Ancient BladesDie Metropole der Diebe
durchgedrungen«, flüsterte er. »Sie beide, wer hätte das gedacht! Du hast für beide etwas übrig!« Seine Aufregung ließ ihn beinahe kichern. »Ach, Cyhera, meine Liebe, du übertreibst es. Ich hole sie beide und lasse sie sich vor Lust nach dir verzehren, soll ich? Lasse sie es auskämpfen, wer dich als Erster deflorieren darf. Oh, ich kann in deinen Augen lesen, wie sehr du das ablehnst.«
»Ich will nichts außer … außer …«, stammelte sie.
Er winkte ab. »Egal, Cyhera. Tatsächlich ist es nicht nötig, irgendetwas davon zu tun. In wenigen Tagen findet das Göttinnenfest statt. Im Chaos dieses Tages wird Bikker beide suchen und umbringen, während die Stadtwache anderweitig beschäftigt ist.«
»Natürlich, Meister«, gelang es ihr zu sagen. Sie hatte ihre Haltung teilweise zurückgewonnen, sobald sie wusste, dass er seine Drohungen nicht in die Tat umsetzen würde. »Darf ich jetzt gehen?«
»Ich denke schon. Ich sollte mich wirklich wieder meinen Studien widmen.«
»Danke, Magus«, sagte Cyhera und wartete darauf, dass er sie wieder ins Esszimmer transportierte.
Er fing an, die nötigen Zeichen in die Luft zu malen – und hörte plötzlich abrupt auf.
Anscheinend hatte er noch etwas auf dem Herzen.
»Ich weiß, dass du mich hasst, Mädchen«, murmelte er. »Ich weiß, dass du gegen mich Intrigen spinnst. Ich weiß, dass du glaubst, dass Sir Croy kommt und dich und deine Mutter rettet. Aber es ist hoffnungslos, Cyhera. Niemand kann dir helfen. Du gehörst mir, und das wird sich nie ändern.«
»Ich …«
»Ich glaube, ich muss dir diese simple Tatsache wieder einmal verdeulichen.«
Am Ende war es immer unmöglich, den Bestrafungen zu enkommen.
Kapitel 51
Als Anselm Vry am nächsten Tag seine Männer schickte, um die Krone zurückzuholen, wurde Hazohs Herrenhaus bereits von vielen Augen beobachtet. Der Morgen war bewölkt; gelegenlich fiel Nieselregen. Für Malden und Kemper, die ihren Posten an den Bäumen nördlich der Stadtwiese bezogen hatten, war es eine triste Art und Weise, ihre Zeit zu verbringen. Kemper mischte endlos seine kosbaren Karten, um den Pakt mit ihnen zu erneuern. Der erlaubte es ihm, sie feshalten zu können, während ihm andere Spielkarten durch die Finger geglitten wären. Malden hatte nichts festzuhalten als den Kragen seines Umhangs, damit ihm der kühle Regen nicht den Hals hinunterlief, und saß untätig herum. Dennoch hätte er sich um keinen Preis mehr von der Stelle gerührt. Offensichlich hatte Vry tatsächlich irgendwie erfahren, wo die Krone war – sollte er sie finden, sollte Hazoh sie sich abnehmen lassen, wäre dies das Ende von Maldens und Cubills Plänen. Es würde seinen Tod bedeuten.
Croy sah gemülich vom Haus seines reichen Freunds aus zu und genoss eine Flasche Wein und einen Brolaib zum Frühstück. Womöglich war dies der Tag, an dem er Cyhera endlich von ihren Fesseln befreien konnte. Sollte Vry Erfolg haben und die Krone finden, konnte das Hazohs Ende bedeuten. Cyhera und ihre Mutter würden von ihrer Versklavung befreit und könnten gehen, wohin sie wollten. Croy konnte ihm Cyhera wegnehmen, er konnte sie heiraten und in sein Schloss holen. Alles würde gut.
Cyhera beobachtete alles aus dem Hausinnern heraus und hatte vielleicht den besten Platz. Sicherlich würde sie den größten Gewinn haben. Hazohs Bestrafung am vergangenen Abend war grausam gewesen, und sie sehnte sich danach, es dem Zauberer heimzuzahlen. Sie wünschte sich sehr, einfach dabei zusehen zu können. Aber sie durfte ihre üblichen Pflichten nicht vernachlässigen. Sie kümmerte sich um das Anwesen, sorgte dafür, dass man Lebensmittel lieferte und die Laken wechselte und wusch, dass Hazohs Diener und Gefolgsleute ihre Silbermünzen erhielten. Darum war sie oft nicht am Fenster. Sie wusste nicht, was sie von alldem halten und was der Überfall bedeuten sollte. Aber sie wagte nicht, sich zu viel davon zu erhoffen.
Keiner von ihnen würde gehen – oder aufatmen –, bevor es vorbei war.
Es schien ewig zu dauern, bis sich die Wächter am südlichen Ende des Göttinnengartens versammelt hatten. Zuerst kam der Feldwebel, ein großer Bursche in einem Augenumhang mit rotem Saum. Er brachte zwei Träger mit, die ein Zelt aufstellten, unter dem er einigermaßen behaglich im Trockenen sitzen konnte. Dann trafen seine Männer ein, vier von ihnen mit Hellebarden, die misstrauisch zum Himmel hinaufspähten. Die vier und ihr Offizier diskutierten lebhaft, auch wenn das
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