Ancient BladesDie Metropole der Diebe
rechtzeitig zur Seite. Ein Stück voraus blockierte ein Heuwagen die halbe Straße, und Croy war überzeugt hineinzurasen, aber sein Gespann dachte nicht daran, frontal in dieses Hindernis zu galoppieren. Im letztmöglichen Augenblick drehte es ab und kippte den Wagen auf ein Rad. Croy fiel zur Seite und stürzte vom Kutschbock, hielt sich nur mit einer Hand an seiner Seite fest, während seine Füße über die Pflastersteine schliffen. Er überlegte einfach loszulassen – er würde hart landen und sich überschlagen, doch dann wäre er wenigstens dieses Gefährt los.
Aber nein – das konnte er nicht tun. Ohne ihn würde der Wagen völlig außer Kontrolle geraten. Die Pferde würden jeden niedertrampeln, der ihnen im Weg stand. Er konnte nicht mit dem Gefühl leben, dass jemand verletzt würde, nur weil er schnell aus dem Schloss verschwinden musste. Den Schmerz seiner Wunden und das rote Flimmern vor seinen Augen bekämpfend, zerrte sich Croy zurück auf den Wagen, als beide Räder wieder aufs Pflaster krachten. Grunzend zog er sich auf den Kutschbock und schaute nach vorn, um zu sehen, was vor ihm lag.
Vor ihm auf der Straße rannten Männer und Frauen auseinander, um dem wild gewordenen Karren zu entgehen. Croy brüllte, um sie zu warnen, fuchtelte mit den Armen, aber eine Katastrophe war nur zu vermeiden, wenn er den Karren wieder unter Kontrolle bekam. Mit seiner Verwundung wäre das nicht so einfach.
Die Erfolgsstraße führte den ganzen Goldenen Hügel hinunter, und ihr Gefälle verstärkte die Schnelligkeit der Pferde nur noch. Sie führte gerade wie ein Pfeilschuss nach unten in den Qualmbezirk, wo sie sich in einem Labyrinh aus Nebenstraßen verlor. Falls es ihm nicht gelang, die Fahrt vorher abzubremsen, würde der Karren mit Sicherheit umkippen. Während die aufgebrachten Tiere hügelabwärts galoppierten, trat Croy auf die Deichsel zwischen ihnen und warf sich dann auf den Rücken des linken Pferds, dem Leittier des Gespanns.
»Ganz ruhig, brrr«, versuchte er es zu beruhigen. Er klammerte sich an seine Mähne und tat sein Bestes, nicht abgeworfen zu werden. Das Pferd starrte ihn mit wildem Blick an und biss mit seinen gewaltigen Zähnen in die Luft. »Alles ist gut, alles ist in Ordnung«, säuselte Croy, aber das Pferd verdoppelte lediglich seine Anstrengung, ihn abzuschütteln. Es war kein für den Krieg gezüchtetes Reittier, das ein Pferdemeister ausgebildet hatte. Es war ein einfaches Zugpferd, das noch nie zuvor eine solche Aufregung erlebt hatte.
Das Pferd auf der rechten Seite glaubte vielleicht, dass sein Gefährte angegriffen wurde, denn es schnappte nach Croys Schulter. Er wich ihm aus und wäre beinahe hinuntergefallen.
Offensichlich hatten die Pferde nicht vor, seinen Befehlen zu gehorchen. Indem er sich ihnen als gemeinsamen Feind anbot, hatte er sie etwas langsamer gemacht, aber die Gefahr eines Unfalls war noch immer groß. Croy hätte abspringen können, um sein Leben zu retten – aber bei dieser Geschwindigkeit wäre er wie ein von einem Katapult abgeschossener Stein auf dem Kopfsteinpflaster aufgeprallt.
Er blickte nach vorn und sah, dass die Pferde nur noch Sekunden vom Qualmbezirk entfernt waren. Dort beschrieb die Straße einen Bogen um den Hof eines Gerbers. Der Karren konnte bei dieser Geschwindigkeit unmöglich dem Straßenverlauf folgen.
»Fischhändler, ich bitte dich um Verzeihung«, sagte er zu dem armen Kutscher, der nun seinen Lebensunterhalt verlor. Dann zog er das Kurzschwert und durchtrennte sämliche Riemen, die Pferde und Wagen verbanden.
Der Erfolg stellte sich augenblicklich ein. Das reiterlose rechte Pferd riss in die Freiheit aus und galoppierte in eine Seitenstraße. Das zweite, auf dessen Rücken Croy kauerte, streifte das Geschirr ab und raste um den Gerberhof herum. Hinter ihm krachte der Karren in einen Holzzaun und zerbarst in seine Bestandteile; die Ladung breitete sich in der Luft aus und verwandelte sich in einen silbrigen Regen aus Stinten und Sardinen.
Bei dem Lärm scheute Croys Pferd nur noch mehr. Es kam zum Stehen, stieg auf die Hinterbeine, und der Ritter konnte sich nicht länger feshalten. Sein Kurzschwert landete klirrend auf der Straße, dann verfing sich sein linkes Bein im Geschirr. Beim Versuch, sich zu befreien, verlor er den Halt und wurde zu Boden geschleudert. Er hatte kaum genug Zeit, sich zusammenzukrümmen und abzurollen, um sich nicht den Hals zu brechen. Mit einer verzweifelten Drehung entging er den blitzenden
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