Ancient BladesDie Metropole der Diebe
unbedingt haben wollten. Sie würde ihm sämliche Geheimnisse des Burggrafen verraten.
Und noch so vieles andere mehr, Dieb. Ich kenne den Weg zum Herzen einer jeden Frau. Die Hexentochter kann dir gehören, dir. Ich kann dafür sorgen, dass sie jedem deiner Befehle gehorcht. Ich kann dafür sorgen, dass sie sich nach dir sehnt, bis sich ihr Körper nach deiner Berührung verzehrt. Du brauchst mich bloß aufzusetzen.
Die Krone gönnte ihm keinen Augenblick Schlaf. Lange vor Einbruch der Dunkelheit gab er nach. Natürlich nicht den Einflüsterungen, sondern der Erkenntnis, dass er, so müde er auch war, wieder aufbrechen musste, um Bikker und Cyhera zu finden.
Die Sache konnte keine Stunde mehr warten.
Kapitel 33
Für einen Mann mit den richtigen Verbindungen würde es nicht schwer sein, Bikker zu finden.
Malden eilte wieder durch die Stadt, und dieses Mal benutzte er die Brücke, die hoch über dem Skrait nach Königsgraben führte. Dort mied er die Habichtstraße – dieser Ort war nur für die Söhne reicher Männer bestimmt, die nichts Besseres zu tun hatten und viel zu viel Geld mit sich führten, als gut für sie war. Für einen Mann mit seinen flinken Fingern hätten sie eine große Versuchung dargestellt, wären sie nicht so gut bewacht gewesen. An jeder Ecke der Habichtstraße lungerten bewaffnete Männer herum, die nach Leuten wie Malden Ausschau hielten. Die von den Spielhäusern und Nobelbordellen dieser Straße beschäftigten Wachen würden ihn in eine Gasse führen und bewusslos prügeln, ohne ihm vorher auch nur eine Frage zu stellen.
Davon abgesehen lag Maldens Ziel in einem bedeutend bescheideneren Teil von Königsgraben. In einem Teil der Stadt, den er sehr gut kannte. Das war keine Überraschung, war er hier doch schließlich aufgewachsen. In der Leibchengasse lehnten sich ein paar verhärmte Huren aus Türeingängen, um ihm Angebote zuzurufen, aber er ignorierte sie. Zu betrunken, um ihn zu erkennen, ließen sie ihn gehen, ohne seine Männlichkeit zu sehr infrage zu stellen.
Malden musste zehn Minuten lang an der Tür vom Zitronengarten klopfen, bevor geöffnet wurde – und dann auch nur das Fenster im ersten Stock. Elody lehnte sich in die Abenddämmerung heraus, die Schultern kaum von einem verblichenen Seidentuch verhüllt, und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Tut mir leid, Schatz, aber wir haben noch nicht geöffnet. Komm nach Einbruch der Dunkelheit wieder!«
»Hast du Angst, ein Kunde könnte die Pockennarben auf deinem Hintern sehen, wenn die Dunkelheit sie nicht verbirgt?«, fragte Malden.
Elodys geschminktes Gesicht verfinsterte sich vor Zorn – bis er von der Tür zurücktrat, damit sie ihn sehen konnte. Dann verzog ein breites Grinsen ihre Miene und zeigte ihr lückenhaftes Gebiss. »Malden! Das ist ja eine Ewigkeit her!«
Sie knallte das Fenster zu, und kurz darauf hörte er sie die Treppe herunterpoltern. Sie musste den anderen im Haus sein Kommen mitgeteilt haben, denn ein halbes Dutzend Mädchen drängte sich im Eingang, als sich die Tür öffnete, und alle kicherten und lächelten geziert. Er schenkte ihnen ein warmes Lächeln, und ein Dutzend weicher Hände zog ihn hinein und schloss die Tür hinter ihm. Die älteren der Mädchen, von denen einige noch mit seiner Mutter gearbeitet hatten, zausten ihm das Haar und stießen ihn in die Rippen, um zu sehen, ob er zugenommen hatte. Die jüngeren Dirnen griffen nach anderen Körperteilen, aber Elody schlug ihnen die Hände weg.
»Dafür ist er nicht gekommen«, schalt sie sie, »ihr alten Schlampen. Malden ist kein Kunde. Er gehört zur Familie. Er könnte jüngere und talentiertere Mädchen als euch haben, müsste nur darum bitten, aber das tut er nicht.«
»Vielleicht hat er nur noch niemanden von seiner Größe ausprobiert«, meinte ein schlankes Mädchen.
»Vielleicht mag er ja keine Meeresfrüchte«, sagte eine der Veteraninnen zu ihr. »Du könntest sie ja mal waschen, nachdem du sie die ganze Nacht benutzt hast.«
»Vielleicht mag er keine Mädchen.«
»Du magst doch Mädchen, oder, Malden?«
»Gefalle ich dir?«
»Lernt endlich Manieren!«, kreischte Elody. »Mirain, bring ihm Wein! Gerta – du holst ihm ein paar Kissen und legst sie aufeinander, damit er sich darauf niederlassen kann. Der Rest von euch malt sich weiter die Gesichter an, schließlich ist es nur noch eine Stunde bis zur Geschäftsöffnung. Ihr werdet nicht dafür bezahlt, unseren Jungen anzuhimmeln! Malden, Malden, es tut gut, dich zu
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