Ancient BladesDie Metropole der Diebe
zählen konnte, rannten auf ihn zu und brüllten die Torwächter an, das Fallgitter hochzukurbeln, damit sie Croy ergreifen konnten.
Er lachte, wenn auch nicht gehässig. Dann schob er die Schwerter in die Scheiden und ging los.
Und rutschte prompt aus und fiel in sein eigenes Blut.
Ein tastender Griff nach hinten offenbarte ihm die Wunde am Rücken. Er hatte ihr keine große Beachtung geschenkt – aber in der Hitze der Schlacht war das Schmerzempfinden oft trügerisch. Er vermochte nicht zu sagen, ob es eine tödliche Verletzung war oder nicht, aber er wusste, dass es schlimm war.
Er hatte jedoch keine Zeit, den Blutfluss zu stillen. Jeden Augenblick wäre das Tor wieder offen, und die Männer würden sich auf ihn stürzen. Er musste den geringen Vorteil nutzen und davonrennen, solange es noch möglich war.
Aber zuerst musste er auf die Füße kommen.
Croy schob die Hände unter die Brust. Seine Rückenmuskeln erbebten, und ein leises Echo des Schmerzes durchdrang die Empfindungslosigkeit nach dem Kampf. Aber sein Körper gehorchte seinen Befehlen, und es gelang ihm aufzustehen. Das schmierige Blut auf den Pflastersteinen hätte ihn beinahe abermals zu Fall gebracht, doch er rutschte vorwärts und kratzte es größtenteils von den Stiefelsohlen.
Hinter ihm ächzte das Fallgitter, als es sich wieder in die Höhe schob. Hoch oben auf der Mauer des Schlosshügels brüllten Wächter und veranstalteten einen gewaltigen Lärm. Eigenlich hätte dieser Ruf jeden kräftigen Mann auf der Straße alarmieren und zur Hilfe bei Croys Verhaftung auffordern sollen. Aber er wusste aus früheren Erfahrungen, dass die meisten Bürger einfach die Fensterläden schließen und die Türen verrammeln würden. Croy hatte selbst genug Verbrecher gejagt, und das an Orten mit mehr Bürgersinn als in der Freien Stadt Ness.
Er rannte auf den Marktplatz zu, gerade als oben auf der Mauer Bogenschützen antraten. Als er in eine Budenreihe abtauchte, schoss ihm ein Pfeil an der Wange vorbei und bohrte sich in ein Stück Rindfleisch. Croy duckte sich an dem Metzgerstand vorbei, während weitere Pfeile auf das geteerte Dach prasselten.
Nicht einmal ein ausgebildeter Schwerkämpfer wie Croy konnte einen Pfeilregen abwehren. Die Buden als Deckung nutzend, hielt er auf die Seite des Platzes zu, wo das Zollhaus und ein Kornspeicher dicht nebeneinanderstanden. Die schmale Gasse dazwischen führte zur Erfolgsstraße, einer breiten Durchgangsstraße voller Pferde und Karren. An der Gassenmündung blieb er stehen, sah sich gehetzt um und hoffte verzweifelt, dass sich hier keine Stadtwächter aufhielten. Er entdeckte niemanden und eilte hügelabwärts. Männer schrien auf und drängten sich an die Geschäfte auf beiden Straßenseiten, sobald sie seine Wunde entdeckten. Sie musste in der Tat ziemlich übel aussehen.
»Haltet ihn auf!«, rief jemand hinter ihm. Croy hielt sich nicht damit auf, sich umzuwenden und nachzusehen, wer das war. Vor ihm rollte jemand eine Karre voller Kisten mit frischem Fisch in Richtung Goldener Hügel. Croy tat einen Sprung und landete hart auf einem Berg aus Stinten und Sardinen.
»Wer … was?«, stammelte der Karrenfahrer und starrte Croy mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Als sich der Ritter auf der anderen Karrenseite wieder in die Höhe zog und noch überlegte, was er dem Mann sagen solle, stieß dieser einen entsetzten Schrei aus und sprang vom Kutschbock. Er landete unglücklich auf dem Kopfsteinpflaster und rollte sich zur Seite, während die Pferde aufgeschreckt weitertrabten und ihn hinter sich zurückließen.
»Verflucht!«, stieß Croy hervor. Er schob ein Bein auf den Kutschbock und versuchte nach den Zügeln zu greifen. Aber die Pferde hatten offenbar das Blut gerochen, denn sie wieherten vor Furcht und gingen durch. Der Karren schoss den Berg hinunter. Croy stürzte nach hinten in den Fisch, der von der Ladefläche regnete und eine silbrige Spur auf der Straße hinterließ.
Der Karren hüpfte und ratterte – er war nicht dazu gebaut, mit solcher Geschwindigkeit gefahren zu werden. Mit großer Mühe gelang es Croy, auf die Füße zu kommen und auf den Kutschbock zu klettern. Die Zügel schleiften über die Straße, wo der Ritter sie nicht erreichen konnte. Die Hufe donnerten über das Kopfsteinpflaster; die Hufeisen klirrten so laut, dass er kaum die eigenen Gedanken verstand.
Ein Junge – seinem Lederkittel nach zu urteilen irgendein Handwerksbursche – sprang gerade noch
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