Ancient BladesDie Metropole der Diebe
geschmolzenes Silber getaucht – auf Cubills Kosten. Das Silber verlieh dem Ende zusätzliches Gewicht, sodass Malden es durch das offene Fenster werfen konnte. Er zog an dem Seil, bis er fühlte, wie es sich spannte. Das Silber sollte außerdem dafür sorgen, dass Kemper einen Halt fand. Er stemmte sich dagegen, während der Dieb an dem Seil die Fassade hinaufkletterte und ins Haus einstieg. Im Innern ließ er sich am Fensterrahmen hinunter und überwand die wenigen Fuß bis zum Boden mit einem Sprung. Im Zwielicht sah er Kempers Zähne funkeln.
Malden holte das Seil ein und wickelte es sich um die Mitte. Es hier zu lassen, wo es möglicherweise ein Wächter entdeckte, war nicht vernünftig – auch wenn Malden keineswegs beabsichtigte, das Haus durch dasselbe Fenster zu verlassen.
Eine feuchte Kälte drang ihm bis zu den Ellbogen, und er griff in sein Wams, um Kempers Karten hervorzuholen. Sie waren schweißfeucht geworden. Er reichte sie Kemper, der sie worlos in Empfang nahm.
Gemeinsam durchquerten sie das Esszimmer und gelangten in den Korridor, der von einem Ende des Hauses zum anderen führte. Die Fenster in der Wand ließen genug Mondlicht herein, um den mit Tischchen, einer Kommode mit Silbergeschirr und dicken Teppichen ausgestatteten Gang zu beleuchten. Die Teppiche verschluckten ihre Schritte.
Kemper sandte Malden einen stummen Salut, dann eilte er den Korridor enlang. Er verharrte kurz an einem der Tischchen und legte dort eine Karte ab, die Herzzwei. Als Nächstes blieb er vor der Kommode stehen. Ihr Deckel quietschte, als sie geöffnet wurde. Malden spannte sich an und bereitete sich auf die Flucht vor, aber ein solches Geräusch konnte auch eine Maus verursachen. Kemper schob die Eichelsieben in die Kommode und schloss sie wieder, dieses Mal laulos.
Alles nach Plan. Malden trennte sich von Kemper, eilte zurück ins Esszimmer und betrat einen Diensbotenraum. Dort führte eine schmale Holztreppe in den ersten Stock.
Im Treppenhaus gab es ein Fenster. Von da aus hörte Malden den Oger lachen und Bikker wütend Befehle brüllen.
Bestens.
Kapitel 73
In der ersten Etage des Herrenhauses war es dunkel und still wie in einer Gruft. Malden stieß eine Tür auf. Er gelangte in einen Korridor, an dessen Ende eine einzelne Kerze brannte. Sie spendete gerade genug Licht, dass er die Türen auf beiden Seiten erkennen konnte.
Kemper hatte dieses Stockwerk erforscht und nur Belangloses gefunden – Schlafzimmer, begehbare Kleiderschränke, Wäschekammern. So geräuschlos wie möglich huschte Malden über den teppichbelegten Gang und achtete nicht auf die Türen, bis er sah, wie sich eine Tür öffnete. Sofort drückte er sich an die Wand und zog die Kapuze tief ins Gesicht, damit seine Augen nicht im Kerzenlicht funkelten.
Er hörte eine Frau seufzen, als sich die Tür ganz öffnete und ein schwacher Lichtschein in den Korridor fiel. Der Schatten der Frau wurde auf die gegenüberliegende Wand geworfen, und die Silhouette verriet ihm, dass es Cyhera war.
Er hätte sich ihr gern zu erkennen gegeben. Sie hätte ihn mit nützlichen Hinweisen versorgen können. Aber er hatte gute Gründe, sich nicht sehen zu lassen. Möglicherweise schrie sie auf, wenn er sie überraschte. Oder jemand hörte sie, wenn sie miteinander sprachen. Darüber hinaus vertraute er ihr doch nicht so sehr, wie es nach seinem bisherigen Verhalten vielleicht den Anschein hatte. Schließlich hatte sie versucht, ihn umzubringen.
Bevor sie in den Korridor hinaustrat, ging er das große Risiko ein, die nächste Tür zu öffnen und in das dahinterliegende Zimmer zu schlüpfen. Er bewegte sich schnell, aber laulos. Glücklicherweise schien der Raum leer zu sein – ein unbenutztes Schlafzimmer, in dem sämliche Möbel an die Wand geschoben und mit Laken abgedeckt waren. Er drückte das Ohr ans Schlüsselloch und hörte, wie Cyhera den Korridor betrat und weiterging. Er zählte im Kopf bis hundert, bevor er sich anschickte, das leere Schlafzimmer zu verlassen.
Als er es für sicher hielt, griff er nach der Türklinke – und musste entdecken, dass das Schloss hinter ihm zugeschnappt war. Am liebsten hätte er geflucht, verkniff es sich aber, um sich nicht zu verraten. Welches Schlafzimmer verriegelte sich denn von selbst? Malden konnte darin keinen großen Sinn entdecken. Wer sich auch immer in diesem Raum aufhielt, würde sich darin einsperren, bis jemand kam und ihn hinausließ.
Er wandte sich um und betrachtete erneut die Möbel an der
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