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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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meisten erstaunte, war die Büchersammlung.
    Bücher waren teuer. Sie wurden mit der Hand abgeschrieben und dann in kostspielige Tierhäute eingebunden. Buchmaler und Graveure mussten für ihre Erschaffung beschäftigt werden, und da im Königreich die wenigsten Menschen lesen konnten, kostete ihre Produktion einen Aufschlag. Selbst der Burggraf hatte in seinem Palast nur ein einziges Regalbrett voller Bücher, hauptsächlich Devotionalien, die die Göttin priesen.
    Aber Hazoh bewahrte hier Hunderte von Büchern auf – vielleicht sogar Tausende. Mehr, als Malden zählen konnte. Dünne Foliobände und dickleibige Folianten, Miniaturbücher, die in die Handfläche passten, in beschnitzte Holzdeckel eingebundene Grimoires mit Intarsien aus Gold, Silber und Bronze. Mit Edelsteinen verzierte Bücher und solche mit Ledereinbänden, geschmückt mit Mustern aus Totenschädeln und Knochen. Auf manchen Brettern lagen hohe Stapel loser Blätter, mit Fäden zusammengebunden, um Elfenbeinstäbe gewundene Schriftrollen und Palimpseste oder Niedergeschriebenes in einer Art, an die Malden nie gedacht hätte – in Miniaturtruhen eingebaute Bücher, zusammengefaltete Papierfächer, von Bändern zusammengehaltene Bücher aus fünfeckigen Blättern. Bücher, die mit ihrem eigenen Licht glühten, und Bücher, die in die Schatten ganz hinten auf den Regalbrettern gekrochen waren, als hätten sie Angst vor der Sonne. Aufgeschlagene Bücher ruhten auf Stehpulten, geschrieben in unbekannten Sprachen und Alphabeten. Auf einem Tisch standen Tintenfässchen mit schwarzer, roter und purpurner Tinte, mit Schreibfedern von Vögeln, die weitaus exotischer waren als die üblichen Gänse oder Krähen.
    Malden konnte sich nur wenige Titel auf den Buchrücken in seiner Nähe ansehen, aber sie befeuerten seine Vorstellungskraft. Eine Saison im Höllenpfuhl , Marloffs Kompendium diabolischer Schlüssel, Das Buch der Namen der Toten, Die Bruderschaft des Ruhms, Wandernde Formen und ihre Vertreibung.
    »Wie soll er die in nur einem Leben lesen?«, fragte Malden ganz leise.
    »Er ist älter, als du glaubst«, erwiderte Cyhera.
    »Älter, als selbst sie weiß«, sagte Hazoh.
    Überrascht fuhr Malden herum und entdeckte den Zauberer entspannt auf einem der Lederstühle sitzen. Er trug eine schlichte schwarze Robe mit dazu passender Hose, ein schwarzer Schleier verhüllte sein Gesicht, wie es Brauch war. Malden war davon überzeugt, dass er noch vor einem Moment nicht dort gesessen hatte.

Kapitel 48
    »Du kannst also lesen, Junge? Ich bin beeindruckt.«
    Malden senkte bescheiden den Kopf. »Ich habe diese Gabe«, sagte er. »Mein Lord Hazoh, ich bitte Euch für mein Eindringen um Verzeihung. Ich versichere Euch, dass ich nicht gekommen wäre, verfügte ich nicht über gewisse Informationen, die …«
    »Cyhera«, sagte Hazoh und beachtete ihn nicht, »vielleicht haben sich die Umstände ja verändert, seit ich das letzte Mal in der Welt unterwegs war. Es ist möglich, dass sich die Manieren geändert haben. Ist es heutzutage üblich, dass die Leibeigenen sprechen, bevor man es ihnen erlaubt?«
    Malden sah, wie Cyhera unter der Tinte auf ihrem Gesicht errötete. »Malden ist kein Leibeigener. Er ist ein freier Mann, Meister. Zumindest solange er innerhalb der Stadtmauern lebt.«
    »Ist das so?« Hazoh klang überrascht. »Und das gibt ihm das Recht, in mein Haus zu kommen und meine Studien zu unterbrechen?« Er erhob sich von seinem Stuhl und trat zu der Teppichkarte, als wolle er sich vergewissern, wo er war. »Und sollte ich ihn nun auf der Stelle an … lass sehen … an diesen Ort transportieren?« Er zeigt auf eine Stelle in der Nähe der Westgrenze, eine Region auf der Karte, die der Bezeichnung zufolge hauptsächlich der Landwirtschaft gewidmet war und über keine Städte verfügte, die groß genug waren, um bei diesem Maßstab eine Erwähnung zu rechtfertigen. »Sollte er sich nun mitten auf einem Bohnenfeld wiederfinden, auf dem Besitz eines kleinen Grafen, ohne jede Möglichkeit zur Rückkehr? Was würde aus ihm werden?«
    Cyhera warf Malden einen Blick zu und schüttelte unmerklich den Kopf. Er sollte den Mund halten, so viel war klar. »Der dortige Vogt würde ihn wegen unbefugten Betretens verhaften. Vermulich würde man ihn zwingen, einen Eidbund einzugehen, und er würde den Rest seines Lebens als gewöhnlicher Hofarbeiter schuften.«
    »Und dann würde er den nötigen Respekt zeigen, wenn er vor seine Höhergestellten treten müsste.«

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