Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
Vom Netzwerk:
reagierten.
    Sie ließ den Blick umherschweifen und sah einen großen schwarzhaarigen Mann etwa dreißig Meter von den Schaukeln entfernt unter den Bäumen stehen. Alarmiert zuckte sie zusammen. Was sollte sie tun? Sie beschloss, zunächst abzuwarten.
    Rafael beobachtete die Zwillinge. Sein schlanker Körper war angespannt, der Kopf schief gelegt, und die Gesichtszüge wirkten versteinert. Er schien über seinen nächsten Schritt nachzugrübeln und wirkte frustriert, einsam und verloren, sodass die Barrieren brachen, die sie zum eigenen Schutz gegen ihn errichtet hatte. Hatte ihn das Verlangen, seine Kinder zu sehen, hierhergeführt? Sarah empfand Mitleid für ihn, als er sich schließlich abwandte und zum Ausgang ging, ohne auch nur zu versuchen, Kontakt zu den Kindern aufzunehmen.
    Schnell lief sie ihm hinterher. Kurz bevor sie ihn erreichte, wandte er sich zu ihr um. Sein Gesicht war vor Verbitterung verzerrt.
    „ Por qué?“, fragte er heftig. „Warum?“
    Sarah erbleichte. „Wir müssen miteinander sprechen.“
    „Warum sollten wir?“, fuhr er sie an. „Als du beschlossen hast, mich zu verlassen, hast du auch nicht mit mir gesprochen, sondern dich hinter deinen Eltern versteckt. Du hast deine Wahl getroffen, jetzt musst du mit meiner leben.“
    „Du hast mir ein Ultimatum gestellt: meine Eltern oder mein Mann“, erinnerte sie ihn geistesgegenwärtig. „Wie viele Töchter sind bereit, sich für immer von ihren Eltern zu trennen?“
    „Ich bat dich nicht, zu wählen, ich traf die Entscheidung“, korrigierte Rafael sie unbeirrt. „Du warst meine Frau. Deine Loyalität hätte mir gelten müssen.“
    Verärgert warf sie den Kopf zurück und rief herausfordernd: „Du hast einfach vorausgesetzt, dass ich dir gehorche, oder?“
    Rafael, dem anscheinend in seiner Argumentation kein Fehler auffiel, gab die Frage kühl an sie zurück. „Was sonst? Ich wusste, was zu tun war, um unsere Ehe zu retten. Es war der einzige Weg.“
    „Und du hast nie daran gezweifelt?“ Ihre Stimme troff vor Sarkasmus.
    „Selbstzweifel sind mir fremd. Ich stehe zu meinen Entscheidungen“, antwortete er entwaffnend ehrlich.
    „Deshalb kam es dir auch nicht in den Sinn, dich öfter als einmal bei meinen Eltern nach mir zu erkundigen?“
    „Ich dachte, du hättest gerade mein Kind abgetrieben.“
    „Das zu glauben fiel dir nicht schwer, nicht wahr?“ Sie wurde immer wütender. „Es passte dir gut ins Konzept. Du hattest eine tolle Zeit in New York, deine Ausstellung war ein voller Erfolg. Vielleicht hatten meine Eltern doch recht, was dich betrifft …“
    Er sah sie durchdringend an. „Warum hast du mich damals eigentlich geheiratet?“
    „Ich … ich hatte das Pech, mich in dich zu verlieben.“ Nach diesem nur widerwillig abgelegten Geständnis fühlte Sarah sich, als habe sie an Boden verloren.
    „Wem willst du damit etwas vormachen?“, höhnte er. „Mir jedenfalls nicht. Lass mich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen: Du wolltest unbedingt deinen Eltern entfliehen, aber hattest nicht den Mut dazu. Ich musste an deiner Stelle kämpfen. Und als dir die große weite Welt doch nicht so gut gefiel wie gedacht, hast du überlegt, dass du Mama und Papa nur lange genug hinhalten müsstest, damit sie darauf brennen, dich wieder aufzunehmen. Als sie so weit waren, bist du gnädig zu ihnen zurückgekehrt …“
    „So war es nicht, niemals!“
    Tiefste Verachtung sprach aus seinem Blick. „Leider hast du versäumt, mir mitzuteilen, dass ich nur ein vorübergehender Fehlgriff war. Dann hast du mich auch noch mit deinem Vater verwechselt.“
    „Mit … meinem Vater?“, wiederholte sie verständnislos.
    „Diesem hinterhältigen Nörgler und Heuchler, der alles jagt, was einen Rock anhat!“, erklärte er unverblümt. „Diesem Eckpfeiler der Gemeinschaft und der Kirche, Richter über die Moral anderer, mit seiner selbstgefälligen Frau. Ich weiß schon seit Jahren Bescheid über seine Affären.“
    „Hör auf!“, schnappte sie. „Das hatte überhaupt nichts mit uns zu tun!“
    „Nein? Hattest du, als wir heirateten, nicht gehofft, wir könnten ein Arrangement, ähnlich dem deiner Eltern, treffen?“
    „Oh Gott, nein!“ Sie erschauerte bei dem Gedanken. Die Liebschaften ihres Vaters waren ein offenes Geheimnis gewesen. Nur zu gut erinnerte sie sich, wie ihre Klassenkameradinnen sich leise angestoßen und miteinander getuschelt hatten. Doch ebenso wie die Erinnerung schmerzten seine entsetzlichen

Weitere Kostenlose Bücher