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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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du noch da bist. Komm her, mein Junge!«
    Aber von allen Scheußlichkeiten, die man einem menschlichen Körper antun konnte, dem ganzen Eisen, das man in Weichteile zu bohren vermochte, den vielen verschiedenen Mehoden, Sehnen zu strecken, bis sie rissen, wurde ein bestimmtes Folterinstrument immer als das schlimmste betrachtet. Eigenlich kannte keiner den genauen Grund dafür – es erschien kaum halb so schlimm wie die Birne. Und doch hatten Generationen von Burschen das sichere Wissen weitergegeben, dass der Inbegriff des Folterns das Aufhängen sein musste.
    Man hatte dem Gefangenen die Hände auf den Rücken gefesselt, dann war ein Haken zwischen seine Handgelenke geschoben worden. Mit einem Flaschenzug war er in die Höhe gezogen worden, bis er von der Decke herabhing. Die Arme waren hinter seinem Körper verdreht, darum wurde seine Brust auf qualvolle Weise nach vorn gedrückt. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte man ihm eine Kette um die Füße geschlungen, und an dieser Kette hing ein großer runder Stein. Das Gewicht zerrte noch stärker an den Gelenken, die bereits von der Fessel gedehnt wurden, und zog den Mann nach oben.
    »Ah, da bist du ja, mein schlauer Sohn. Hier, hier drüben – der Knoten!«
    Malden starrte den Gefangenen mit offenem Mund an, und das nicht nur wegen der Qualen, denen dieser ausgesetzt war. Der Mann war hager und hatte einen verstörten Gesichtsausdruck. Davon abgesehen, kannte Malden ihn. Es war der Vagabund, den er in Cubills Schlupfwinkel gesehen hatte und der das Zufluchtsrecht für sich beansprucht hatte.
    »Du bist doch der Dieb Kemper, oder nicht?«, fragte Malden.
    »Im Augenblick. Denn früher, als mir lieb ist, wird man mich unter einem anderen Namen kennen«, sagte Kemper.
    »Was …?«
    »Man wird mich als den verstorbenen Dieb Kemper kennen, wenn du mich nicht hier herunterholst.«
    Malden riss sich zusammen. »Natürlich, sofort.« Er eilte zur Wand, wo das andere Ende des Seils an einem Eisenhaken festgebunden war. Mit zitternden Fingern löste er den Knoten und ließ Kemper langsam zu Boden gleiten.
    Einen Moment lang wälzte sich der Vagabund mit einem mileiderregenden Grinsen auf den Steinplatten hin und her.
    »Oh, eine solche Freude habe ich nicht einmal auf dem Grund einer Weinflasche gefunden, auch nicht zwischen den Beinen eines Mädchens«, stöhnte Kemper. »Eine solche Ekstase wirst du niemals erleben, mein Junge, und dafür solltest du dankbar sein.«
    Malden hatte viele Fragen an den Mann. »Wie bist du hergekommen? Ich habe dich doch erst heute Morgen bei Cubill gesehen. Du warst dort sicher – wie konnte man dich so kurz darauf schnappen?«
    Kemper verzog das Gesicht. »Ein Mann erträgt nur ein gewisses Maß an altem Brot und Wasser. Überhaupt, Wasser trinken zu müssen … man könnte glauben, ich sei ein Pferd. Um vernünftige Viktualien zu finden, musste ich auf die Straße. Dachte, es sei schon sicher, so wie immer. Man nahm mich schon öfter gefangen, als du vermulich ein Mädchen geküsst hast. Konnte mich stets befreien. Hätte nie gedacht, dass die meine einzige Schwäche entdecken. Und wenn du jetzt so freundlich wärst – meine Hände und Knöchel!«
    Malden beugte sich über die Extremitäten des Vagabunden und entdeckte, dass man sie mit Ketten aus hellem Metall gefesselt hatte, die viel zu dünn erschienen, um Kemper halten zu können. Sie klirrten hübsch, als er sie abwickelte.
    »Die kannst du als Andenken behalten, wenn du willst«, meinte Kemper, als ihm auffiel, wie der Dieb die Ketten anstarrte. »Ich verspüre nicht das geringste Verlangen, sie noch einmal zu sehen. Sollten etwas wert sein, schließlich sind sie aus reinem Silber.«
    »Silber?«
    »Ist gut gegen Flüche«, sagte Kemper. »Aber wenn du sie verkaufst, bekomme ich natürlich einen Anteil.«
    »Aber natürlich«, sagte Malden. Er starrte die Ketten in seinen Händen an. Warum einen Mann mit Silber fesseln? Sicherlich hätte es ein einfaches Hanfseil auch getan. Was hatte Kemper mit den Flüchen gemeint? Malden hob den Blick, um den Mann zu fragen, aber vergeblich. Laulos und ohne Abschied war Kemper verschwunden.

Kapitel 30
    Malden rannte durch den Torbogen zurück. Er nahm an, dass Kemper die Treppe hinaufgelaufen war, als er nicht hingesehen hatte. Er wollte den Dieb nur warnen, dass ihn in dieser Richtung nichts Gutes erwartete. Doch als er die erste Stufe erreichte, verzichtete er darauf, Kemper die Treppe hinauf zu folgen. Zweifellos würde man den

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