Ancient BladesDie Metropole der Diebe
verarbeitet zu werden. Des Weiteren ein Raum voller Glaserzeugnisse, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe, Röhren und Töpfe und Schüsseln aller Arten und Formen. In einigen brodelt es, andere qualmen, manche sind voll mit geisterhaftem Zeug. Ich war da nicht lange drin, denn es stinkt dort nach faulen Eiern. Der größte Raum liegt am Ende eines Korridors, der anscheinend nie von den Diensboten benutzt wird. Die Teppiche sind staubig, alle Türen verriegelt, und die Schlösser sehen verrostet aus. Ich vermute, in diesem Korridor gibt es überall Fallen, die jeden Dieb erwischen, der in den großen Raum einbrechen will.«
»Aber was ist in dem großen Raum?«, wollte Malden wissen.
»Das, fürchte ich«, sagte Kemper, »wird wohl ein Geheimnis bleiben. In diesem Gang war ich besonders vorsichtig, für den Fall, dass es da auch eine Falle für neugierige Geister gibt. Ich war gerade dort, als ich dich draußen im Garten hörte, wie du den Kies herumgewirbelt und deine tätowierte Dame umworben hast.«
»Ich habe versucht, so viel Lärm wie möglich zu machen, ohne dass es auffällt«, erklärte Malden. Sie hatten sich vorher darauf geeinigt, dass Malden irgendwie auf sich aufmerksam machen würde, wenn man ihn aus dem Haus warf. Kemper musste das Anwesen zur gleichen Zeit wie der Dieb verlassen, wollte er das Risiko vermeiden, hinter der magischen Barriere festzusitzen.
»Oh, aye, das hast du großartig gemacht. Ich floh die Treppe runter und zur Seite raus, wo ein paar Bäume bis zum Zaun wachsen. Bäume oder Zaun, für einen wie mich besteht da kein Unterschied. Ich war weg wie ein Armbrustpfeil, lange bevor du fertig warst. Wer war denn die Frau, hm? Wer war dieses Vögelchen? Hast du dich in sie verguckt?«
Malden errötete. Beim Gedanken an sie errötete er doch tatsächlich. »Sie ist hübsch anzusehen. Natürlich nicht so richtig hellhäutig. Unter der ganzen Tinte ist sie eine Schönheit. Aber … aber das ist Unsinn. Ich glaube, sie ist verlobt.«
»Verlobt ist nicht das Gleiche wie verheiratet«, sagte Kemper mit lüsternem Grinsen. Er wollte Malden den Ellbogen in die Rippen stoßen, aber natürlich drang er wie Luft in Maldens Körper ein. Malden fühlte, wie sein Atem zu Eis erstarrte, und hustete Nebel aus.
»Verlobt … mit einem Burschen, der ein großes Schwert trägt.« Malden wurde deulicher. »Ich weiß nicht, wie das vor sich gehen sollte. Sie scheint stramme Männer mit steingemeißelten Zügen zu mögen. Ich mag Frauen, deren Liebhaber mir nicht den Kopf abschneiden, nur weil ich sie ansehe.«
»Keine Frau ist vollkommen«, gab Kemper zu. »Natürlich, wenn du es ihr besorgen würdest – sie wäre schon recht nützlich für einen Burschen, der in ihr Haus einbrechen will, nicht wahr?« Er nahm einen ordenlichen Schluck. »Was beim haarigen Hintern des Blutgotts ist das eigenlich? Kleinbier?«
Malden zuckte mit den Schultern. Kleinbier war natürlich für Kinder gedacht. Milch brauchte man, um Butter und Käse herzustellen, und das Wasser in der Stadt war nirgendwo sauber genug, um es Kindern zu geben, an deren Wohlergehen einem etwas lag. »Ich dachte, nach letzter Nacht – nun, mir dröhnt jedenfalls noch immer der Kopf.«
»Und das Heilmittel dafür ist dieses schale Gesöff?« Kemper schüttelte den Kopf. »Nein, mein Junge, ich muss dir noch viel beibringen. Was wir brauchen, ist Branntwein, und zwar ein ganzes Fass voll. Ruf die Magd! Wir haben heute einen großen Sieg errungen, lass uns feiern!«
Malden tat, wie ihm geheißen, obwohl es seiner Meinung nach eigenlich nichts zu feiern gab. Er hatte das Innere von Hazohs Haus gesehen, das schon. Und es hatte ihm gezeigt, was ihn erwartete. Die Krone zu stehlen, war schwer gewesen.
Sie zurückzustehlen, würde ein Wunder erfordern.
TEIL DREI
DIE RICHTIGE MANNSCHAFT
Zwischenspiel
Cyhera bereitete Hazohs Abendessen zu – eine Rehkeule mit in Milch getauchtem Rettich – und dekorierte alles auf einer Silberplatte. Sie verließ den Anrichteraum und betrat das Esszimmer, wo der Zauberer normalerweise allein an dem großen Tisch aß. Ihm dienten unsichbare Diener, aber er hatte kein Vertrauen zu ihnen, wenn es ums Kochen ging – da sie weder Zunge noch Nase besaßen, hatten sie seiner Meinung nach auch keine Ahnung, wie man Fleisch richtig würzte. Cyhera vermutete, dass er noch andere Gründe hatte, warum sie für ihn kochen sollte. Vielleicht sollte es einfach nur eine weitere Demütigung sein, die er ihr so
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