Ancient BladesDie Metropole der Diebe
augenblicklich, als sich Hazoh aufbäumte und das Ohr hielt. »Was soll das?«, verlangte er zu wissen. Er wandte sich um und starrte Cyhera an.
»Die Verbindung zwischen uns löst sich auf, Vater«, sagte sie. Die Schlingenpflanzen und Blumen auf ihrem Gesicht zuckten und blühten wild. »Er hat es geschafft. Der Dieb hat es geschafft – Coruh muss frei sein. Als das Haus einstürzte, muss es deinen magischen Kreis zerbrochen haben. Sie hat die Verbindung aufgelöst, die sie einst zwischen dir und mir erschuf.« Cyhera sah aus, als könnte sie das selbst kaum glauben. Als wagte sie nicht zu glauben, dass es tatsächlich passierte.
Aber es war echt. Die Flüche, denen Hazoh so lange Zeit ausgewichen war, die heimtückischen, magischen Angriffe, die ihm die Dämonen des Höllenpfuhls aus Rache für alles, was er ihnen angetan hatte, entgegenschleuderten, brachen durch. Statt sich als Blume auf Cyheras Haut zu manifestieren, erschienen sie als blutige Blüten der Vernichtung auf seiner eigenen Haut.
»Verflucht sei diese Frau«, sagte Hazoh mit verschleimter Stimme. Er schüttelte sich und stieß Worte in einer uralten Sprache hervor. Augenblicklich hörten die Geschwüre auf seinem Gesicht auf zu rinnen und schlossen sich wieder, bis sein Anlitz so makellos war wie zuvor. »Aber sie ist schwach. Zu schwach, um sich wehren zu können. Ich finde sie und sperre sie wieder ein.«
»Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Cyhera.
Dann packte sie ihn an beiden Armen und drückte ihm die Lippen zu einem grausamen Kuss auf die Wange. »Leb wohl, Vater.«
Hazoh riss die Augen weit auf. Grüne Funken erhellten sein Haar und seine Brust.
Auf Cyheras linker Hand öffnete sich eine Oleanderblüte und verdorrte. Eine Rebe wand sich um ihr Handgelenk und schrumpfte.
»Malden«, sagte Cyhera, »du solltest gehen.«
Der Dieb kam taumelnd auf die Füße und rannte. Hinter ihm brüllte Hazoh auf, als ihm die Haut auf dem Rücken riss und Dämonenarme mit rasiermesserscharfen Krallen nach ihm griffen.
Jeder Fluch, den Cyhera seit Jahrzehnten auf ihrer Haut gespeichert hatte, wurde plötzlich freigesetzt und stürzte sich begierig auf Hazoh. Als seine Schutzzauber versagten, spürten die Dämonen, die er ausgenutzt und versklavt hatte, dies selbst noch unten im Höllenpfuhl. Und bevor die Flüche Hazoh völlig vernichteten, suchten sie nach jedem Spalt und jedem Riss im Universum, durch die sie den Magier erreichen konnten, um Vergeltung zu üben. Die Menschen, die am Göttinnengarten wohnten, schlossen die Fensterläden und verbargen sich unter den Betten, aber in den nächsten drei Stunden konnten sie den Schreien des sterbenden Zauberers und dem geifernden Zorn der Kinder des Blutgotts nicht enkommen, denen man diese Beute so lang vorenhalten hatte. Sie ließen sich Zeit mit Hazohs Vernichtung. Sie genossen es.
Kapitel 95
Hexenlicht erfüllte den Himmel über der Stadtwiese, und die schrecklichen Laute, die Hazohs Ende begleiteten, brachten die Luft zum Erzittern. Malden blickte nicht über die Schulter, obwohl es ihm sicher gefallen hätte, zuzusehen, wie Hazoh sein erbärmliches Ende fand. Aber er musste in dieser Nacht noch viel erledigen, ansonsten konnte doch noch alles verloren sein.
Die seltsame Helligkeit erleuchtete mühelos Maldens Weg, als er auf die Straßen jenseits der Wiese zuhielt, um in dem Labyrinh aus Gassen und Pfaden unterzutauchen und zu fliehen.
Aber dieses Glück war ihm nicht vergönnt.
Vor ihm in der Krüppeltorstraße erwartete ihn ein Dutzend Männer mit Augenumhängen und Waffen in den Händen. Sie bewegten sich schnell, um ihm jeden Fluchtweg abzuschneiden. Als Malden völlig umzingelt war, trat ein Mann vor und streckte die Hand aus. »Her damit, Dieb«, sagte er.
»Ich verstehe nicht …«, versuchte es Malden.
»Wir wissen, dass du einen Dolch am Gürtel trägst. Gib ihn her, oder ich durchbohre dich und nehme ihn mir dann.«
Malden starrte den Mann hasserfüllt an. Aber er konnte nichts tun. Er zog die Ahle und überreichte sie. »Die will ich aber zurückhaben.«
Der Mann kicherte und warf die Waffe über die Mauer des Göttinnengartens.
Maldens Mut sank. Die Botschaft war klar. Er würde seine Ahle nicht mehr brauchen. Er würde keine Gelegenheit mehr haben, sie zu benutzen.
Die Reihe der Stadtwächter teilte sich, und jemand drang durch die Lücke vor. Anselm Vry – mit zornigem Gesichtsausdruck.
»Hättest du das nicht unauffälliger erledigen können?«, wollte er
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