Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Dämonen mit sich brachte. Bikker neben ihm schien die gleichen Gefühle zu haben. Er grinste von einem Ohr zum anderen, aus seinem Blick war jede Bösartigkeit verschwunden. Vielleicht, nur vielleicht, hatte der Mann ja doch noch etwas von einem Helden in sich. Vielleicht war der Mann, den Croy einst gekannt hatte, ja doch noch nicht tot. Er hatte Bikker an den aufkommenden Zynismus und die sich verändernde Moral verloren geglaubt, die diese Welt beschmutzten, aber vielleicht …
In diesem Augenblick kam der Kastellan aus dem Palast gerannt, während er den Morgenmantel um die dürren Glieder raffte. »Wasser!«, rief der alte Mann. »Der Wächter muss in Wasser getaucht werden, oder er wird wachsen, bis er die Welt erstickt. Holt Wasser aus dem Brunnen, tragt Wasser aus dem Fluss herbei! Wasser! Wasser!«
Da entdeckte der Kastellan den Dämonenkadaver – seine Augen waren nie sehr gut gewesen, und das Alter hatte sie nicht schärfer gemacht – und verstummte. »Wasser«, murmelte er entmutigt. »Wasser hätte ihn zum Schrumpfen gebracht.«
»Kaltes Eisen und Säure scheinen auch geholfen zu haben«, bemerkte Bikker höhnisch. Er lachte herzlich. »Kastellan, erzähl mir nicht, dass du einen Dämon in diesen Wänden beherbergt hast. Erzähl mir nicht, dass du eine Bestie aus dem Höllenpfuhl zu deinem Haustier gemacht hast.«
Die drei Männer starrten den Kadaver an, der mitlerweile dampfte und sich auflöste. Eine solche Kreatur gehörte nicht auf diese Welt, und in wenigen Augenblicken hätten sich ihre Überreste in Schwefelgestank und eine schwarze Ablagerung auf den Steinen verwandelt.
»Er ist der Wächter der … der …« Das Gesicht des Kastellans verfärbte sich dunkelrot. Es war ein schweres Verbrechen, einen Dämon zu beschwören oder ihn verborgen zu halten. Jahrzehntelang hatten Croy und Ritter wie er Zauberer gejagt, die die erforderlichen Rituale durchzuführen verstanden – nun waren nur noch wenige übrig, und die standen alle unter ständiger Beobachtung. Sollte man beweisen können, dass beispielsweise Hazoh einen Dämon herbeibeschworen hatte, wäre er auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Selbst für einen Mann von der Macht des Burggrafen konnte das eine Tat sein, die mit dem Strang geahndet wurde. Sollten Bikker oder Croy die Neuigkeit in die Hauptstadt weitertragen … Aber dann verzog sich das Gesicht des Kastellans heimtückisch. Er richtete einen langen, zitternden Finger auf die beiden Schwerkämpfer.
»Du bist ein enkommener Gefangener. Und du hast kein Recht, hier zu sein.«
Croy funkelte Bikker an. »Ich hatte eigenlich gehofft, dass alles verziehen ist, wenn wir den Palast vor dem Dämon retten.«
Bikker grinste hämisch. »Erwartest du in diesem Leben Gerechtigkeit, mein Freund? Hast du so wenig von mir gelernt?«
»Wachen!«, brüllte der Kastellan. »Nehmt diese beiden Männer gefangen!«
Plötzlich drängten sich Bogenschützen auf den Mauern des Schlosshügels, während Stadtwächter mit ihren Augenumhängen durch das Markttor stürmten.
»Ich hatte gehofft, mich noch länger mit dir unterhalten zu können. Aber wir sehen uns wieder!«, rief Croy.
»Darauf kannst du dich verlassen«, stimmte Bikker ihm bei. Und sie rannten in entgegengesetzte Richtungen davon, so schnell sie die Beine trugen.
Kapitel 26
»Verdammt, los…lass…en!«, wimmerte Malden. Seine Kräfte waren so gut wie am Ende. Die Schultergelenke brannten, und seine Beine waren verkrampft, weil er sich gegen den Zug des Dämons gestemmt hatte. Er ließ die Krone nicht los, aber der Tentakel zog sie einen Zoll nach dem anderen auf die Trümmer zu. Schweiß brannte in Maldens Augen, aber er wagte ihn nicht wegzuwischen. Jeden Muskel seines Körpers setzte er dagegen ein, gewann aber trotzdem nicht an Boden.
Und dann – hatte er Erfolg. Er konnte die Krone ein kleines Stück näher zum Körper ziehen. Der Tentakel pulsierte und peitschte hin und her, sein Griff löste sich, er ließ die Krone los.
Malden stolperte zurück. Er hechelte wie ein Hund. Starrte den Tentakel an, rechnete damit, dass er wieder zugriff, aber nichts dergleichen geschah. Er wedelte über den Boden und regte sich nicht mehr. Als wäre der Dämon gestorben, ohne dass Malden es mibekommen hätte, und könne nicht länger Widerstand leisten. Dann löste er sich auf.
Malden mochte es kaum glauben. Er starrte die Krone in seinen Händen an. Sie hatte sich während des Kampfs weder verdreht noch verbogen; dabei war sie
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