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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Lebendigkeit. Vor der Morgendämmerung war noch viel zu tun und vorzubereiten.
    Im Tempel der Göttin oben im Turmviertel holten die Juniorpriester das riesige goldene Füllhorn hervor, das der Mittelpunkt der morgendlichen Prozession sein würde. Sie polierten es mit weichen Tüchern, bis es im Licht einer einzigen Kerze wie die Sonne erstrahlte. Andere füllten es mit Hunderten von Küchlein und Früchten, die man den Armen unterwegs zuwerfen würde. Die geringeren Ikonen – Ruder, Welkugel und Rad – wurden mit goldener Farbe betupft, um die Sprünge und Kratzer zu übertünchen, die die Holzkerne aufwiesen. Die Oberpriester hielten am Altar Nachtwache, sangen Lieder und lagen während der ganzen Nacht vor dem geheiligten Abbild der Göttin auf den Knien.
    Auf dem Marktplatz balgten sich die Händler um die besten Plätze. Die meisten Auseinandersetzungen bestanden aus erregten Wortgefechten, und gelegenlich zückte man Dokumente, wenn der eine oder andere das Recht auf einen bestimmten Platz für sich beanspruchte. Da diese Dokumente von einem von Cubills Fälschern angefertigt worden waren – es lag unter der Würde der Stadtverwaltung, gewöhnlichen Straßenhändlern Stellplätze zuzuteilen –, war ihr Nutzen begrenzt. Gelegenlich brach eine Schlägerei aus. Schließlich war an einem Feiertag ordenlich Geld zu verdienen.
    Auf dem Goldenen Hügel, wo die meisten Häuser bereits verlassen waren, beaufsichtigten die letzten reichen Bürger ihre Dienerschaft, die Truhen mit Kleidung und Verpflegung für die nächsten zwei Tage packen musste. Wer es sich leisten konnte, floh während der Feiertage aus der Stadt und verrammelte sein Haus, war man doch der Ansicht, dass Menschenmengen Seuchen verbreiteten. Einige von Cubills besten Spionen hockten auf den Dächern und machten sich Notizen.
    Unten im Qualmbezirk fuhr man die großen Öfen herunter, ein mühevoller Prozess, den man nur zweimal im Jahr durchführte. Die Feuer, die das Eisen der Freien Stadt schmolzen und formten, mussten langsam und achtsam verringert werden, damit die Öfen nicht zu rasch abkühlten und zersprangen. Gewöhnlich brannten sie Tag und Nacht. Aber das Gesetz verlangte, dass man während der Feiertage alle Feuer löschte. Während der Feierlichkeiten würden sich dreimal so viele Menschen wie sonst in Ness aufhalten, und sollte ein Haus Feuer fangen, wäre die Gefahr zu groß, dass es sich in der ganzen Stadt ausbreitete.
    Im Stinkviertel wurden an jedem Schrein des Blutgotts späte Messen abgehalten und die kleinen Opfergaben in Form von Fisch und Fleisch entgegengenommen, die die Gläubigen darbrachten. Sie standen viele Häuserblöcke lang Schlange, nur um ihre vom Mund abgesparten Essensreste zu übergeben und die vorgeschriebenen Rituale zu vollziehen. Die Armen konnten es sich nicht leisten, den Gott oder auch die Göttin zu verärgern, also erwiesen sie beiden öffenlich und schnell hintereinander ihre Ehrerbietung. Bei Anbruch der Morgendämmerung würden sie in den kleinen Kapellen, die über alle Viertel verstreut waren, auf den Knien liegen und sich alle Mühe geben, während des Morgengebets wach zu bleiben.
    Die Stadtwächter nutzten die Frömmigkeit der Armen aus, um in noch mehr ihrer Häuser einzubrechen und ihre armseligen Besitztümer zu durchstöbern. Bei diesen Hausdurchsuchungen fand man keine Krone, dafür aber viele Kupferstücke und billigen Schmuck. Auch für die Stadtwache war das ein Feiertag, genau wie für jeden anderen auch.
    Jedes Gashaus war voll belegt, und Reisende mussten in Ställen schlafen oder sich zu sechst ein Bett teilen. Außerdem gab es keinen Wein zu kaufen, sondern nur neues Ale und starkes Bier.
    Im Zitronengarten öffnete Elody die Türen, hängte ein Messingfüllhorn über die Tür und machte auf den Sonderpreis aufmerksam, der auswärtigen Pilgern gewährt wurde. Für das zahlreiche Laufpublikum hatte sie zusätzliche Mädchen eingestellt – Frauen, die an jedem anderen Tag des Jahrs ein ehrbares Leben führten, aber an diesem Abend Masken trugen und sich ein kleines Zubrot verdienten, denn am kommenden Morgen konnten sie billig Buße tun.
    In der Habichtstraße gegenüber der Nordmauer des Schlosshügels schlossen die Glücksspielhäuser ihre Türen – gewährten aber Zugang zu den Tischen. Die hingebungsvollen Karten- und Würfelspieler senkten die Stimmen für den Fall, dass die Stadtwächter lauschten, aber das erhöhte nur die Einsätze. Auch dort gab es genau wie auf dem

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