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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Früchte auswählte – Früchte, die garantiert alle den Schutz des Herrn der Diebe genossen.
    Einhundertundeiner! Königstaler! Münzen, die so wertvoll waren, dass der durchschnitliche Geselle einer ehrlichen Gilde für die Arbeit eines Jahrs möglicherweise eine davon verdiente. Falls er die Beute aus dem Einbruch bei Guhrun Whiteclay an einen äußerst großzügigen Hehler verkauft hätte, hätte ihm das zwei Königstaler eingebracht, vielleicht auch drei.
    Einhundertundeiner!
    Er erreichte seine Unterkunft, ohne sich an den Weg dorhin zu erinnern. Er bewohnte eine Kammer über dem Laden eines Kerzenmachers. Es war karg, aber sauber. Er besaß eine strohgefüllte Matratze, auf die er sich sofort nach seinem Eintreten warf. Das Silber und das Geschirr hatte er unter einer losen Bodendiele versteckt. Es überraschte ihn nicht, dass alles verschwunden war. Einer von Cubills Dieben musste eingebrochen sein, um die Beute zurückzuholen. An ihrer Stelle lag eine Flasche mit billigem Wein. Ein Stück Papier war um ihren Hals gewunden. Er entfaltete es. Willkommen in der Gilde.
    Natürlich war es unterzeichnet mit der primitiven Zeichnung eines von einem Schlüssel durchbohrten Herzens.

Kapitel 7
    Er trank die ganze Flasche und lag betrunken auf dem Bett, während sich die Welt um ihn herum drehte, und verfluchte und segnete Cubills Namen abwechselnd. Der Meister der Diebesgilde wollte ein Lösegeld von ihm haben – ein Lösegeld in einer schlichtweg absurden Höhe. Nur ein Narr hätte sich auf dieses Angebot eingelassen, nur ein Narr würde glauben, einhundertundeinen Königstaler in Gold verdienen zu können, bevor er krumm und alt war.
    Und dennoch … er kam immer wieder zu Cubills Worten zurück. Freiheit. Kein Sklave, aber ein Gefangener. Und er konnte diese Ketten zerbrechen. Sich befreien, falls er das nötige Geld dafür hatte. In Ness bedeutete Geld alles, genau wie überall auf der Welt. Ein Mann mit Geld war selbstständig – er konnte sich gute Kleidung kaufen, sein eigenes Haus, kurz gesagt, er konnte sich Respekt kaufen. Im Augenblick spuckten ihn die ehrlichen Leute auf der Straße an. Mit genügend Geld in seiner Tasche würden sie sich grüßend an den Hut fassen, wenn er vorbeiging. Nein, wenn er vorbeifuhr in einer schönen Kutsche mit einem livrierten Diener an den Zügeln …
    Es war unvorstellbar. Unmöglich. Und ja, allein würde er das niemals schaffen. Er würde nie mehr als ein armseliger Dieb sein, ein Fassadenkletterer, dem das Schicksal einen schmächlichen Tod bescherte. Aber mit Cubill, mit der Macht der Diebesgilde im Rücken …
    Sein ganzes Leben konnte sich ändern. Es konnte eine Bedeutung haben, genau wie es sich seine Mutter immer gewünscht hatte. Wovon sie geträumt hatte. Woran sie auf ihrem Totenbett verzweifelt war.
    Zwischen ihm und dieser Zukunft stand nur ein Stapel Goldmünzen.
    Was konnte er also anderes tun, als wieder an die Arbeit zu gehen? Aber welches Unternehmen sollte er in Angriff nehmen? Ah, hier lag die Schwierigkeit. Zuerst hatte er überlegt, seine Schulden mit Einbrüchen zu bezahlen, aber das war … problematisch. Die wohlhabendsten Bürger der Freien Stadt standen bereits auf Cubills Schutzliste. Da Maldens Möglichkeiten somit eingeschränkt waren, arbeitete er ein paar Tage später wieder in albekannter Weise auf dem zentralen Marktplatz der Stadt. Im Schatten des Schlosshügels und seiner zwanzig Fuß hohen Mauer – es gab keinen besseren Ort für das Spiel, das er geplant hatte.
    Es war der älteste Trick im Buch, aber genau darum war er ja so alt: Er funktionierte noch immer. Malden trug den rechten Arm in einer Schlinge. Drei zertrümmerte Finger und ein böse entzündeter Stumpf ragten aus dem Tuchrand hervor – eine groteske Wunde, bei deren Anblick die meisten Menschen eher wegschauten, als dass sie näher hinzusehen wagten. Nachdem der Marktplatz an diesem Tag dicht bevölkert war, blieb es nicht aus, dass der Arm gelegenlich mit einem Passanten in Berührung kam. Bisher war Malden zufällig gegen eine hochrangige Dame geprallt, die ihr Haar auf der linken Kopfseite in Locken trug, sowie gegen den livrierten Diener eines Adelshauses in Schwarz und Grün und einen fetten Kaufmann, dem der federgeschmückte Hut über die Schultern hinausragte.
    »Entschuldigung, meine Dame, es ist dieser verfluchte Arm«, pflegte er dann zu sagen, oder: »Möge die Göttin Euch gnädig sein, Herr, es tut mir so leid.« Und sie wandten sich um, starrten ihn

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