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Andalusisches Feuer

Andalusisches Feuer

Titel: Andalusisches Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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Rafaels Gegenwart fühlte ich mich schuldig. Es war leichter, ihm den Rücken zu kehren und so zu tun, als existierte er nicht. Felipe … er war so sicher, dass der Junge nicht Marcos’ Sohn war … aber ich wusste es, ich wusste es“, murmelte sie gequält.
    Dann räusperte sie sich. „Sobald uns klar wurde, wie schlecht es ihm hier ging, schickten wir ihn aufs Internat. Er war ein ausgezeichneter Schüler, auf jedem Gebiet stach er hervor. Er hätte alles erreichen können, was er wollte, und langsam begannen wir, ihn zu beachten.“
    „Was geschah dann?“
    „Schon als Kind malte er auf die Wände, wenn Lucía ihm Papier verweigerte. Es gab keine Zeit, zu der er nicht gemalt hätte. Ich glaube, für ihn war das eine Art Flucht aus der Realität. Von uns erhielt er weder Liebe noch Geborgenheit. Viel zu spät erst versuchten wir, ihn in die Familie aufzunehmen. Es misslang. Wir konnten ihm nichts mehr geben, nur Freiheit, und die nahm er sich selbst. Er weigerte sich, in das Familienunternehmen einzusteigen. Er widersetzte sich uns. Ich habe gelernt …“, die Erschöpfung war der Stimme der alten Dame jetzt deutlich anzumerken, „… dass man Rafael nur mit Liebe bändigen und halten kann. Sie ist die einzige Bindung, die er akzeptiert, und wir haben sie ihm nie geboten.“
    Diese Einschätzung erschütterte Sarah, denn auch sie war davon betroffen. Nach einer langen Pause flüsterte sie: „Sie verstehen ihn wirklich“, aber Rafaels Großmutter hörte sie nicht mehr, sie war eingeschlafen.
    Leise verließ Sarah das Zimmer und entschuldigte sich bei der Krankenschwester, die vor der Tür wartete, dass sie die Patientin womöglich überanstrengt hatte. „Doña Isabel bestimmt ihre Besuchszeiten selbst“, antwortete Alice trocken, „und ich würde es nicht wagen, mich ohne guten Grund einzumischen.“
    Dann erkundigte Sarah sich, wie sie zum Atelier käme, und machte sich auf den Weg dorthin. Es war schon Mittag, und die Anlage, die den samtigen grünen Rasen bewässerte, ruhte in der größten Hitze des Tages. Zehn Minuten lang wanderte sie über allmählich ansteigende Terrassen, bevor sie einen Ring aus Akazien erreichte, der die ausladenden, elegant angelegten Gärten einschloss. Im Schatten der Bäume hielt sie kurz inne. Von hier hatte sie einen guten Blick auf das Atelier, ein gemütliches Steinhaus mit einem Dach aus roten Ziegeln. Ein Trampelpfad durch hohes Gras und wilde Blumen führte direkt zu der offenen Haustür. Schnell lief sie ihn entlang. Schon aus der Entfernung konnte sie die Zwillinge munter plappern hören.
    Sie trat ein und stand in einem kühlen gefliesten Flur, von dem mehrere offene Türen abgingen, das eigentliche Atelier lag links. Das ursprüngliche Zimmer war großzügig erweitert und an einer Seite komplett verglast worden. Die Kinder bearbeiteten auf den Knien ein riesiges Blatt Papier mit Fingerfarben. Rafael gab ihnen mit so viel Begeisterung gute Ratschläge, als wäre er an der Schaffung eines echten Meisterwerks beteiligt. Er ist wirklich gut im Umgang mit Kindern, erkannte Sarah – und auch im Umgang mit einer ganz besonders dummen Frau. Letzte Nacht hatte er es geschafft, ihre Niederlage unglaublich süß schmecken zu lassen. Sie musste sich davor hüten, ihm noch mehr solcher Gelegenheiten zu geben.
    Sie beobachtete die drei, die die dunklen Köpfe so einmütig zusammensteckten. Jetzt verstand sie auch, dass er niemals absichtlich etwas tun würde, was die Zwillinge verletzen könnte. Für ihn würden sie immer an erster Stelle stehen. Er hatte von Opfern gesprochen, die sie beide bringen mussten. Nun, eines dieser Opfer war sie selbst. In Rafaels Plan, den Kindern eine sichere und geborgene Kindheit zu ermöglichen, die er selbst nie gehabt hatte, war die Mutter unverzichtbar.
    Sex mit ihr war einfach praktisch, erkannte sie zutiefst verletzt. Rafael war ein sehr sinnlicher Mann, der den hochanständigen Entschluss gefasst hatte, seine Bedürfnisse in der Ehe zu befriedigen, nicht in einer Reihe von Affären. Er war ein bekehrter Playboy, durch sein Gewissen an das Ehebett gebunden. All die Wut und Aufregung über ihre vermeintlichen Liebhaber hatten nur eines zu bedeuten: Er liebte sie nicht mehr und war daher überkritisch ihren Fehlern gegenüber. Sie gab ihm ein Ventil für seine eigene Frustration. Er fühlte sich in der Falle, und wie ein wildes Tier wehrte er sich, wenn er eingesperrt wurde.
    Ben entdeckte sie zuerst. „Mummy!“ Er rappelte sich auf und

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