Ancient BladesDie Metropole der Diebe
niemals die lebensfeindlichen Bedingungen im Höllenpfuhl oder die Angriffe ihrer Gefährten überstehen. Dämonen kennen keine Zuneigung füreinander, nicht wie es die Menschen tun. Ihnen ist selbst die Liebe einer Mutter für ihr Kind unbekannt. Eine Dämonin wird begeistert die eigene Brut verschlingen, falls sie dazu Gelegenheit hat.«
»Das ist ja schrecklich«, sagte Malden.
»So sind die Dinge dort nun einmal. Für Dämonen ist das ganz natürlich. Aber darum überleben schwächliche Dämonen ihre Geburt auch nicht lange. Die, die überleben, sind diejenigen, die bereits stark zur Welt kommen. Dieser Dämon ist dafür ein perfektes Beispiel. Ich habe ausgewachsene Exemplare seiner Art gesehen, und sie sind nicht aufzuhaltende Schlächter. In dem Augenblick, da er aus diesem Ei schlüpft, ist er zur Jagd bereit. Ich weiß nicht genau, welche Gestalt er später annimmt, aber ich weiß, dass er hungrig sein wird. Hazoh kann ihn freigeben, wann immer er will. Sollte er euch in seinem Haus entdecken, und sei es auch nur für einen Augenblick, kann er die Kreatur zum Schlüpfen zwingen – und zum Jagen. Wenn es sein muss, wird sie euch bis zum Ende der Welt verfolgen und verschlingen. Habt ihr verstanden?«
»Ich denke schon«, murmelte Malden. Seine Hände waren plötzlich ganz kalt – sein Blut hatte sich in Eiswasser verwandelt.
»Du kannst nicht gegen ihn kämpfen. Seine Krallen sind schärfer als jede Stahlklinge, die du führen könntest. Seine Zähne zerkauen festen Stein. Selbst wenn du eines der magischen Schwerter hättest – und ich bezweifle, dass dir Croy Ghostcutter leiht –, hättest du in einem Zweikampf nicht die geringste Chance gegen ihn, Malden. Du wirst dich auch nicht vor dem Dämon verstecken können. Er wird blind zur Welt kommen, aber ausgestattet mit einem ausgesprochen scharfen Geruchssinn. Du kannst dich mit Parfüm übergießen, durch fließendes Wasser waten und all das tun, was einen Spürhund von eurer Spur abbrächte. Nichts dergleichen gelingt bei dieser Kreatur. Sobald sie einmal deinen Geruch gewittert hat, wird sie dich finden. Und umbringen.«
Malden setzte sich auf die Betkante; dabei gab er sich alle Mühe, Croy nicht zu stören. »Welch infernalischen Pakt hat Hazoh bloß mit der Brut des Blutgotts geschlossen, um solche Dienste in Anspruch nehmen zu können?«, fragte er. Fragen zu stellen, war viel einfacher als darüber nachzudenken, was ein neugeborener Dämon mit seinem verletzlichen Körper anstellen würde, sobald er ihn erwischt hätte. »Ist er in den Besitz des ungeborenen Dämons gekommen, indem er deine Mutter folterte?«
»Nein. Er hat sich seine Dienste auf die älteste Weise beschafft. Er hat ihn gezeugt.«
»Moment …«, sagte Kemper.
Zum ersten Mal an diesem Abend setzte Croy sich im Bett auf und sprach. »Du willst damit doch nicht sagen …«
Cyhera betrachtete die Pläne und mied alle Blicke. »Ihr habt die Ketten in seinem Schlafgemach gesehen. Wie ich sehe, habt ihr sie sogar hier eingezeichnet. So unterhält er seine Sukkuben. Der Dämon in dem Ei war die Frucht einer solchen Verbindung. Er ist sein Kind. Es ist nicht das erste.«
Kapitel 63
»Aber … warum?«, fragte Malden. Er dachte an das Wandgemälde mit dem Sukkubus im Haus der Seufzer, und er konnte verstehen, warum ein Mann ihn attraktiv finden würde. Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass für dieses Bild niemand Modell gestanden hatte. Und selbst wenn doch, schien Hazoh nicht zu seinem Vergnügen mit dem Sukkubus zu verkehren, sondern aus einem ganz anderen Grund. »Warum sollte jemand … warum?«
»Du fragst dich, warum sich ein Mann ein Dämonenkind wünscht. Du fragst dich, warum überhaupt ein Mensch so etwas wollen sollte. Du vergisst, dass sich Hazoh nicht als menschliches Wesen betrachtet. Er betrachtet sich als nicht an die konventionelle Ehik gebunden.«
»Das ist mir schon klar geworden, als ich ihn kennenlernte«, sagte Malden.
»Ein Zauberer wie Hazoh lebt allein für die Macht. Er interessiert sich nicht für Gold oder Liebe oder die anderen Dinge, die normale Männer anlocken. Er will nur sein Wissen vergrößern und Macht besitzen, die andere nicht haben. Er ist bereits zu Dingen fähig, die weit jenseits deiner Vorstellungskraft liegen. Und doch fühlt er sich schon seit Langem wie ein Gefangener.«
»Wirklich? Aber wer könnte ihn denn zu etwas zwingen?«
»Der Burggraf. Und der König. Malden, es gibt ein Gesetz gegen das, was Hazoh da
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