Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Barrierenzauber verschwand, bist du hineingekommen?«
»Aye, mein Sohn, aye«, sagte Kemper. »Und mich hat auch keiner gesehen. Lass mich erzählen, was ich fand.«
Kapitel 50
Kemper hatte gezögert, Malden beim Ausspionieren von Hazohs Herrenhaus zu helfen, aber er hatte zugeben müssen, dass er beträchlich in dessen Schuld stand. Hätte Malden ihn nicht aus dem Kerker des Burggrafen gerettet, wäre er zu Tode gefoltert worden.
Davon abgesehen war der Plan erst durch Kempers gedankenlose Bemerkung auf der Zechtour entstanden. Er hatte gefragt, warum Malden nicht einfach losging und die Krone zurückerbat. Natürlich war das ein Witz gewesen. Aber als Malden wieder nüchtern gewesen war, war ihm bewusst geworden, dass er tatsächlich eine perfekte Ausrede hatte, um ins Haus des Zauberers zu gelangen. Das Gebäude zu erkunden, war von entscheidender Bedeutung, wenn er die Krone noch einmal stehlen wollte.
»Ich sehe keine andere Möglichkeit, die Sache anzugehen«, hatte er zu Kemper gesagt. »Hilfst du mir?«
»Aye«, hatte der substanzlose Falschspieler schließlich gesagt. Gemeinsam hatten sie einen Plan entworfen. Kemper konnte wie ein Geist durch Wände gehen, doch die Barriere um Hazohs Anwesen würde ihn fernhalten, als bestünde sie aus reinem Silber. Aber der Wall musste jedes Mal, wenn jemand das Gelände verließ oder betrat, gesenkt werden. Wenn er für Malden gesenkt wurde, hatte Kemper ausreichend Gelegenheit, sich ebenfalls hineinzuschleichen.
Im Nachhinein war Malden doppelt froh, dass sie alles so sorgfältig geplant hatten. Die Barriere machte nicht nur jene bewegungsunfähig, die sie zu bezwingen versuchten, sie hatte ihn auch mit unsichbaren Fingern durchsucht und seine Taschen und seinen Verstand gleichermaßen mühelos durchforstet. Hätte sich Kemper auch nur einen Augenblick lang in dem Wall verfangen, wäre der Tanz losgegangen.
»Natürlich wusste ich, dass der Wall gesenkt wurde«, sagte Kemper und beugte sich vor, um durch seinen Strohhalm zu trinken. »Ich spürte es in den Knochen, ich roch es. Ich wusste, dass ich schnell sein musste, also eilte ich durch den Garten, als die Wächter gerade nicht hinsahen. Ich glaube, die beobachteten vor allem dich, und ich habe schon vor langer Zeit gelernt, wie man außer Sicht bleibt. Die Tür in der Nähe der Küche war verschlossen, aber das war für einen wie mich ja keine Schwierigkeit. Ich schlüpfte einfach hindurch und fand die Diensbotentreppe, noch bevor der Wall wieder oben war.«
Malden hatte sich gedacht – was sich auch bestätigt hatte –, dass er nur bis zum Erdgeschoss käme. Seiner Erfahrung zufolge unterhielten die meisten reichen Männer dort ihre Arbeitsstuben und muteten ihren Gäste nie zu, Treppen zu steigen. Also hatte er Kemper beauftragt, so viel wie möglich von den oberen beiden Etagen zu erforschen.
»Im ersten Stock gab es wie erwartet viele Schlafzimmer, ein paar Garderoben, Lager für das Leinen, Kleider, was weiß ich. Dort sah ich mich nur flüchtig um, da ich auf die Zeit achten musste. Aber im zweiten Stock wurde es dann spannend. Dort oben liegt sein Schlafgemach – ach, ist das prächtig! Überall nur Seidenlaken und Kopfkissen, Diwane und Spiegel. Da hängen auch Ketten von der Decke, mit Handschellen, fühlten sich an wie kalt geschmiedetes Eisen. Was glaubst du, was stellt er damit wohl an, hm? Hm? Vielleicht sind Mädchen ja zu normal für seinesgleichen. Vielleicht beschwört er sich was aus dem Höllenpfuhl, das ihm zu Willen ist. Was glaubst du, wie das wohl ist, hm? Hm?«
Allein bei der Vorstellung weiteten sich Maldens Augen. Im Haus der Seufzer, dem teuersten Hurenhaus der Stadt, gab es ein Gemälde mit einem Sukkubus, der mit einem schlafenden Mann kopulierte. Das Bild hatte einen tiefen Eindruck in Maldens jugendlichem Bewusstsein hinterlassen. Allerdings war er nie zuvor auf den Gedanken gekommen, dass es solche Geschöpfe tatsächlich gab. Ob sie wohl Flügel hatten wie auf dem Bild … und Hörner … und … Aber genug davon! »Was ist mit dem übrigen Stockwerk? Da gab es doch sicherlich mehr als nur ein Schlafgemach. Da muss es mehr geben. Hast du die Krone gesehen?«
»Nein, mein Junge, nein. Aber ich habe vielleicht entdeckt, wo sie verborgen ist. Da gibt es ein Arbeitszimmer, einen winzigen Raum, wo er seine Briefe schreibt und nachdenkt. Dann ist da eine Werkstatt, die einem Zwerg gefallen könnte, mit allen möglichen Werkzeugen und Material, das nur darauf wartet,
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