Ancient BladesDie Metropole der Diebe
im Boden verankerte, drei Fuß lange Eisenpfähle mit hässlichen scharfen Spitzen.
Als er das Seilende erreichte, sich mit einer Hand feshielt und die Füße so weit wie möglich ausstreckte, blieben noch immer sieben Fuß freier Raum zwischen ihm und den bösartigen Pfahlspitzen. Ließe er jetzt los, bräche er sich nicht nur die Beine, sondern würde sich vermulich auch noch aufspießen.
Er hatte nichts mehr zur Hand, womit er das Seil verlängern konnte. Um den Griff seiner Ahle waren zwanzig Fuß guter, halbarer Schnur gewickelt, aber die war nicht stark genug, um sein Gewicht zu halten.
Malden strich mit der Hand über die Schachtwand. Sie war nicht völlig glatt. Man hatte sie aus dem massiven Felsen herausgehauen, und die Werkzeuge hatten ihre Spuren an der Oberfläche hinterlassen. Kaum mehr als flache Einkerbungen – nicht genug, um Fingern oder Zehen Halt zu geben. Aber falls ihn seine Kräfte noch nicht ganz verlassen hatten …
Malden drückte die Füße so fest wie möglich gegen eine Wand und stemmte sich mit einer Hand gegen die gegenüberliegende Mauer. Wenn er die Beine gekrümmt und den Arm gerade hielt, konnte er gerade eben noch sein Gewicht halten und der Schwerkraft trotzen. Und wenn er beide Hände benutzte und sich nach unten bewegte – das wäre kein anmutiger Abstieg. Eher ein kaum berechenbarer Fall. Aber das war immer noch besser als ein blinder Sturz.
Es kostete viel Mut, das Seil loszulassen. Malden mochte arbeitsscheu sein, und er mochte kein tapferer Kämpfer sein, aber wenn er sein Leben in Gefahr sah, mangelte es ihm nicht an Kühnheit. Er ließ das Seil los und stieß gleichzeitig beide Hände gegen die Wand. Der Aufprall seiner Hände auf der Mauer verursachte ein feuchtes, klatschendes Geräusch, das durch den Schacht hallte, aber in diesem Moment hatte er keine Zeit, innezuhalten und zu lauschen, ob jemand den Lärm gehört hatte. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich den Pfählen zu nähern; Hände und Füße griffen nach den Einkerbungen, die die Werkzeuge hinterlassen hatten, um wenigstens den geringen Halt zu nutzen, den sie boten.
Die Pfähle schossen wie Speere auf ihn zu. Wenn er es nicht genau abpasste …
In dem Augenblick, da seine Hände das Ende des Schachts erreichten und keine Wand zum Feshalten mehr fanden, zog er den Kopf ein und stieß sich mit aller Kraft vom Felsen ab. Er schoss vorwärts durch die Luft, entging um Haaresbreite den Pfählen und rollte sich genau in dem Moment, als er mit dem Boden dahinter in Berührung kam, zu einer Kugel zusammen, vollführte einen vollkommenen Salto und fand sich keuchend auf dem Boden sitzend wieder.
»Wer is da?«, fragte jemand. Jemand ganz in der Nähe. Jemand, dessen Stimme andeutete, dass er ein ordenliches Stück größer war als Malden. Ein langsamer, schlurfender Schritt bewegte sich auf ihn zu und übertönte das erschöpfte Jammern des unsichbaren Gefangenen.
Voller Panik sah sich Malden um und suchte nach einem Versteck. Aber es gab kein Versteck. Er war in einem schmalen Raum mit einer Kuppeldecke gelandet, von der alle möglichen Gegenstände aus Eisen herabhingen; manche hatten scharfe Spitzen, andere waren aus schweren Ketten gemacht. Die Werkzeuge eines Folterknechts. Die Schachtöffnung war nur ein finsteres Rechteck in der Decke, und die Pfähle fielen unter so vielen Gerätschaften gar nicht mehr auf. Torbogen führten in allen vier Richtungen hinaus; dazwischen angebrachte Fackeln sorgten für Helligkeit. Hinter einem Torbogen führte eine Treppe nach oben – sicherlich der übliche Zugang zu dieser unterirdischen Hölle. Die hallenden Schritte kamen aus einem anderen Durchgang. Malden hätte nach rechts oder links gehen und hoffen können, dass sich der Folterknecht Zeit mit seiner Verfolgung ließ, aber ihm fiel eine bessere Möglichkeit ein, und er ergriff sie. Er sprang auf die Füße, rannte die Stufen rückwärts bis zum ersten Treppenabsatz hinauf und kam sie ganz gemülich wieder herunter.
Als sich der Folterknecht durch den Torbogen duckte, sah er, wie Malden die Treppe herunterkam, als wäre er gerade eingetroffen.
»Wer, zum Teufel, bist du denn?«, fragte der Folterknecht, als sie sich plötzlich gegenüberstanden. Er war ein gewaltiger Mann, nicht übermäßig groß, aber mit einem aufgedunsenen Körper. Das Haar war ihm büschelweise ausgefallen. Zur Hälfte sah er aus wie ein Oger und zur Hälfte wie jemand, der sein Krankenbett nicht hätte verlassen
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