Ancient BladesDie Metropole der Diebe
vergeblich«, sagte sie. »Ich verbrachte den größten Teil meines Lebens in diesem Haus, aber ich bin noch nie durch diesen Gang geschritten. Nicht einmal Hazoh benutzt ihn. Wenn er sich in sein Sanktum begibt – sowie bei den Gelegenheiten, wenn er mich mitnimmt –, transportiert er sich sofort dorhin, ohne den dazwischenliegenden Raum zu betreten. Der Korridor ist eine List und soll die Diebe verwirren. Aber ich weiß, dass diese Fallen sehr real und sehr tödlich sind. Ein einfacher Mechanismus im Sanktum kann sie entschärfen. Es gibt dort einen Hebel, der sie alle außer Kraft setzt. Aber natürlich muss man im Sanktum sein, um ihn bedienen zu können. Da ich keinen Zugang zu diesem Raum habe, kann ich das nicht für euch erledigen.«
Malden nickte. »Also gehe ich davon aus, dass ich die Fallen selbst bezwingen muss. Ich habe bereits im Palast bewiesen, dass ich sie meistern kann.«
»In der Tat. Nun, damit bleiben nur noch zwei Verteidigungslinien übrig, über die wir noch nicht gesprochen haben. Da ist die magische Barriere, die das Gelände umgibt und alle am Eintritt hindert, bis sie die Wächter passiert haben.«
»Aber genau da kommst du ins Spiel«, sagte Malden. »Du senkst die Barriere für uns, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.«
Cyhera schüttelte den Kopf. »Hättest du mich vor zwei Tagen gefragt, wäre es vielleicht möglich gewesen. Bevor Croy aus seinem Wunsch, Hazoh zu töten, ein öffenliches Spektakel machen musste.«
In seinem Bett wandte der Ritter den Kopf zur Seite.
»Hazoh weiß, dass ich mit Croy verbunden bin«, fuhr Cyhera fort. »Als er von den Geschehnissen auf dem Schlosshügel erfuhr und hörte, was Croy zu Anselm Vry gesagt hatte, sorgte er natürlich dafür, dass ich die Barriere nicht mehr absenken kann. Das wird mit einer bestimmten Handbewegung ausgeführt. Diese Bewegung kann alles Mögliche sein – ein mit dem Finger in die Luft gemaltes Zeichen, ein Händeklatschen, es spielt keine Rolle. Aber um die unsichbare Mauer zu überwinden, muss man sie kennen. Hazoh hat das Signal verändert und mir nicht verraten, wie das neue gegeben wird.«
Etwas in Maldens Magen verkrampfte sich. »Aber du bist doch heute Nacht enkommen.«
»Der Hauptmann der Wache kennt das neue Zeichen. Ich konnte ihn davon überzeugen, es für mich zu verwenden – aber ich durfte nicht zusehen. Ich musste ihn anlügen, damit er mir den Gefallen tat. Ich behauptete, Hazoh brauche einen bestimmten Weihrauch für ein Ritual, und dass es nicht bis zum nächsten Morgen Zeit habe. So etwas kam schon früher vor, und der Hauptmann glaubte mir. Aber das war keine Ausrede, die ich zweimal gebrauchen kann. Beim nächsten Versuch wird er misstrauisch werden, und er wird sich bei Hazoh vergewissern, ob ich die Wahrheit sage. Und das wäre unserem Vorhaben eher abträglich.«
»Allerdings.«
Cyhera kratzte sich sanft an einer Augenbraue. »Du musst ihnen einen Anlass liefern, die Barriere zu senken.«
»Ich finde schon einen. Ist das alles, oder hast du noch weitere schlechte Neuigkeiten für mich?«
Cyhera lächelte freudlos. »Nur noch eine Sache. Wie bereits erwähnt, wartet Hazoh auf Croys Angriff. Er fürchtet ihn nicht besonders – er weiß, dass Croy eher Prahlhans als Draufgänger ist.«
Der Ritter auf dem Bett zuckte zusammen, sagte aber kein Wort.
Cyhera warf ihm einen Blick zu, dann fuhr sie fort. »Aber er geht kein Risiko ein. Wenn einer der Ancient Blades sein Gegner ist, wird er sich mit einem anderen verbünden. Ich soll morgen Bikker ausfindig machen und ihn zu Hazoh bringen.«
Malden fluchte leise. »Hattest du nicht gesagt, Bikker arbeite nicht für den Zauberer?«
»Tut er auch nicht. Ich weiß nicht, wer Bikkers Herr ist. Ich weiß nur, dass Bikker auf jeden Fall kommt, wenn ich ihn rufe.«
»Ich verstehe nichts mehr«, sagte Malden.
»Die Krone zu stehlen, war überhaupt erst Bikkers Einfall. Vielmehr der Einfall dessen, der Bikkers Sold zahlt. Vor einem Monat tauchte Bikker zum ersten Mal im Herrenhaus auf. Er behauptete, einen reichen Gönner zu vertreten, der Hazohs Dienste in Anspruch nehmen wolle. Hazoh kann man nicht kaufen, aber es gibt Dinge auf dieser Welt, die er begehrt. Eines davon ist seine Privatsphäre. Der König würde ihn auf der Stelle auf den Scheiterhaufen bringen, sollte er je erfahren, welche Experimente er in seinem Sanktum macht. Als Bikker also seinen Plan schilderte, hörte er zu, denn Bikkers Auftraggeber versprach ihm, dass nie jemand etwas
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