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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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weit aufsteigen. Als Kind hatte er lesen und rechnen gelernt, und er hatte im Haus seiner Mutter die Bücher geführt, aber für eine Person seiner Stellung waren solche Fertigkeiten nutzlos. Kein Kaufmann hätte ihm je genug vertraut, dass er ihm die Kontobücher hätte führen dürfen. Als er das Bordell verlassen hatte, war er zu alt gewesen, um noch ein einträgliches Handwerk zu erlernen. Er hätte sich mit ungelernter Arbeit zufriedengeben und sich den Rücken mit dem Enladen von Schiffen zerschinden können. Er hätte als Marktträger für Bauern arbeiten können, die zu arm waren, um einen Karren ihr Eigen zu nennen. Aber vermulich hätte er nicht lange in diesem Geschäft durchgehalten. Er hätte sich dem Alkohol ergeben, um seine schmerzenden Muskeln zu betäuben, und den erbärmlichen Lohn dafür verschwendet.
    Malden schob sich das letzte Stück Brot in den Mund und stand wieder auf. Dann bog er in eine Seitenstraße ein, eine schmale, gewundene Passage zwischen zwei Mietskasernen, die man um einen winzigen stinkenden Hof voller Nutzvieh herum gebaut hatte. Ringsum erhoben sich überall Stimmen, und aus jedem Fenster, das geöffnet worden war, um wenigstens einen Hauch frischer Luft hereinzulassen, drangen Unterhaltungsfetzen. In diesen Mietskasernen lebten Hunderte von Menschen, in Räumen, die bestenfalls die Größe des Salons eines Reichen aufwiesen. Einige der Häuser ragten fünf Stockwerke in die Höhe. Wenn er sich nur vorstellte, jeden Tag zum Fluss gehen zu müssen, um Wasser zu holen, und es dann die vielen Stufen hinaufzuschleppen … Brachte einer der Eimer die Seuche mit, wurde die ganze Mietskaserne möglicherweise abgeriegelt und die Bewohner ihrem Schicksal überlassen.
    Malden schüttelte den Kopf und hastete die Straße enlang. Seine Kammer lag nur noch einen Häuserblock entfernt, über dem Laden eines Kerzenmachers. Im Winter wurde sie von der Hitze der Wachskessel darunter geheizt, und er musste sie mit niemandem teilen. Er eilte die Außentreppe zu seiner Tür hinauf und öffnete den Riegel, in Gedanken schon längst in seinem Bett. Es bestand aus einer einfachen Strohmatratze auf einem mit Schnüren gespannten Rahmen. Er fragte sich, wie lange er wohl noch wach bliebe, sobald sein Kopf das kratzige Laken berührt hätte.
    Er trat ein und schloss die Fensterläden. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er einen Nachmittag verschlief, um für die kommende Nacht ausgeruht zu sein. Ja, nur ein paar Stunden Schlaf, und dann …
    Dieb. Hör mir zu, Dieb.
    Diese verdammte Krone!
    Als er sie das erste Mal berührt hatte, hatte sie mit ihm gesprochen. Während seiner Flucht aus dem Kerker war sie größtenteils ruhig gewesen, aber auch nur, weil es genug Lärm gegeben hatte, der ihre Stimme übertönte. Jetzt konnte er sie in seinem stillen Raum, wo er ganz allein mit seinen Gedanken und seiner Erschöpfung war, wieder flüstern hören.
    Es hörte nie auf.
    Dieb, ich kann dir helfen. Ich kann dich vor allen Gefahren retten. Hör einfach nur zu, was ich dir zu sagen habe. Dieb! Hör mir zu!
    Malden stürmte zur Raummitte, wo er eben noch die gestohlene Krone unter den losen Dielenbrettern versteckt hatte. Er stampfte so hart auf dem Fußboden auf, dass er befürchtete, die Dielen beschädigt und das Versteck zerstört zu haben. Wie ein Mann, der auf den Boden trommelte, um den Nachbarn unter ihm klarzumachen, dass sie zu laut waren.
    Ich habe gesehen, was du dir ersehnst, Dieb. Und ich kann dir helfen, es zu bekommen. Ich bitte dich nur um eine Sache. Setz mich auf.
    Sein Getrampel war nutzlos. Das verdammte Ding verstummte gerade lange genug, damit er wieder ins Bett kriechen konnte. Aber bevor er auch nur die Augen geschlossen hatte, fing sie wieder an und sprach in seinem Kopf, wo er sie nicht aussperren konnte.
    Dieb, setz mich auf. Setz mich auf deinen Kopf, und ich verrate dir Geheimnisse. Dieb, ich kann dir sagen, wo Schätze vergraben wurden. Ich kann dir sagen, wie du mühelos zu Reichtum kommst, wie du sämtlichen Reichtum anhäufen kannst, den du dir wünschst. Dieb! Ich kann dich zu einem freien Mann machen!
    Seit er die Krone gestohlen hatte, war sie so gut wie keinen Augenblick lang verstummt. Und was viel schlimmer war – er fing an, ihr zu glauben. Er brauchte sie sich doch nur auf den Kopf zu setzen. Er brauchte sie nur einen Augenblick lang zu tragen, und sie würde ihm alles verraten, was er wissen musste. Sie würde ihm verraten, warum Bikker und Cyhera sie

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