Ancient BladesDie Metropole der Diebe
starrten einfach nur zurück, blinzelten gelegenlich und wollten nur mit ihrer Arbeit weitermachen.
Kapitel 52
Etwa eine Stunde später trabten die Wächter die Treppe zur Halle wieder hinunter, wo sie sich bei Hazoh für seine Unannehmlichkeiten entschuldigten und gingen. Hazoh begab sich nach oben, um mit seinen Studien fortzufahren, und befahl Cyhera auf dem Weg dorhin, mit ihren üblichen Pflichten fortzufahren.
Als die Wächter auf den Kiesweg vor dem Herrenhaus traten …
Und Croy sprang so schnell auf, dass er den Stuhl umwarf.
Und Kemper und Malden beugten sich vor, um besser sehen zu können.
Und Cyhera drückte eine silberne Serviergabel an die Brust und wappnete sich, ohne sagen zu können, wovor eigenlich.
… geschah nichts.
Die Männer durften das Grundstück ohne weitere Verzögerung verlassen. Sie kehrten zurück zum Zelt, wo sie ihrem Feldwebel in aller Ausführlichkeit Bericht erstatteten. Dann tauchten die Träger wieder auf und bauten das Zelt ab. Schließlich rückten alle gemeinsam ab, marschierten die Krüppeltorstraße hinauf, die in Richtung Stinkviertel führte, und dann weiter zum Schlosshügel.
Und noch immer geschah nichts.
Hazoh widmete sich seinen Studien und verließ das Laboratorium für den Rest des Tags nicht mehr. Cyhera ging ihren Pflichten nach. Normalerweise wäre sie froh über Hazohs Ablenkung gewesen. Jeder Augenblick, den sie für sich allein hatte – jeder Augenblick, in dem er nichts von ihr verlangte oder sie zu seinem Vergnügen quälte –, war kosbar. Aber jetzt hatte sie mehr Angst als je zuvor. Vielleicht fand der Zauberer heraus, welche Rolle sie beim Besuch der Wächter spielte, vielleicht auch nicht. Aber im Grunde war das egal. Am Ende seines Tagwerks würde er jemanden für die Störung verantworlich machen wollen, jemanden, an dem er sich abreagieren konnte. Es würde schrecklich sein, noch schlimmer als die Strafe vom Vorabend. Aber das konnte sie nicht verhindern. Sie konnte nur weiterarbeiten. Und obwohl sie den Kopf dabei leicht gesenkt hielt und ihre Hände auf den vertrauten Messern und Löffeln des Silberbestecks verharrten, als würde sie düsteren Gedanken nachhängen, hielt sie nichts davon ab, die Arbeit zu beenden.
Hinter den Bäumen schnalzte der völlig durchnässte Malden angewidert mit der Zunge und warf Kemper einen Blick zu. Der unberührbare Falschspieler war so trocken wie ein Knochen – die Regentropfen waren ohne jedes Hindernis durch ihn hindurchgefallen.
»Ich muss mich abtrocknen«, verkündete Malden. »Komm, ich habe zu Hause noch einen zweiten Umhang. Wir machen ein Feuer. Und wir müssen uns beraten.«
»Das kapiere ich nicht«, murmelte Kemper und eilte hinter Malden die Straße enlang, die aus Gartenmauer hinausführte. »Er ließ sie einfach rein? Ließ sie alles durchwühlen?«
»Sie haben die Krone nicht gefunden«, erwiderte Malden. »So viel steht fest. Denn sonst hätten sie Hazoh aus seinem Loch gezogen und ins Palastverlies geworfen. Oder hätten es zumindest versucht. Er wäre nicht so ohne Weiteres mitgekommen.«
Kemper kicherte. »Also, dafür hätte ich sogar bezahlt, um das mitansehen zu können.«
Malden dachte laut weiter. »Vry sagte, er werde jedes Haus in der Stadt nach der Krone durchsuchen. Aber ich kann nicht glauben, dass er völlig grundlos ausgerechnet hier anfing. Man sollte meinen, dass er nicht leichtfertig Hazohs Zorn heraufbeschwören würde. Also muss er etwas wissen. Er muss einen Hinweis haben, dass sich die Krone dort befindet. Trotzdem verließen seine Leute das Haus unverrichteter Dinge und ohne dass es Ärger gab.« Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat er ja einen ganz anderen Plan im Sinn, und das war nur eine Finte. Wodurch unser Zeitplan schrumpft. Wir müssen die Krone stehlen, bevor er sie bekommt – oder alles ist verloren.« Er fröstelte in seinem nassen Gewand. »Setzen wir uns irgendwo hin und denken gründlich nach.«
»Aye, mein Junge, auf jeden Fall.«
»Vielleicht würden uns ein oder zwei Glas Branntwein dabei nicht schaden.«
Diese Aussicht schien Kemper beträchlich aufzumuntern.
Die beiden Diebe waren um die Ecke gebogen und verschwunden, bevor sie die Konsequenzen aus Anselm Vrys Durchsuchung miterleben konnten. In den Stallungen im Haus eines Reichen gegenüber von Hazohs Anwesen wurden Stimmen laut, und ein Pferd schnaubte.
»Nun seid doch vernünftig, Freund, dort draußen erwartet Euch der Tod!«
Croy funkelte seinen Gastgeber wütend an.
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