktizieren werde. Eine Zauberin konnte heiraten, wen immer
sie wollte. Sie könnte mit Malden die Ehe eingehen. Er werde ihr nie wieder in
die Augen sehen können, wenn sie jener Verlockung erläge, hatte Coruth
behauptet. Aber wenn ihr Dämonenmacht zur Verfügung

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