Ancient BladesDie Metropole der Diebe
zu erkaufen, aber …«
»Eure Männer – sie kamen und gingen. Ohne … ohne sie!«
Vry betrachtete die Menschenmenge auf dem Hof und warf Croy einen finsteren Blick zu. »Achtet auf Eure Worte!«
»Sie haben das richtige Haus durchsucht. Es gab keinen Widerstand. Wie konnten sie versagen? Es gibt nur eine Erklärung. Zauberei.«
»Die Männer, von denen Ihr sprecht, sind noch nicht zurückgekehrt. Ich habe ihren Bericht noch nicht gehört. Dieses Chaos ist völlig sinnlos, es gibt nichts zu besprechen.«
Vry sah verärgert aus, aber er gab den Wächtern nicht den Befehl anzugreifen. Im Augenblick verharrten sie auf ihren Plätzen, die Waffen bereit. Vielleicht wollte auch nur keiner von ihnen als Erster angreifen – sie wussten, wozu Croy fähig war. Aber sobald sich der Erste rührte, würde das die anderen mobilisieren, und alle würden sich auf ihn stürzen, das war Croy klar.
Der Augenblick war also gekommen. Er würde seine Bitte äußern, und Vry musste überzeugt werden.
Croy zog Ghostcutter, und um ihn herum keuchten die Menschen auf. Jemand schrie. Er ließ sich auf ein Knie fallen und hielt das Schwert vor sich, stemmte die Spitze auf die Steinfliesen. Senkte den Kopf wie ein Ritter, der in einer Kapelle andächtig Wache hielt. Wie der Kämpfer des Reiches, der er war. »Stellt mir Eure Wächter zur Verfügung. Zumindest eine Abteilung. Ich werde jenes Haus Stein für Stein niederreißen. Ich werde sie aus dem Herzen des Magiers herausschneiden, falls er sie dort verborgen hält.«
»Das kann ich wohl kaum tun«, erwiderte Vry.
»Haltet meine Worte nicht für leichtfertig dahingesagt«, beharrte Croy.
»Glaubt mir, ich tue es nicht. Falls ein Mann es schaffen könnte, dann mit Sicherheit Ihr. Aber begreift Ihr denn nicht? Gesetz und Brauchtum fesseln mir die Hände. Ich bin kein Feldmarschall, der innerhalb der Stadtmauern in den Krieg zieht. Ich bin dazu verpflichtet, die Bürger zu beschützen und sie nicht aufgrund unbewiesener Hinweise und des Eifers Eurer Überzeugung zu erschlagen.«
»Ein Verbrechen wurde begangen! Eure Stadt verlangt Gerechtigkeit!«
»Ich fürchte, das stimmt«, sagte Vry eiskalt.
Croy starrte verständnislos zu dem Stadtvogt hinauf.
»Ich habe alles in meiner Macht Stehende für Euch getan, Herr Ritter. Meine Pflicht verlangt Folgendes. Croy, Ihr seid verhaftet. Ihr habt gegen die Bedingungen Eurer Verbannung verstoßen, und durch den Aufenhalt innerhalb der Mauern der Freien Stadt Ness habt Ihr Euer Todesurteil heraufbeschworen. Wachen, ergreift ihn – lebend, wenn möglich. Tot, wenn es sein muss.«
Mit diesen Worten wandte sich Anselm Vry um und kehrte ins Innere des Palasts zurück.
Croy hatte versagt.
»Lasst die Waffe fallen!«, sagte jemand hinter ihm.
»Auf den Boden, mit ausgebreiteten Armen!«
»Bleibt, wo Ihr seid, oder Ihr sterbt!«
Also waren drei von ihnen eine unmittelbare Gefahr. Zweifellos lauerten weitere Büttel hinter ihnen. Croys Herz, in dem kurz zuvor noch ein unlöschbares Feuer gelodert hatte, erstarrte zu Eis. Zum ersten Mal seit Wochen kam sein Verstand zur Ruhe. Jeder Instinkt, jeder Reflex, den er seit Jahren trainiert und geschärft hatte, erwachten in ihm zum Leben.
Und obwohl er in diesem schrecklichen Augenblick aufsprang und herumfuhr, um sich seinen Gegnern zu stellen, erkannte er den Fehler, den er begangen hatte.
Sein Appell hätte jedem General die Tränen in die Augen getrieben. Aber Anselm Vry war kein Krieger. Er war ein Sekretär. Ein Verwalter. Für ihn bedeuteten die Regeln und Zahlen des Lebens alles. Es spielte keine Rolle, was gerecht oder richtig war. Sondern nur das, was formell erlaubt war.
Ghostcutter beschrieb einen weiten Bogen; die Klinge lag ganz locker in Croys Hand. Für diesen Hieb brauchte er kein genaues Augenmaß. Der Holzschaft einer Hellebarde wurde in der Mitte entzweigeteilt, als die Klinge durch die Luft pfiff. Der Umhang eines Wächters verkürzte sich um mehrere Zoll. Und noch während der Hieb einen Bogen beschrieb, griff Croy nach hinten und zog das kleinere Schwert. Es schmiegte sich wie von selbst in seine linke Hand.
Eine Hellebardenspitze sauste auf sein Gesicht zu. Er parierte mit dem Kurzschwert, Stahl klirrte gegen Stahl, aber nicht mit dem Hallen eines Hammers, der den Amboss trifft, sondern mit dem ohrenbetäubenden Kreischen einer Klinge, die von einer anderen Klinge abprallt. Eine Pike mit blattförmiger Spitze stach tief zu, zielte auf Croys Unterleib. Er wich mit
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