Andalusisches Feuer
Schlussfolgerungen. „Ich hatte mich in dich verliebt … vielleicht wollte ich auch von zu Hause fort, aber …“
Rafael riss der Geduldsfaden. „Ich habe eine Hauptrolle im Drama um die verwöhnte Prinzessin gespielt. Dummerweise habe ich die Regeln nicht verstanden und dich geschwängert. Als Reaktion darauf hast du mir zum ersten Mal eine ehrliche Antwort gegeben. Du bist hysterisch geworden und hast mir gesagt, dass du mir nie vergeben würdest und dass du das Baby nicht willst!“
„Du hast nicht ein einziges Mal versucht zu verstehen, wie ich mich fühlte“, keuchte sie entsetzt. „Ich hatte so große Angst …“
„ Sí. Denn Mama und Papa hatten nicht mit einem Baby gerechnet. Vielleicht hätten sie dich ja zurückgewiesen.“
Sarah schüttelte heftig den Kopf. „Nein, der Gedanke an ein Baby hat mich in Panik versetzt. Mit Säuglingen hatte ich noch nie zu tun gehabt, noch nicht einmal einen im Arm gehalten. Ich hatte Angst, dass ich nicht damit zurechtkäme, und ich wusste, dass eine Schwangerschaft oft der letzte Versuch ist, eine brüchige Ehe zu kitten. Ich war zu jung und fühlte mich in der Falle, und das war deine Schuld!“
„Ich habe nichts mehr über die Vergangenheit zu sagen“, antwortete Rafael hitzig. Mein Verhalten erfordert keine Rechtfertigung.“
„Das könnte dir so passen! Verdammt! Wage es nicht, jetzt einfach wegzugehen. Du hast deinen Standpunkt klargemacht – jetzt bin ich an der Reihe!“
Sie sah ihm zitternd vor Wut nach. Er hatte sie einfach stehen gelassen, sich umgedreht und war über die Straße gegangen. Jetzt schwang er sich in seinen Sportwagen und fuhr davon.
Damals war sie diejenige gewesen, die sich entzogen hatte. Sie hatte damit bezweckt, Spannungen zu entschärfen und Streit zu vermeiden. Jetzt erkannte sie, dass sie ihn gerade durch dieses Verhalten bis zur Weißglut gereizt hatte. Heute waren die Rollen vertauscht, und sie musste erfahren, wie es war, Frustration und Zorn zu ertragen, weil der andere das Gespräch verweigerte. Ihre Gedanken schweiften zurück, zu den Anfängen ihrer Ehe …
Damals in Paris hatte Rafael die achtzehnjährige Sarah nach einer hitzigen Konfrontation mit ihrem Vater vor die Wahl gestellt: Entweder bliebe sie als seine Frau in Paris, oder sie führe allein nach Hause. Rafael hatte genau gewusst, wie er Druck auf sie ausüben konnte, und er hatte nicht einen Augenblick gezögert, dieselbe Waffe wie ihre Eltern gegen sie einzusetzen: die Liebe. In ihrer Angst, ihn zu verlieren, hatte Sarah einer hastigen Heirat zugestimmt, doch seit jenem Tag war die Beziehung des jungen Paares mit einer ungreifbaren Spannung belastet.
In der Hochzeitsnacht hatte sie realisiert, dass Rafael ihr immer noch fremd war. Vergeblich hatte sie ihn angefleht, er möge ihr ein paar Tage Zeit lassen, sich an die neue Situation zu gewöhnen, bevor die Ehe vollzogen wurde. Ihre Bitte hatte ihn amüsiert, er hatte sie ignoriert und gelacht, als sie versuchte, ihm ihre Gefühle zu erklären. Im Schlafzimmer war Rafael genauso unverschämt dominant gewesen wie in jeder anderen Situation.
Sarah hatte nicht erwartet, bei intimen Begegnungen Vergnügen zu empfinden. Ihre Erziehung war zu stark geprägt gewesen von der Abscheu ihrer Mutter vor der sexuellen Vereinigung von Mann und Frau. Zusätzlich hatte Rafaels Hemmungslosigkeit sie schockiert. Und niemand hatte sie auf den körperlichen Schmerz vorbereitet. Wäre sie in jener ersten Nacht nicht so schrecklich verspannt gewesen, weniger bitter und nachtragend unter einer Fassade der Unterwerfung, wäre vielleicht alles anders gekommen. Doch so hatten sich ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
„So schlimm wird es nie wieder“, hatte er ihr geschworen, als er sie hinterher gegen ihren Willen fest im Arm hielt. Das war zwar richtig, aber der Schaden war angerichtet. Seit jener Nacht war es Sarah nie gelungen, sich zu entspannen oder über den Abscheu zu sprechen, den sie jedes Mal empfand, wenn ihr Mann sich ihr näherte.
Rafael hatte ihr keinerlei Raum gelassen, in ihrer Beziehung Fuß zu fassen. Bald waren dem Fiasko im Schlafzimmer weitere Enttäuschungen gefolgt. Da ihr Mann nicht vom Geld der Southcotts leben wollte, hatte sie nichts von ihrem Trustfonds abheben dürfen. Doch sparen war nicht einfach, wenn man nicht kochen konnte.
Sie hatte gewusst, dass sie die ehrgeizigen Adoptiveltern durch die Hochzeit mit Rafael tief enttäuscht hatte. Sie war bemüht, auch ihnen – soweit möglich
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