Ancient BladesDie Metropole der Diebe
macht. Und sollte man ihn dabei erwischen, steht darauf eine Strafe, und zwar der Scheiterhaufen. Den Gesetzen dieses Landes zufolge ist vermulich alles, was er an einem normalen Tag tut, illegal.« Sie schaute zur Zimmerecke, wo Ghostcutter an der Wand ruhte. »Die Ancient Blades sind dazu da, diesem Gesetz Geltung zu verschaffen.«
»Croy hat mir erzählt, dass Hazoh in Ness lebt, weil ihm der Ahne des Burggrafen hier eine Art sicheren Hafen gewährte.«
»Das stimmt. Und jetzt ist er hier gefangen. Sollte er Ness verlassen, stünde er unter ständiger Beobachtung. Croy und die anderen Ritter halten nach jedem Zauberer Ausschau, der mächtig genug erscheint, um Dämonen aus dem Höllenpfuhl zu beschwören. Sie haben keinen Augenblick der Ruhe, bis sie beweisen, dass sie sich an die Gesetze halten. Hazoh könnte unter einer solchen Aufsicht nicht leben. Irgendwann würde man ihn dabei erwischen, wie er einen Dämon beschwört oder etwas so Teuflisches tut, dass man ihn dafür verhaftet. Man würde ihn vor Gericht stellen, aber Leute wie er waren noch nie besonders gut darin, sich öffenlich zu verteidigen. Man würde ihn schuldig sprechen und zum Tode verurteilen. Und nach so vielen Jahrhunderten des Lebens von einem armseligen Vogt erwischt und dann von Bauern auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, das wäre für ihn die größte aller Ungerechtigkeiten.«
»Aber warum sollte er an einen anderen Ort reisen wollen, wenn er doch hier in Ness für alle Ewigkeit unbehindert leben könnte?«, fragte Malden.
»Kannst du dir vorstellen, wie das wohl ist, ein freier Mann zu sein, aber nur, wenn du dich bereit erklärst, einen bestimmten Ort niemals zu verlassen? Kannst du dir die Ironie dieser Freiheit vorstellen, die von dir verlangt, für alle Ewigkeit an einem Ort zu verweilen, der einem wie eine Kerkerzelle vorkommen muss?«
Malden schürzte die Lippen. Er konnte sich das sogar sehr gut vorstellen. Er erinnerte sich, wie Cubill seine Situation in genau den gleichen Worten erklärt hatte. Er hatte nie Verständnis für Hazoh empfinden wollen. Er tat es auch jetzt nicht – jedenfalls nicht übermäßig –, aber er musste zugeben, dass er die Beweggründe des Zauberers verstehen konnte.
»Sobald sein Dämonenkind geboren ist, wird es ihn vor diesem Schicksal beschützen. Er kann gehen, wohin immer er will, er kann tun, zu was er Lust hat, und niemand kann ihn daran hindern.«
Malden rieb sich das Kinn. »Croy erklärte mir noch etwas anderes. Über Dämonen. Dass sie unnatürlich sind und die Realität in ihrer Umgebung verzerren. Wie ihre Macht schließlich die Welt zerstört, falls man sie nicht aufhält. Da war einer im Turm des Burggrafen, der schließlich die Welt erstickt hätte, hätte man ihn nicht unter Kontrolle gebracht.«
»Der Dämon in seinem Haus ist genauso, auch wenn seine Gefährlichkeit nicht ganz so offensichlich ist«, sagte Cyhera. »Hazoh weiß genau, welches Risiko er eingeht. Es ist ihm nur egal.«
»Das ist beunruhigend«, sagte Malden.
»Das denke ich mir. Das war auch meine Absicht«, erwiderte Cyhera.
»Aber es hat keine Bedeutung. Du sagst, dass mich der Dämon nach seiner Geburt zu Tode hetzen wird. Nun, das verändert meinen Plan nur in einem Punkt. Ich muss dafür sorgen, dass Hazoh meiner Anwesenheit im Haus niemals gewahr wird.«
»Eine hübsche Leistung«, sagte Kemper, »solltest du das schaffen.«
Malden hob die Schultern. Er war nicht davon ausgegangen, dass es leicht werden würde. Ehrlich gesagt rechnete er nicht einmal damit, das Unternehmen zu überleben. Und doch war es nicht richtig, darüber nachzugrübeln. Er hatte die Hoffnung, die winzige Hoffnung, dass es gelang. Allein daran gestattete er sich zu denken. »So ist es ohnehin besser. Selbst ohne den Dämon kann Hazoh mich mühelos vernichten. Das ändert nichts.«
»Es gibt noch weitere Punkte zu bedenken«, sagte Cyhera. Sie sah Malden tief in die Augen. Eine kleine Weile sprach keiner von ihnen. Er fragte sich, wonach sie wohl suchte. Überzeugung, Selbstvertrauen?
Schließlich schloss sie die Augen. Die hängenden Blüten aufgemalter Alpenveilchen machten ihre Lider so weiß wie Papier. Die Blumen welkten, bevor sie die Augen wieder öffnete. »Es gibt Fallen, in diesem Korridor.«
Malden blickte auf den Plan. »Kemper entdeckte sie, auch wenn er nichts über ihre Wirkungsweise herausbekam. Wir hatten die Hoffnung, dass du mehr darüber weißt, damit ich sie umgehe.«
»Eure Hoffnung war
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