Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
angenehm. Sonst funktioniert es nicht. Du mußt alles tun, was ich dir sage. Sonst wird jeder dich verhauen können, wie sie es jetzt alle tun. Ich möchte, daß du genau auf alles hörst, was ich dir sage.«
    »Okay.« Klein Eddie unternahm sichtliche Anstrengungen, sich zu entspannen. Er legte die Hände auf die Oberschenkel und atmete zweimal ein und aus.
    »Nun schließ die Augen.«
    Klein Eddie schloß die Augen.
    Plötzlich wußte Harry, daß es funktionieren würde - wenn er alles tat, was in dem Buch stand, würde er wirklich imstande sein, seinen Bruder zu hypnotisieren.
    »Klein Eddie, ich möchte, daß du nur auf den Klang meiner Stimme hörst«, sagte er und zwang sich selbst dazu, ruhig zu bleiben. »Du wirst bereits ruhig und entspannt, so friedlich und gelassen, als würdest du im Bett liegen, und je länger du auf meine Stimme hörst, desto entspannter und müder wirst du werden. Nichts kann dich berühren. Alles Schlechte ist weit weg, und du sitzt nur hier, atmest ein und aus und wirst immer schläfriger.«
    Er warf einen Blick auf die Seiten, ob er es auch richtig machte, dann fuhr er fort.
    »Es ist, als würdest du im Bett liegen, Klein Eddie, und je mehr du meine Stimme hörst, desto müder und schläfriger wirst du, immer müder, je länger du mir zuhörst. Alles andere verblaßt irgendwie, und du kannst nur noch meine Stimme hören. Du fühlst dich müde und gut, wie du dich kurz vor dem Einschlafen fühlst. Alles ist prächtig, und du läßt dich ein wenig treiben, du treibst langsam davon, und du bereitest dich darauf vor, deine rechte Hand zu heben.«
    Er beugte sich nach vorne und streichelte sehr sanft über den Rücken von Klein Eddies verschmierter rechter Hand. Eddie saß mit geschlossenen Augen zusammengesunken in dem Sessel, sein Atem ging flach. Harry sprach sehr langsam.
    »Ich werde nun von zehn an rückwärts zählen, und mit jeder Zahl wird deine Hand leichter und leichter. Während ich zähle, wird deine rechte Hand so leicht werden, daß sie nach oben schwebt und deine Nase berührt, wenn ich bei ›eins‹ angelangt bin. Und dann wirst du tief schlafen. Ich fange jetzt an. Zehn. Deine Hand fühlt sich bereits leichter an. Neun. Sie möchte nach oben schweben. Acht. Jetzt fühlt sich deine Hand wirklich leicht an. Sie wird sich gleich heben. Sieben.«
    Klein Eddies Hand hob sich gehorsam einen Zentimeter über den Oberschenkel.
    »Sechs.« Die verschmierte kleine Hand hob sich wieder ein paar Zentimeter. »Sie wird jetzt leichter und leichter, und jedesmal, wenn ich eine weitere Zahl sage, kommt sie deiner Nase etwas näher, und du wirst schläfriger und schläfriger. Fünf.«
    Die Hand glitt mehrere Zentimeter näher an Eddies Gesicht.
    »Vier.«
    Nun hing die Hand wie ein schlafender Vogel auf halbem Weg zwischen Eddies Knie und seiner Nase.
    »Drei.«
    Sie stieg bis fast an Eddies Kinn.
    »Zwei.«
    Eddies Hand hing wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt.
    »Eins. Jetzt wirst du einschlafen.«
    Der sanft gekrümmte, ketchupverschmierte Zeigefinger berührte zart Eddies Nasenspitze und verweilte dort, während Eddie gegen die Lehne zurücksank.
    Harrys Herz klopfte so laut, daß er befürchtete, sein Schlagen würde Eddie aus seiner Trance aufwecken. Eddie blieb bewegungslos. Harry atmete einen Augenblick leise durch. »Nun kannst du die Hand wieder in den Schoß sinken lassen, Eddie. Du wirst tiefer und tiefer schlafen. Tiefer und tiefer und tiefer.«
    Eddies Hand sank anmutig nach unten.
    Auf dem Dachboden schien es für Harry so heiß wie in einem Ofen zu sein. Seine Finger hinterließen Abdrücke auf den offenen Seiten des Buches. Er wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab und betrachtete seinen kleinen Bruder. Klein Eddie war so sehr auf dem Stuhl zusammengesunken, daß sein Hinterkopf nicht mehr im Spiegel zu sehen war. Der Dachboden erstreckte sich vollkommen still zu beiden Seiten von ihnen und wartete darauf (so jedenfalls schien es Harry), was als nächstes passieren würde. Maryroses Koffer standen in einer Reihe unter den Dachsparren weit hinter dem Spiegel, ihre alten Kleider hingen stumm in dem staubigen Schrank. Harry rieb die Hände an den Jeans, um sie abzutrocknen, dann blätterte er mit der Anmut eines Gelehrten, der sein Leben in Bibliotheken verbracht hat, eine Seite um.
    »Du wirst aufrecht auf dem Stuhl sitzen«, sagte er.
    Eddie richtete sich auf.
    »Ich möchte jetzt, daß du mir zeigst, daß du wirklich hypnotisiert bist, Klein Eddie. Das ist

Weitere Kostenlose Bücher