Ancient BladesDie Metropole der Diebe
dürfen.
»Der neue Küchenjunge«, erklärte Malden. »Man hat mich runtergeschickt, um dich zu holen. Oben ist ein Feuer ausgebrochen, und zum Löschen brauchen sie jeden Mann. Beeil dich! Du musst sofort nach oben! Sind noch andere hier, die helfen können?«
»Nur ich.« Der Mund des Folterknechtes blieb offen stehen, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Malden hatte den Eindruck, dass der Kerl ihn anstarrte. Durch den gewaltigen Grützbeutel über seinem linken Auge war das schwer zu sagen. Weitere purpurfarbene Auswüchse schmückten sein Kinn und die eine Halsseite, wie ein grotesker Bart, den man zur Hälfte abrasiert hatte. »Ein Feuer, sagst du? Hier unten kann gar nichts brennen.«
»Hier kommt man aber nur über diese Treppe herunter«, beharrte Malden und hoffte inständig, dass das nicht stimmte. »Wenn der Palast auf uns drauffällt …«
»Oh.« Das rechte Auge des Folterknechts öffnete sich weit. »Oh! Feuer! Ich sollte besser rauflaufen und sehen, wie ich helfen kann!«
Er eilte an Malden vorbei zur Treppe und stieß den Dieb dabei fast um. Der wartete, bis der Mann die Stufen hinaufpolterte, dann eilte er durch den Torbogen, aus dem jener gerade gekommen war. Er musste einen anderen Ausgang finden, bevor sich der Folterknecht fragte, warum jemand in Maldens Alter als Küchenjunge arbeitete.
Er war keine zwei Dutzend Schritte gekommen, als jemand nach ihm rief.
»Du! Ja, du – du bist doch Cubills Mann, oder? Der Göttin sei Dank, du bist gekommen, um mich zu retten!«
Einen flüchtigen Augenblick lang überlegte Malden, den Hilferuf zu überhören. Wäre er wirklich einer von Cubills Dieben gewesen, diesen ehrlosen Schuften (die er in letzter Zeit nach allen Kräften nachgeahmt hatte), wäre er nicht einen Schritt langsamer geworden. Aber in mancherlei Hinsicht war er noch immer der Sohn seiner Mutter. Er wandte sich um und hielt nach dem Mann Ausschau, der ihn gerufen hatte.
Kapitel 28
Croy schlug sich in die Schatten und hielt den Kopf unten, während links und rechts Pfeile an ihm vorbeipfiffen. Wenn er es doch nur schaffte, eine Stelle zu erreichen, an der ihn die Bogenschützen nicht sahen … ja! Die Wand der Küche bot genau die Deckung, die er brauchte. Ihr Schatten durchschnitt das Mondlicht wie eine Sense. Natürlich gab es da ein Problem. Die Küche grenzte an die Festungsmauer, also war er geradewegs in eine Sackgasse gerannt.
Er fuhr auf dem Absatz herum und entdeckte vier Männer der Wache auf sich zueilen. Ihre Umhänge bauschten sich hinter ihnen auf, die in den Stoff eingewebten Augen schienen zu blinzeln, wenn sich das Tuch bewegte. Die vier Männer strebten auseinander, bildeten einen Halbkreis. Das war schlau. Einen nach dem anderen hätte er mühelos überwältigen können, aber griff er jetzt einen von ihnen an, enblößte er die linke Flanke auf gefährliche Weise.
Die Klingen ihrer Hellebarden blitzten Croy entgegen; die Waffen schwangen gemeinsam herum, genau wie es ihnen ihr Ausbilder beigebracht hatte. Ihre Gesichter konnte er unter ihren Kapuzen nicht erkennen, aber er begriff: Das waren Männer, die man für den Dienst auf dem Schlosshügel handverlesen hatte, gut ausgebildet und zu allem bereit.
Croy griff über die Schulter. Ghostcutter ließ er in der Scheide stecken – die Klinge war allein für den Kampf gegen Dämonen und Zauberei bestimmt. Stattdessen zog er die kürzere, namenlose Klinge. Nur ehrlicher Stahl, um dem gegnerischen Eisen zu begegnen.
»Ich will euch nicht verletzen«, sagte Croy. »Ich weiß, dass ihr nur eure Pflicht tut. Aber ich kann nicht zulassen, dass ihr mich heute Nacht gefangen nehmt.«
Einer der Wächter kicherte verächlich. Ein hässlicher Laut. Ein anderer tat einen Schritt nach vorn und fintierte. Croy reagierte nicht und zog lieber das Schwert zurück, als mit der Hellebarde in Kontakt zu kommen.
»Der Burggraf will deinen Kopf«, sagte der Mann. »Das heißt, er bezahlt gutes, neu geprägtes Silber dafür. Es wird keine Verhaftung geben.«
Croy runzelte die Stirn. Das komplizierte die Dinge.
Er wusste ganz genau, welchen Lohn diese Wächter bekamen. Vor langer Zeit, als er auf dem Schlosshügel gelebt hatte, hatte er im Dienst des Burggrafen denselben Lohn erhalten. Er wusste, dass sie für die Gelegenheit, ihr Einkommen aufzufrischen, dankbar sein würden.
Andererseits mussten es im Herzen gute Männer sein. Sie dienten einem rechtmäßig eingesetzten Herrn und beschützten die Freie Stadt Ness.
Weitere Kostenlose Bücher