Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Hazoh griff unter den Schleier und strich sich übers Kinn. »Aber man würde ein gewisses Ritual benötigen, um ihn dorhin zu schicken, und so etwas erfordert Zeit. Ich glaube, es ist viel einfacher, wenn man sicherstellt, dass er nicht wieder ungefragt spricht.« Er hob die freie Hand und führte eine komplizierte Geste aus.
Eine Eisenzange schien sich um Maldens Hals zu schließen. Er wollte den Mund öffnen und entdeckte, dass die unsichbare Macht ihn zusammendrückte, bis er kaum noch Luft bekam. Es ähnelte der Barriere draußen, fühlte sich jedoch viel schlimmer an – die Barriere war unangenehm gewesen, aber das hier war schmerzhaft. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Hazoh seine Luftröhre zerquetschen konnte, wenn er wollte.
»So«, sagte Hazoh und kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Viel besser. Ich war noch nicht fertig, Junge. Ich hatte noch mehr zu sagen, und jetzt kann ich das. Ich wollte sagen, wie beeindruckt ich von dir war. Cyhera hat sich ziemlich wohlwollend über deine Fähigkeiten als Dieb geäußert, aber das ist ein hema, das mir gleichgültig ist. Ich bewundere vielmehr deine Bereitschaft, deine ganz natürliche Angst vor jenen zu überwinden, die mächtiger sind, als du es bist. Heute herzukommen, war für einen in der Gosse geborenen Beinaheleibeigenen wie dich eine Tat ungewöhnlicher Tapferkeit. Und Tapferkeit ist lobenswert, selbst in ihren rudimentärsten Formen. Unhöflichkeit ist jedoch grundsätzlich inakzeptabel, und ich lasse so etwas unter meinem Dach nicht zu. Hättest du mich nicht beeindruckt, hätte ich dein Leben ausgelöscht wie Ungeziefer in meiner Speisekammer, hast du das verstanden? Aber ich habe beschlossen, Gnade walten zu lassen.« Er schwenkte die Hand. »Du darfst jetzt sagen: Danke, Magus.«
Die Sperre um Maldens Hals war verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
»Danke, Magus«, wiederholte er.
»Keine Ursache. Siehst du? Ist doch gar nicht so schwer, höflich zu sein, oder? Du darfst sprechen.«
»Ich entschuldige mich«, sagte Malden mit verkrampftem Herzen, »für meine Unhöflichkeit.«
»Schon gut. Ich glaube, du hattest eine Botschaft für mich. Sprich!«
Malden räusperte sich. »Ihr seid in Gefahr. Anselm Vry, der Stadtvogt, stellt in diesem Augenblick Nachforschungen an, die Euch betreffen. Er weiß über den Diebstahl der Krone Bescheid, und er will sie sich wieder holen, einerlei, wem er dafür Unannehmlichkeiten bereiten muss.«
»Und deshalb bist du zu mir gekommen?«
Malden nickte. Der Zauberer hatte ihm nicht zu sprechen erlaubt.
»Sehr schön. Es ist nett von dir, dass du gekommen bist, mir das zu sagen. Es verrät auch guten Geschäftssinn. Man hat dich mit einer bestimmten Aufgabe betraut, und man hat dich ordenlich bezahlt. Ich gehe davon aus, dass dein Besuch und die Warnung zum Kundendienst gehören, hm? Du handelst aus purem Altruismus und verlangst keine weitere Entschädigung. Sicherlich hast du nicht daran gedacht, dir damit ein paar weitere Münzen zu verdienen. Schließlich sollte das Gold, das ich dir gab, für jemanden mit deinen bescheidenen Ansprüchen ein Leben lang reichen. Falls du es bereits nicht alles versoffen oder für hübschen, aber werlosen Plunder ausgegeben hast. Du darfst sprechen.«
Malden wählte seine Worte sorgfältig. »Ich muss zugeben, Magus, dass meine Absichten nicht völlig selbslos waren. Vry will alle foltern, die mit dem Diebstahl zu tun hatten, bis sie den Aufenhaltsort der Krone verraten. Ich fürchte, er könnte meine Beteiligung entdecken und mich ebenfalls der Folter unterziehen. Mir ist der Gedanke gekommen, dass jemand wie Ihr mich vor diesem Schicksal bewahren könnte. Es wäre von beiderseitigem Nutzen, da ich dann nicht verraten …«
»Du und ich teilen keinen beiderseitigen Nutzen«, unterbrach Hazoh ihn. »Sag mir eines – du darfst antworten –, weißt du, warum ich diesen Schleier trage?«
Malden senkte den Blick. Er dachte an Anselm Vrys Zauberer und welche Folgen der Blick in seinen Zeigestein gehabt hatte. »So wie ich es verstanden habe, ist Magie niemals umsonst. Die Macht kommt von den Dämonen, die ein Magier beschwört. Wenn also seine Macht wächst, verunstaltet sich sein Körper, bis er dem Ungeheuer ähnelt, mit dem er Umgang pflegt. Ich nehme an, Ihr tragt den Schleier, um eine Entstellung zu verbergen.« Ein Auge am falschen Ort, ein Gesicht mit einer Haut wie Baumrinde, ein Bart aus rosafarbenen Hauttentakeln …
»Sehr gut! Und ja, das ist
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