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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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aus Gold gefertigt, einem der weichsten Edelmetalle, die es gab. Ihre Zacken hatten ihm tief in die Handflächen und Finger geschnitten und waren mit seinem Blut verschmiert. Malden hätte sie gern abgelegt und seine Verletzungen versorgt, aber er wagte es nicht, sie aus der Hand zu geben, keinen Wimpernschlag lang. Dieser Gedanke war unerträglich.
    Das hast du gut gemacht, Dieb, sagte die Krone.
    »Sag nichts mehr, ich bitte dich!«, stöhnte Malden. Er musste daran denken, wie viel er für seine Beute riskiert hatte. Er hätte leicht in den letzten Augenblicken vor dem Einsturz des Turms getötet werden können – aber die Stimme hatte ihm Befehle gegeben, und er hatte gehorcht. Jetzt wusste er, dass sie mehr wollte. Sie wollte, dass er sich die Krone aufsetzte.
    Sicherlich war das ein Sakrileg. Oder nicht? Er war kein Burggraf. Von Rechts wegen durfte er sie nicht tragen. Sollte man ihn damit sehen, würde man ihn auf der Stelle verhaften, weil er sich für einen Adligen ausgab.
    Und dennoch … das wäre eine so süße Gerechtigkeit, oder nicht? Die Vorstellung war so verführerisch, dass es einen in den Wahnsinn treiben konnte. Ein gewöhnlicher Dieb, der Sohn einer Hure, der die Krone wellicher Macht trug, und sei es auch nur für einen Augenblick.
    Malden hob sie langsam in die Höhe, auf seinen Kopf zu.
    Das Ding verkörperte Magie. Wer wusste schon, welche Macht tatsächlich in ihm wohnte? Vielleicht würde die Krone ihm Wünsche erfüllen. Vielleicht würde sie ihn sofort in einen Mann von Besitz verwandeln, von Macht. Manchmal geschahen solche Dinge in den Märchen, manchmal waren solche Dinge …
    … sie waren …
    … waren einfach zu schön, um wahr zu sein. Malden senkte die Krone wieder. Er ließ sie nicht los. Nein, das wäre unerträglich. Aber er bezwang den Drang, sie sich aufzusetzen.
    Da war die schreckliche Vorahnung – ein unumstößlicher Instinkt –, dass er die Krone nie wieder freiwillig abnehmen würde, wenn er sie einmal auf den Kopf setzte. Und das hätte mehr Probleme geschaffen, als es vermulich lösen würde.
    Das Ding pulsierte förmlich in seinen Händen, ihn durchzuckte ein leiser Stich der Wut. Er hatte ihre Absicht durchkreuzt, und sie war nicht erfreut. Er musste kämpfen, um sich gegen den völlig natürlichen Impuls zu wehren, alles zu tun, egal was, um die Krone wieder glücklich zu machen.
    Wenn du mich nicht trägst, dann bring mich zum Kastellan. Er wird sich um meine Sicherheit kümmern.
    »Sei still!«, erwiderte Malden, auch wenn er sich wie eine Feldmaus fühlte, die einen Löwen befehligen wollte. Es war schwer, der Kraft in dieser Stimme zu widerstehen, ihrer Entschlossenheit und Energie. »Das werde ich bestimmt nicht tun. Ich gehe jetzt, und du wirst mich begleiten.«
    Such den Kastellan!
    »Er lässt mich auf der Stelle hinrichten.« Malden schüttelte den Kopf. Er spürte die Verachtung, die von der Krone ausging. Sie scherte sich kein bisschen um sein Leben oder Wohlergehen. Sie wollte bloß, dass ihre Befehle ausgeführt wurden. Soweit es die Krone betraf, verdiente er, was er bekam. Er war doch ein Dieb. Und hängte man Diebe in dieser Stadt nicht auf?
    Ein aufrechter Bürger, ein ehrlicherer Mann hätte sich diesem Befehl niemals verweigert. Allein für die Ehre, der Krone zu dienen, hätte er den Untergang auf sich genommen. Welcher Verstand sich auch immer darin verbarg, die Krone blieb ein Symbol schicksalsbestimmter Macht, Repräsentantin eines unverrückbaren Klassensystems, in dem jeder Mensch seinen Platz kannte. Selbst in der Freien Stadt Ness wurden die Menschen in eine Rangordnung hineingeboren und bekamen von frühester Kindheit folgende Lektion eingehämmert: Achte jene, die über dir stehen, und respektiere ihre Wünsche bis ins kleinste Detail. Alle, die den Gehorsam verweigerten, sahen sich Zurechtweisungen und Prügel ausgesetzt. Alle, die sich fügten, ließ man in Ruhe. Obwohl die freien Bürger stolze Menschen waren, ähnelten sie in dieser Hinsicht den Leibeigenen außerhalb der Stadtmauern – sie wussten es besser, als die Obrigkeit infrage zu stellen.
    Aber Malden war nie ein echter Bürger gewesen. Man hatte ihn zu keinem ehrlichen Menschen erzogen. Die Leute in seiner Umgebung gehörten den niedrigsten der Niedrigen an, und niemand hatte sich je die Mühe gemacht, ihn an seine Stellung zu erinnern. War man doch von der Annahme ausgegangen, dass er nie darüber hinauswachsen werde.
    Diese Erwartung oder vielmehr ihr Mangel

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