Ancient BladesDie Metropole der Diebe
eines Ogers vermochte? Völlig ruhig stand Gurrh auf und trat an den Zaun, der das Anwesen umgab. Er griff nach einer der schmiedeeisernen Stangen und riss sie von der Kreuzstange. Als zöge man einen Dämon aus dem Höllenpfuhl – ein ächzender, kreischender Laut, bei dem sich Malden die Haare aufstellten. Die Stange löste sich berstend, und plötzlich hielt Gurrh einen Gegenstand in der Hand, der große Ähnlichkeit mit einem bösartigen Speer hatte.
Der Oger ließ die Waffe mit breitem Grinsen durch die Luft sausen und hieb sie gegen die anderen Zaunstangen. Es entstand ein rhyhmisches, lautes Geräusch, das unmöglich zu überhören war. Ein Wächter brüllte dem Oger zu, den Lärm einzustellen, aber seine Stimme drang nicht durch.
Möglicherweise reichte das als Herausforderung. Die Wächter wichen furchterfüllt vom Zaun zurück. Genau wie Malden gehofft hatte, stieß sich Bikker von der Hauswand ab und schritt auf das Tor zu.
»Du da!«, rief er. »Du … Bestie. Was im Namen all dessen, was pervers ist, treibst du da?«
Gurrh zuckte mit den Schultern und hob den Speer zur nächsten Runde. Dieses Mal war das Getöse sogar noch lauter.
»Der Herr dieses Hauses will nicht gestört werden«, verkündete Bikker. »Ich weiß nicht, was du willst – auch wenn ich glaube, deinen Besitzer zu kennen. Verschwinde, oder ich hetze die Hunde auf dich.«
Gurrh legte zum dritten Mal los, und plötzlich eilte Bikker mit großen Schritten auf die Barriere zu. »Runter mit dem verdammten Ding!«, brüllte er, und der Hauptmann der Wache kam angerannt, um zu salutieren. »Ihr drei – und du, Junge, vertreibt diese Kreatur!«
Die vier Wächter, die er für die Aufgabe ausgesucht hatte, protestierten nicht. Er muss ihnen wirklich Angst eingejagt haben, dachte Malden. Sie warteten, bis der Hauptmann das entsprechende Zeichen gemacht hatte, die Barriere zu senken, dann eilten sie durch das Tor und schwangen ihre Stangenwaffen. Sie stießen auf den Oger ein, wie ein Bauernbursche ein Schwein antreibt, damit es sich in Bewegung setzt, aber der Oger wehrte ihre Stöße mühelos mit seinem Speer ab. Eine Glefe überwand seine Abwehr und landete einen Treffer auf seinem haarigen Bauch, aber Gurrh lachte bloß. Die Klinge bog sich durch und brach an der Stange ab.
»Bei Sadus Blut und Eiern!«, rief Kemper erstaunt aus.
»In allen Geschichten von früher wird erzählt, wie schwer ein Oger zu töten ist, dass keine normale Waffe ihre behaarte Haut durchdringen kann. Komm – wir müssen uns beeilen.«
Der Dieb und der Falschspieler rannten durch das Gras auf den Zaun zu. Malden quetschte sich zwischen zwei Stangen hindurch, während Kemper einfach zwischen ihnen hindurchschritt. Tief geduckt eilten beide Männer durch den Garten. Malden hatte schreckliche Angst, Bikker könne sich umwenden und sie entdecken, aber seine Aufmerksamkeit schien ausschließlich dem Oger zu gelten.
Das lief genau nach Plan. Dank Croys Leichtsinn rechnete Hazoh mit einer Attacke auf das Haus – einem Frontalangriff in der Art, wie der Ritter eine Festung angegriffen hätte. Der Oger schien genau das zu wollen.
Hazoh hatte keinen Grund zu der Annahme, dass Malden in sein Haus eindringen wollte. Er glaubte noch immer, der Dieb sei von dem fleischfressenden Buch getötet worden.
Natürlich hieß das nicht, dass die weitere Durchführung des Plans einfach sein würde.
Malden und Kemper erreichten die Rückseite des Gebäudes. Nur ein Wächter war im Garten geblieben, und der tat sein Bestes, sich nichts von dem Geschehen vor dem Haus entgehen zu lassen, ohne sich von seinem Posten entfernen zu müssen. Bikker hatte diese Männer zu einer ausgezeichneten Streitmacht zusammengeschmiedet, aber er hatte dazu nur wenige Tage Zeit gehabt. Währenddessen konnte er ihnen unmöglich sämliche schlechten Eigenschaften ausgetrieben haben.
Die Hintertür, die in den Anrichteraum hinter dem Esszimmer führte, lag im tiefen Schatten verborgen. Hier gab es weder Fackeln noch Laternen – sie wären auch völlig sinnlos gewesen und hätten nur die Nachtsicht der Wächter getrübt. Und was noch besser war – Malden entdeckte, dass das hohe Fenster über der Tür offen stand, um die Nachluft hineinzulassen; als wäre es ein warmer Tag gewesen. Ein Glücksfall.
Kemper ging durch die Tür und verschwand. Malden zog ein Seilbündel von der Hüfte und wickelte es ab. Das Seil war nicht besonders dick, nicht einmal besonders stark, aber Slag hatte ein Ende in
Weitere Kostenlose Bücher