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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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gedemütigt, schämte sich fast zu Tode.
    Was ich nicht weiß, das kann auch nicht sein, hatte sie damals geglaubt. Doch als ihr Mann in New York gewesen war, hatte ihr Vater einen Privatdetektiv beauftragt, der ihren vagen Verdacht mit harten Fakten untermauert hatte. Rafaels Untreue war schwarz auf weiß, mit einem unvergesslichen Foto, dokumentiert worden. Ihre schlimmsten Albträume waren Wirklichkeit geworden. Dann hatte ihr Vater das Unmögliche von ihr verlangt …
    „Sarah …“, rief Rafael sie in die Gegenwart zurück.
    Sie setzte ein eisiges Lächeln auf, obwohl ihre Lippen kaum gehorchen wollten. Innerlich fror sie entsetzlich. Abscheu, Verwirrung und Wut stiegen in ihr auf und drohten, die Fassade aus vorgetäuschter Gelassenheit zu durchbrechen. Einen Moment lang hatte sie tatsächlich vergessen, dass ihre Ehe vorbei war, Vergangenheit. Wie konnte ich das nur vergessen!
    „Sarah …“ Welche Ironie! Ausgerechnet jetzt schenkte er ihr die Aufmerksamkeit, die er ihr vorher verweigert hatte. Er sah sie intensiv und durchdringend an. „Du bist gekommen, um mir etwas mitzuteilen.“
    „Wollte ich das?“ Ihr Kopf war wie leergefegt, und ihr fiel keine vernünftige Erwiderung ein. „Musst du nicht gleich fortgehen?“, antwortete sie deshalb knapp.
    „Tatsächlich eilt es mir jetzt nicht mehr so sehr. Warum setzt du dich nicht?“
    Sarah hielt die Handtasche so fest an sich gepresst, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, und verriet dadurch mehr über ihre Stimmung, als Worte es vermocht hätten. „Weil mir nicht mehr danach ist.“
    Er lächelte sie entwaffnend an, entschuldigte sich mit einer eleganten Geste für seine bisherige Gleichgültigkeit und Schroffheit und zeigte ihr gleichzeitig, dass er bereit war, ihr jetzt konzentriert zuzuhören. Unglaublich, was Rafael mit einer einzigen beiläufigen Bewegung ausdrücken und wie sehr er mich damit aus der Fassung bringen kann, dachte sie ärgerlich und blieb stocksteif stehen.
    „Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, gestand er ihr ziemlich arrogant zu. „Diesmal werde ich still sein und dich nicht unterbrechen. Ich höre mir alles an, was du zu sagen hast.“
    Ja, dachte sie matt, das, was ich dir beinahe so leichtsinnig erzählt hätte, wären wir nicht unterbrochen worden, hätte dir außerordentlich gut gefallen!
    Rafael und ihr Vater waren erbitterte Gegner gewesen, da sich Rafael im Gegensatz zu den meisten Menschen nicht von Charles Southcott einschüchtern ließ. Er hätte sicher nur zu gerne von der unverzeihlichen Tat erfahren, die ihr Vater vor fünf Jahren begangen hatte, um ihre Ehe zu zerstören. Sarah war das schwache Glied in der Kette gewesen, deshalb hatte ihr Vater sie gewaltsam von ihrem Mann ferngehalten. Rafael hatte er nicht besiegen können, doch bei seinem Feldzug hatte er Sarahs Leben zerstört.
    Aber jetzt galt es, die Probleme der Gegenwart zu bewältigen. Sie richtete sich auf und räusperte sich. „Die Zwillinge …“
    Natürlich hielt er sich nicht an sein Versprechen zu schweigen. „Die Zwillinge?“, unterbrach er sie, als ob er erwartet hätte, dass sie ein ganz anderes Thema anspräche.
    „Es sind glückliche, ausgeglichene Kinder“, fuhr Sarah fort. „Sie brauchen keinen Vater, der nur gelegentlich nach ihnen sieht. Und ich bezweifle ernsthaft, dass du neben all deinen heißen Verabredungen genug Zeit für zwei neugierige Vierjährige aufbringen kannst.“
    „Ah!“ Er beäugte sie immer noch ganz gelassen. „Und worauf stützt du diese Vermutung?“
    „Innerhalb von knapp zwölf Stunden habe ich dich in Begleitung zweier verschiedener Frauen angetroffen“, erklärte sie mit dünner Stimme. Sie konnte ihren Zorn kaum mehr zügeln.
    „Was ist daran ungewöhnlich?“, fragte Rafael ironisch.
    „Wenn du glaubst, ich würde meine Kinder deinem unmoralischen Lebenswandel aussetzen, irrst du dich! Ihre Wangen glühten. „Lass sie in Ruhe!“
    Er neigte den dunklen Kopf und fragte mit samtweicher Stimme: „Oder wäre es dir lieber, wenn ich die anderen Frauen in Ruhe ließe?“
    Sie blinzelte erschrocken. Die Frage hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. „Verzeihung?“
    „Darum solltest du allerdings bitten“, schlug er zurück. „Aber ich bin bereit, die Entschuldigung anzunehmen. Dieses Gespräch … hat zumindest großen Unterhaltungswert.“
    „Keine Ahnung, wovon du sprichst!“, fuhr Sarah ihn frustriert an. „Ich entschuldige mich jedenfalls nicht dafür, dass ich meine Meinung

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