Ancient BladesDie Metropole der Diebe
die Klinge aus kalt geschmiedetem Eisen, tief genug, dass die Spitze am Rücken wieder herausfuhr. Er stürzte so hart auf Croy, dass er den Ritter zerschmettert haben musste, und scharrte mit den ungleichen Beinen den Erdboden auf. Aber er schien sich nicht befreien zu können.
Cyhera rief Croys Namen, doch der Ritter lag vollständig unter dem Dämonenkörper begraben. Falls er sie noch hörte, antwortete er nicht.
»Malden, er war bereits schwer verwundet. Wenn wir ihn nicht bald darunter hervorziehen, wird er ersticken«, flehte sie den Dieb an.
Malden wollte mit den Schultern zucken. Was konnte er schon ausrichten? Seine Ahle war machlos gegen diese Kreatur. Er war kein Ancient Blade und kämpfte nicht gegen Dämonen. Andererseits …
Neben Bikkers Leiche lag Acidtongue im Gras. Genau wie Ghostcutter war das Schwert für den Kampf gegen Dämonen geschmiedet worden. Malden griff danach und musste entdecken, dass er es kaum heben konnte. In seinem ganzen Leben hatte er noch kein Schwert gehalten, und er begriff sofort, dass man es nicht wie einen Stock schwingen konnte.
Aber dann traten Säuretropfen auf die Klinge, als würde sie schwitzen. Malden packte den Griff mit beiden Händen und eilte auf den Dämon zu, das Schwert weit von sich weggestreckt. Er stieß es dem Ungeheuer in den Rücken und stemmte sich gegen den Knauf, bis es tief in den Eingeweiden der Bestie versank.
Die Totenschädel bäumten sich auf, und der Dämon brüllte die Sterne an, während er nur umso heftiger um sich trat. Malden ließ den Schwertgriff los und stolperte rückwärts, um den peitschenden Beinen zu enkommen.
Schließlich verendete das Ungeheuer und lag still. Das Fleisch dampfte und verflüssigte sich, bis die Knochen aus den rohen Muskeln hervorstachen. Die Krallen krümmten sich und verfielen wie verkohlendes Papier. Bald waren nur noch widerwärtig stinkende Rauchschwaden und eine Pfütze ekelhafter Flüssigkeit übrig geblieben. Inmitten der Überreste bemühte sich Croy, Ghostcutter aus dem Bruskorb der Höllenbrut zu ziehen.
Malden starrte die Bestie völlig fassungslos an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade getan hatte. Er hatte einen Dämon getötet. Er, der kleine Dieb, der bisher nicht einmal einen Menschen mit einem Stich verletzt hatte, hatte … getötet … natürlich hatte das Opfer unbeweglich dagelegen und … aber er hatte getötet …
Malden stieß einen Freudenschrei aus. Aber dann schloss sich eine unsichbare Hand um sein Herz und drückte zu.
»Mein Sohn … mein Haus«, sagte Hazoh. »Du hast mein Haus zerstört.«
Malden stürzte zu Boden, unfähig zu jeder Bewegung. Der Zauberer beugte sich über ihn.
»Ich wollte dir einen sauberen Tod erlauben, Ungeziefer«, sagte der Zauberer. »Das ist jetzt vorbei.«
Kapitel 94
Malden wälzte sich am Boden. Sein Körper brach von innen heraus in Stücke. Schmerzen packten ihn wie glühende Eisenzangen, als Hazoh eine Hand in der Luft verdrehte. Maldens Eingeweide verknoteten sich. Er nahm kaum etwas wahr – seine Sicht schien aus hellrotem Blut zu bestehen.
Dann klärte sie sich, gerade genug, damit er Hazoh ins Gesicht blicken konnte. »Ich will, dass du mich ansiehst, während du leidest«, verkündete der Zauberer. »Ich will, dass du alles fühlst. Die Schmerzen, die ich dir zufüge, würden Ungeziefer gewöhnlich das Bewusstsein rauben. Dein primitives Gehirn würde eher sterben, als diese Qualen durchzustehen. Aber das lasse ich nicht zu.«
Malden rang keuchend nach Luft, aber jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er Messerschneiden einatmen. Er schlang die Arme um die Brust, von Schmerzen verkrampft, aber noch immer sah er den Magier, der ihn anstarrte.
Und so erkannte er deulich den roten Fleck, der auf Hazohs Wange erschien und als hässliches Geschwür durch die Haut platzte.
Das war eine solche Überraschung, dass er beinahe seine Schmerzen vergaß. Beinahe.
»Eure Zauber … versagen«, stieß er hervor.
»Du verstehst nichts von Magie. Spar dir deinen Atem lieber für die Schreie, die du gleich ausstoßen wirst«, erwiderte Hazoh.
Aber noch während der Zauberer sprach, sprossen Pickel an seinem Haaransatz. Hazoh hob die Hand, um sie abzutasten, und dann geschah etwas Wunderbares.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Plötzlich zeigte er echte Furcht. Er schrie sogar auf, als sich ein Auge milchig trübte wie bei grauem Star.
Malden wollte lachen. Er wollte vor Freude jubeln. Die Qualen verschwanden
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